Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs - Die Occupation Bosniens und der Herzegovina (1879)

Einleitung

58 Topographische Skizze. Von den bei Skizzirung der Gangbarkeit des Landes aufgezählten Haupt-Communicationen bilden die in den Thälern der Bosna, des Vrbas und der Narenta fürhenden Strassen die von der Natur vorgezeich- ^ neten Operations-Linien. Die centrale Richtung und die relative Ergiebig­keit des anliegenden Landes geben der im Bosna-Thale führenden und relativ auch besten Strasse die grösste Bedeutung. Da, wie erwähnt, nur sehr wenige Transversalen die einzelnen Operations-Linien verbinden, müssen die die letzteren benützenden Colonnen eine gewisse, zunächst durch die Marsch- und Lagerverhält­nisse beeinflusste Stärke, unbedingt aber einen möglichst hohen Grad von Selbständigkeit erhalten. Bei einer Operation von Sarajevo gegen Mitrovica bleibt die Armee auf die einzige, nur streckenweise fahrbare Communication über Sjenica und Novibazar angewiesen. Nur sehr wenige, äusserst beschwer­liche Saumwege begleiten diese defiléenreiche Haupt-Communication. Die Unwegsamkeit, Unfruchtbarkeit und der rauhe Charakter dieses ganzen Landstriches, insbesondere aber der Gebirge am oberen Lim, bereiten militärischen Operationen ganz aussergewöhnliche Schwie­rigkeiten. Schon die Geschichte zeigt dies. Nicht durch das Paschalik von Novibazar, wohl aber im fruchtbaren serbischen Morava-Thale ging die alte, den Süden mit dem Norden der Balkan-Halbinsel ver­bindende Völkerstrasse. Allerdings führt, geometrisch gedacht, die kür­zeste, seit Eröffnung des Suez-Canales zu erhöhter Bedeutung gekom­mene Linie vom Aegäischen Meere nach dem Centrum der europäischen Cultur-Länder, durch das Gebiet von Novibazar. Ob es jedoch die Verhältnisse dieses Landstriches erlauben, dass die gedachte Linie praktische Bedeutung erhalte — ist heute noch problematisch. Sicher ist aber, dass die militärische Behauptung des langen, an beiden Seiten so leicht verwundbaren Defilé’s zwischen Montenegro und Serbien eines bedeutenden Aufwandes an Kräften bedarf, und dass deren Erhaltung unter den obwaltenden Verhältnissen ausserordentlich schwierig ist. Auch bei Zusammensetzung und Ausrüstung der Streitkräfte, dann bei Regelung des Verpflegs- und Nachschubs-Dienstes werden die Eigentümlichkeiten des Landes vielfach massgebend sein. Mit den Verhältnissen im Gebirge vertraute Infanterie wird in über­wiegender, Cavallerie, meist nur zum Nachrichten- und Geleitdienste verwendbar, nur in sehr beschränkter Zahl zur Verwendung kommen. Die Artillei'ie der in erster Linie vorrückenden, oder auf Saum­wege gewiesenen Colonnen wird vorwiegend aus Gebirgs - Batterien bestehen müssen. Der Bedarf an technischen Truppen wird ausser- gewöhnlich gross sein. Zahlreiche Marschhindernisse müssen beseitigt, die Benützbarkeit der wenigen fahrbaren Strassen sichergestellt, neue Verbindungen eingerichtet, aus den ruinenartigen Resten alter Castelle haltbare Stützpunkte geschaffen werden. Die Sicherung der Verbindungen und die Regelung des Etapen- Dienstes überhaupt, wird bei der Beschaffenheit des Landes und dem

Next

/
Oldalképek
Tartalom