Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs - Die Occupation Bosniens und der Herzegovina (1879)

Anhang

Besetzung eines Theiles des Paschaliks von Novibazar. 893 Jahren oft gezwungen, zum Schutze ihrer Interessen zu den Waffen zu greifen, musste fremden Agitatoren leicht zugänglich werden. Plevlje (Taslidza) war der Sitz des Mufti Mehemed, des Leiters der vorjährigen Bewegung in Ost-Bosnien, gewesen. Hier hatte er seine eifrigsten Anhänger geworben, hieher und später nach Bjelopolje hatte er mit einer grossen Zahl von Flüchtigen sich gewendet, als die k. k. Truppen bis an die Drina vordrangen. Er und seine Anhänger hatten im vergangenen Winter mit allen Mitteln den Hass der Muham­medaner gegen Oesterreich-Ungarn anzufachen gewusst, und sollte es nur der Erschöpfung der verarmten Bevölkerung zuzuschreiben sein, dass der vom Mufti eifrigst betriebene Angriff auf die bosnischen Grenzstationen noch nicht zur Ausführung gekommen war. Ob aber die Hohe Pforte den Willen und auch die Kraft haben würde, diesen Bestrebungen gegebenen Falles mit Ernst entgegenzutreten, musste nach den Ereignissen in Bosnien und in Albanien um so mehr zweifel­haft erscheinen, als manche Anzeichen darauf deuteten, dass Mufti Mehemed’s Verbindungen bis Constantinopel reichten. Auch waren die kaiserl. ottomanischen Besatzungen im nördlichen Theile des Lim- Gebietes viel zu schwach, um eventuell den Widerstand der Bevölke­rung gegen den Einmarsch der k. k. Truppen brechen zu können. Die Möglichkeit, dass diese im Sandschak von Novibazar dem durch fremde Elemente gekräftigten Widerstande der Muhammedaner begegnen würden, war sonach vorhanden. Von Haus aus musste daher seitens Oesterreich-Ungarns bei der Durchführung der Besetzung eine den Erfolg für alle Fälle ver­bürgende Truppenstärke in Anschlag gebracht werden, und mussten die einmarschirenden Truppen vollkommen operationsfähig, mit allen Kriegsbedürfnissen reichlich versehen sein. Darin lag aber die Haupt­schwierigkeit. Die Armuth und Unwirthsamkeit des Lim-Gebietes, dann die durch grosse Länge und schlechten Zustand bedingte geringe Leistungsfähigkeit der nach der Drina führenden Etapen-Linien, bereiten an und für sich jeder auf die Adria oder Save zu basirenden mili­tärischen Operation im Sandschak von Novibazar Schwierigkeiten. Ausserordentlich müssen diese sich steigern, falls ein derartiges Unter­nehmen im ungangbaren Gebirgslande dem numerisch schwer berechen­baren Widerstande einer kriegerischen, reichlich mit Waffen versehenen Bevölkerung begegnet. Hier konnte in erster Linie nur die sorg­fältigste, alle Momente und Zufälligkeiten in’s Auge fassende Vorbe­reitung Bürgschaft des Erfolges gewähren. Das k. k. General-Commando zu Sarajevo, zur Leitung dieses Unternehmens berufen, ging auch schon in den ersten Monaten des Jahres mit aller Energie und grosser Umsicht an die einleitenden Massnahmen. Diese bezogen sich zunächst auf den Ausbau und die Ver­mehrung der von Sarajevo excentrisch gegen die Drina führenden Communicationen und auf Einrichtung dieser Flusslinie als Basis für alle weiteren nach Süden zu richtenden Operationen. Es wurden die Hei'stellungsarbeiten an dem von Sarajevo über Rogatica nach Vise- grad führenden Wege eifrigst betrieben und diese Linie fahrbar her­62*-

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