Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1881)

Moriz v. Angeli, Major im k. k. Kriegs Archive: Der Krieg mit der Pforte 1736 bis 1739 - IV. Der Feldzug 1739 und der Friede von Belgrad

464 Der Krieg mit der Pforte 1736—39. von dem Friedensschlüsse auch hier den Operationen ein Ende machte und die kaiserlichen Truppen nütliigte, nach Siebenbürgen zurück­zugehen. Die russische Armee, 60—65.000 Mann mit 176 Feld- und 89 schweren Geschützen, unter Feldmarschall Münuich, welche am 26. April bei Kiew operationsbereit sein sollte, konnte ihre Bewegung erst am 7. Juni antreten, überschritt am 29. Juli den Dniester und schlug das hei 60.000 Mann starke Heer des Seraskiers Vali Pascha in der Schlacht hei Stawutscliane am 28. August so entscheidend, dass es sich bis Bender zurückzog. Die Festung Chotjin, hiedurch voll­kommen isolirt, ergab sich zwei Tage später dem Sieger. Unterstützt durch die Intriguen der Parteien in der Moldau, drang nun Münnich, ohne Widerstand zu finden, bis Jassy vor, welches er brandschatzte, während seine Truppen die grössten Gräuelthaten auf dem flachen Lande verübten. Ausser einem Zuge der Don’schen Kosaken gegen die Donau und einigen Streifereien gegen Budziak blieb die russische Armee unthätig und bezog noch im September die Winterquartiere in der Moldau, die Feldmarschall Münnich aus persönlichen Gründen nicht zu verlassen gewillt war. In Folge des Friedens der Zarin mit der Pforte wurde jedoch im October nicht nur die Moldau geräumt, sondern auch Chotjin an die Türken restituirt, und die russische Armee zog im selben Monate nach der Ukraina ab. Der Friedensschluss. V or geschieht e. Die lakonische Mittheilung, welche Graf Neipperg am 1. Sep­tember 1739 an den Feldmarschall Wallis richtete, bezeichnet einen verliängnissvollen Wendepunkt in Österreichs Geschichte. Belgrad, diese erste Vormauer der Christenheit gegen die Ungläubigen, der Schlüssel zu Ungarn, kam in die Hände der Türken. In Kämpfen, die in ihrer Grossartigkeit an die antike Heldenzeit erinnern, hatten Generationen um diese schon zum Glaubensidol gewordene Stätte gerungen; Ströme Blutes, zahllose Opfer erbarmungslosen Religions­kampfes waren der Preis eines stets nur ephemeren Besitzes. 18 Jahre vorher hatte Prinz Eugen’s sieggewohnter Degen den Halbmond von Belgrads Thürmen gestürzt und den österreichischen Doppelaar auf dessen Wälle gepflanzt; eine grausame Ironie des Schicksals liess nun die hartumstrittene Feste ohne Kampf, nur durch einen Federzug. fast an demselben Tage wieder in die Hände der Osmauen fallen, an welchem deren Vorfahren sie vor 200 Jahren ') mit stürmender Hand den Christen entrissen hatten. ') 29. August 1521.

Next

/
Oldalképek
Tartalom