Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs - Die Occupation Bosniens und der Herzegovina (1879)

Die Insurrection

Die Ereignisse in Sarajevo und Mostar im August 1878. 867 Comité Sitz und Stimme hatte und sich in gewissen Kreisen eines her­vorragenden Einflusses erfreute, andererseits aber Furcht und Schrecken um sich her verbreitete, wurde von Kiseljak, wo er sich seit zwei Tagen befand, zurückgerufen, um den Anordnungen des Actions- Comité’s entsprechenden Nachdruck zu geben *). entschlossen, denn uns schützen die siegverheissenden Geister unserer Ahnen, sie verleihen uns Kraft.“ „Ihr Brüder, — Christen und sämmtliche Bewohner unseres einheitlichen Vaterlandes! schliesst Euch an die rechtgläubigen Türken an, um so gestärkt, mit vereinten Kräften für Recht und Vaterland in den heiligen Kampf zu ziehen. —• Unverzagt vorwärts nach Jaice!“ „Wer diesem Rufe nicht Folge leistet, wird mit dem Tode bestraft.“ Sarajevo, am 5. August 1878. Stellvertreter des Kadija: Sulejman Sirija m. p. *) Ueber die Rolle, welche Hadschi Loja in dem bosnischen Aufstande spielte, sowie über sein schliessliches Ende, sind die abenteuerlichsten und unrichtigsten Gerüchte in weitere Kreise gedrungen. Hadschi Loja war im Grunde nichts Anderes, als einer jener volksthümlichen Räuber, wie sie unter verschiedenen Formen auch in anderen Ländern vielfach vorgekommen sind, und deren Gestalt die Tradition mit einem Schleier von Legenden umwebt. Volk und Boden Bosniens, die socialen und politischen Wirren der letzten Jahre konnten das Vorkommen ähnlicher Exi­stenzen nur begünstigen. Von hohem Wüchse und ungewöhnlicher Körperkraft, Eigen­schaften, die in den Augen eines auf niederer Culturstufe stehenden Volkes an und für sich zu einer Art von Autorität berechtigen, konnte es Hadschi Loja, den über­dies noch der heiligende Nimbus eines Mekka-Pilgers umgab, nicht schwer werden, sich in den unteren und den ihm gleichgesinnten Schichten der Bevölkerung ein gewisses Ansehen zu sichern. Gleichwohl aber gelang ihm dies nicht bei den Besitzenden und reichte sein Einfluss auch nicht über die Grenzen des heimatlichen Sandschaks hinaus. In Sarajevo war er verabscheut, und die Einwohner des Sandschaks Bihac verwahrten sich energisch gegen die Zumuthung, als hätten sie sich über Einflussnahme Hadschi Loja’s erhoben, der ihnen als Vagabund und Räuber bekannt sei. Für die Männer der Revolution in Sarajevo aber war Hadschi Loja der rechte Mann, der erwünschteste Agitator einer Partei, welche sich vom Beginne an auf die Hefe des Volkes stützen musste, und dem sie daher willig einen hervorragenden Platz in ihren Reihen einräumte. Was nicht dem Einflüsse des Mekka-Pilgers, der legendenhaften nationalen Heldengestalt folgte, beugte sich vor der mordlustigen Wildheit des Räubers, und so war Hadschi Loja immer seines Erfolges sicher. Als die Revolution zur Thatsache geworden war, durchzog er an der Spitze von 12 Zigeunern, dem Abschaume der verachtetsten Race des Landes, die Umgegend der Stadt, überall den Widerstand predigend und in seiner Art „Freiwillige“ werbend. Auch in Kiseljak war er in gleicher Weise thätig, als ihn die Botschaft des Actions- Comité’s nach Sarajevo zurückberief. Durch eine eigenthümliche Fügung sollte Hadschi Loja an seinen eigenen Werken zu Grunde gehen. Als nach den Gefechten bei Zepce und Jaice die Rath- losigkeit in den Reihen der Insurrection eine bedenkliche Höhe erreichte, erhofften die Anhänger Hadschi Loja’s von der Anwesenheit ihres Helden in den ersten Kampfesreihen, eine Wendung zum Besseren. Muhammedaner durchzogen am 11. August die Gassen Sarajevo’s mit der ungestümen Forderung, dass Hadschi Loja die Fahne des Propheten entfalte und seine gerühmte Tapferkeit im Kampfe gegen die Ungläu­bigen erweise. Das Actions-Comité ergriff begierig den Anlass, sich des täglich über­mächtiger und schamloser auftretenden Genossen zu entledigen und nöthigte ihn, dem Volkswillen Genüge zu leisten. Hadschi Loja war jedoch von nichts weiter entfernt, als solchem Ansinnen nachzugeben. Er verliess zwar am 13. August mit seinen Mordgesellen Sarajevo, wandte sich aber westlich gegen Ilidze. Auf dem Wege dahin erschlug er einen harm­losen Reisenden, zwang die Bewohner des katholischen Ortes Krcevine zur Flucht

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