Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs - Die Occupation Bosniens und der Herzegovina (1879)
Einleitung
56 Topographische Skizze. jedem Siege eine neue Gefahr bereitet. Nur in den meist leicht zu sperrenden Thal-Defiléen, zwischen steilen Hängen, undurchdringlichen Wäldern oder zerklüfteten Karstplatten führen die wenigen Wege in das Innere des Landes. Der durch den Zug der Gebirge bedingte, fast absolute Mangel an Transversalen, dann die grosse gegenseitige Entfernung der Operations-Linien erschweren die Verbindung der einzelnen Colonnen im meist waldigen, immer unübersichtlichen und ungangbaren Lande. Zwingt einerseits die Unwirthbarkeit und Armuth des Landes das vorrückende Heer, fast allen Bedarf, in der Hercegovina theilweise sogar Wasser und Holz, mit sich zu führen, so bereitet andererseits der gänzlich verwahrloste Zustand der wenigen überhaupt brauchbaren Communicationen der Organisirung eines entsprechenden Nachschubes von der Basis zum Heere oft kaum zu überwindende Schwierigkeiten. Bei jedem Schritte nach vorwärts steigert sich dieser Uebelstand. Hindert doch die Configuration des Terrains im Grossen und der Mangel ressourcenbietender Orte ein zweckentsprechendes Vorschieben der Basis. Die Durchführung der ausreichenden Verpflegung einer im Lande operirenden grösseren Truppenmasse wird sonach immer eines der schwierigsten Probleme bleiben. Die Armseligkeit der christlichen Häuser im Lande und die Starrheit muhammedanischer Sitten- und Religionsgebräuche in den Städten hindern meist die Cantonnirung der Truppen. Viele Erkrankungen bei den in den Bivouacs allen Unbilden einer rasch wechselnden Witterung ausgesetzten, durch beschwerliche Gebirgsmärsche erschöpften Truppen sind daher unvermeidlich. Bereiten sonach die topographischen und klimatischen Verhältnisse des Landes an und für sich jeder militärischen Operation die grössten Schwierigkeiten, so werden diese um so mehr in’s Gewicht fallen, wenn es sich um einen Insurrectionskrieg handelt. Die durch die grösste Bedürfnisslosigkeit bedingte Unabhängigkeit vom Nachschübe und allen den Impedimenta eines organisirten Heeres sichert den Schaaren der Insurrection für alle Fälle die grössere Beweglichkeit. Die zahlreichen, meist gut situirten Castelle geben dem Aufstande die erwünschten Stützpunkte; die Beschaffenheit des Gebietes ermöglicht der Insurrection, die genaue Kenntniss des Landes im kleinen Kriege bis auf das Aeusserste zu verwerthen und grösseren Zusammenstössen sich leicht zu entziehen. Macht überdies die Armuth des Landes die rückwärtigen Verbindungen des nur auf den Nachschub angewiesenen Heeres doppelt empfindlich, so werden andererseits die auf den Etapenstrassen verkehrenden ungelenken Wagen-Colonnen die Insurrection immer als verkältnissmässig leichte, nicht zu verachtende Beute reizen. Nur aussergewöhnliche Umsicht, Ausdauer, Energie und Beharrlichkeit kann in einem so beschaffenen Lande zum Ziele führen; nur kühn geplante, kräftig und energisch durchgeführte Unternehmungen, begleitet von greifbaren Resultaten, werden durchschlagende Erfolge erringen. Nichts lähmt so nachhaltig den durch Fanatismus künstlich