Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1881)

Tagebuchblätter aus dem Jahre 1805

Tagebuchblätter aus dem Jahre 1805. 513 Den 17. brach das Corps wieder auf, und marschirte über Maria­hilf nach Pohrlitz, wo die Vereinigung mit dem russischen Corps, welches über Krems angerückt kam, geschah. Die Russen campirten ä cheval der Chaussee rechts hinter Pohr­litz und die k. k. Truppen links vor selbem auf einer dazu geeigneten Hutweide in zwei Treffen, das Hauptquartier war in Pohrlitz. Nun fing unser Leiden an, wegen Mangels an vivres doppelt empfindlich zu werden, indem die Russen, obwohl sie ihre Gebühren separirt zugewiesen hatten, auch von unserem Corps die Brod- und Fourage-Vorräthe auf dem öffentlichen Platze dieses Ortes, ungeachtet aller Gegenwehr, der dabei commandirten Mannschaft entrissen, ja sogar Officiers-Bagagen sammt den Wagen in ihr Lager hinausführten. Alle unsere Klagen bei unserem Herrn Commandirenden halfen nichts. Dieser äusserte sich, es würden schon dem russischen Comman­direnden darüber Vorstellungen gemacht werden, was auch geschah. Der russische General erwiderte aber auf diese Klagen, dass man ihm die Thäter vorführen oder in seinem Lager nach diesen suchen solle; es sei übrigens seiner Mannschaft auch wirklich nicht zu ver­argen, da sie seit 14 Tagen gar keine ordentliche Verpflegung erhielt und zudem sich mit dem Feinde beständig hätte herumschlagen müssen. Dieses Resultat wurde uns bekannt gegeben; allein einige Officiere konnten sich ob des erlittenen grossen Verlustes damit nicht begnügen und begaben sich selbst zu dem russischen Chef. Dieser aber wollte sie nicht empfangen, sondern liess sie sogar bei seiner Zimmerthüre durch seine Kosaken nach russischer Art abweisen. Alles war empört: die Truppen, weil sie fühlbar verkürzt wurden, die Insassen in dem Lagerorte, sowie in den bis zu zwei Meilen entfernten Ortschaften aber aus dem Grunde, weil sie sich durch die unmenschlichen Kosaken, ja auch durch die Linientruppen auf die unbarmherzigste Weise gänzlich ausge­plündert, auch auderer unzähliger Gewalttätigkeiten ausgesetzt sahen. Am 18., Früh um 4 Uhr, rückte die bereits vereinigte Armee in zwei Haupt-Colonnen vor, und zwar die Russen an der Chaussée, die Österreicher über Selowitz gegen Schlappanitz, wohin auch das Haupt­quartier verlegt wurde. Hier übernahm der russische General en chef Kutusow das Commando der combinirten Armee. Am 19. setzte die vereinigte Armee, die Russen auf der Chaussée, die Österreicher über Austerlitz, Niemtschau-Drasowitz, nach Wischau den Marsch fort, allwo biwakirt wui'de. Die Österreicher kamen links vor Wischau, bis gegen Brindlitz ausgedehnt, die Russen rechts auf den Höhen von Opatowitz, das vereinigte Hauptquartier aber in Wischau zu stellen. Die russischen Generale und Stabsofficiere nebst einem Theile der Ober-Officiere nahmen alle Gasthäuser in Requisition und Hessen österreichische Officiere nicht in die Nähe.

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