Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs (1881)

Friedrich Spigl, Hauptmann im k. k. Kriegs-Archive: Repressalien-Gefechte an der croatisch-türkischen Grenze in der Zeit von 1809 bis 1845

in der Zeit von 1809 bis 1845. 7 Umfange herbei. Diese wären, trotz der steten drohenden Haltung der Cetiner und ihrer Parteigänger, ohne die Aufreizung von Seite des französischen Consuls David in Travnik, kaum zum Ausbruche ge­kommen. Sobald aber die, wie es scheint, gar nicht ernsthaft geplante Wiedereroberung endlich doch, wenn auch erfolglos, versucht worden war, so konnte es nicht anders kommen, als dass der Versuch sich später wiederholte. Beim Ausbruche des Krieges von 1809 fielen die bosnischen Türken in den abgetretenen District ein, vertrieben die croatischen Ansiedler und setzten die Cetiner an deren Stelle. Als nach dem Schönbrunner Frieden die Carlstädter und Banal- Grenze und mit ihnen auch das Cetiner Gebiet an Frankreich fielen, da sah sich Marschall Marmont als Gouverneur der illyrischen Pro­vinzen genöthigt, die Interessen der depossedirten Croaten gegen die­selben Türken zu vertreten, welche er früher, als Ober-General in Dalmatien, durch den Consul David l) zur Besitznahme von Cetin und Gebiet hatte aufreizen lassen. Er schwankte keinen Augenblick, zu Gunsten der positiven neuen Pflicht die eigene Politik von ehedem zu verleugnen; David hingegen versagte diesmal seinen Dienst. So kam es, dass der Marschall, nach­dem er die Türken zur gütlichen Räumung des usurpirten Landstriches vergebens aufgefordert hatte, Waffengewalt gebrauchte. Er versammelte 4000 Mann Infanterie, 800 Reiter mit 20 Kanonen in Sluin und rückte, die ganze vertriebene Bevölkerung, etwa 25.000 Seelen im Rücken, gegen die Türken, welche, an 10.000 Mann, meist Reiterei, eine verschanzte Stellung innehatten. Geschützfeuer brachte die wirre Menge in gänzliche Unordnung; einige der Kühnsten sprengten gegen die Infanterie an, um da den Tod zu finden. Die Franzosen nahmen den Türken ihre Redouten sammt Geschützen weg und tödteten ihrer, bei einem eigenen Verluste von 5 Mann, an 200; die übrigen zerstreuten sich. Hierauf zog Marmont gegen das verlassene Izacic, befahl den nachrückenden Croaten, den Ort sammt den umliegenden Dörfern zu plündern und dann zu verbrennen. 1500 1 läuser gingen in Flam­men auf* 2). Nach dieser Züchtigung rückte er vor die Festung Bihac, wohin sich die Capitäne und Urheber des Widerstandes geflüchtet hatten. Eine Demonstration genügte, ihre völlige Unterwerfung, Räumung des usurpirten Gebietes und Gewährleistung sowohl eines ruhigen Besitzes des strittigen Landstriches, als auch der Ruhe an der Grenze zu erzwingen. *) Siehe Mémoires du Maréchal Marmont, Duc de Raguse, livre XIII, page 223. 2) „Nie sali ich,“ bemerkt der Marschall, „einen Befehl so pünktlich vollziehen.“

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