Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1881)
Friedrich Spigl, Hauptmann im k. k. Kriegs-Archive: Repressalien-Gefechte an der croatisch-türkischen Grenze in der Zeit von 1809 bis 1845
20 Repressalien-Gefeclite an der croatisch-tlirkischen Grenze Machtverhältnisse nach jenen der eigenen Regierung abzuschätzen, immerhin fähig waren, sich groben Excessen hinzugehen. Doch diesmal erwiesen sich die Türken fortan zaghaft und schienen eine Ausschreitung nicht wagen zu wollen. Die ränkesüchtigen Begs Kullenovic aus Vakup waren daher auf Gewaltmittel bedacht, um sie aus ihrer Lethargie aufzurütteln. Besirbeg Kullenovic hatte zwei Räuber aus Oresac gedungen, den Licaner Ober-Basa Roseta zu ermorden. Nach fruchtlosen Anschlägen gegen das Leben des Ober-Basa, ermordeten die Räuber, am 3. Mai 1835 auf österreichischem Boden, den Grenzer Stojsavlievic, welcher vom Cordonposten Djelatina Glavica sich ohne Waffen in den benachbarten Wald begab, um für den Posten Holz zu holen. GM. v. Rukavina beauftragte den Carlstädter Brigadier GM. Baron Waldstätten, den Sachverhalt an Ort und Stelle zu untersuchen und, nach Massgabe des Ergebnisses, gegen die Türken vorzugehen. Wegen plötzlicher Erkrankung dieses Generals führte der Licaner Regiments-Commandant Oberst Zajatsik die Erhebungen durch. Die bisherigen Nachrichten bestätigten sich; es wurde beschlossen, einen Repressalienzug gegen das Dorf Begluke auszuführen, wo die Begs Kullenovic einige Sommerhäuser hatten. Als die hiezu aufgebotenen Truppen bei Djelatina Glavica versammelt waren, erschienen drei Abgeordnete aus der Versammlung der Agas in Vakup und beseitigten durch ihre Zusagen den in der bezüglichen Instruction vorgesehenen Anlass zur Selbsthilfe. Anderseits erwies sich Begluke nicht als das geeignete Ziel des Strafzuges, weil die Häuser der Begs Kullenovic ganz leer standen und der Ort sonst nur von friedlichen Christen bewohnt war; doch bevor noch wegen der den Türken aufzuerlegenden Genugthuung ein Beschluss gefasst werden konnte, machte eine noch viel frechere Grenzverletzung die Anwendung von Repressalien unerlässlich. Vier junge Türken kamen am 6. Mai zum Licaner Cordonposten Kameniasbrod, verhöhnten die Schildwache, feuerten schliesslich ihre Gewehre nach derselben ab und entflohen. Gleichzeitig mit der Meldung des Posten-Commandanten über das vorgefallene Attentat, erhielt der Cordon - Commandant, Major Thodorovic, von einem Zeugen über die Veranlassung desselben mündlichen Bericht. In einem Ahr (Schenke) zu Vakup besprachen mehrere Türken die ernste Gefahr von Repressalien, welche ihnen vom Licaner Regimente wegen des auf dortigem Boden eben verübten Mordes drohe. Vier junge Leute, sämmtlich im Alter zwischen 15 und 18 Jahren, darunter zwei Begs Kullenovic, spotteten der Gefahr, und einer der Letzteren behauptete, er traue sich bei all’ den drohenden Kundgebungen seitens der Croaten, noch einen kaiserlichen Soldaten am Posten zu erschiessen, ohne dass man es wage, sie anzugreifen.