Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs - Die Occupation Bosniens und der Herzegovina (1879)
Operationen der XX. Infanterie-Truppen-Division bis zum Eintreffen in Doboj
Gefechte bei Dolnja Tuzla. 253 südlich der Strasse und gegen 10 Uhr hier noch weitere 4 Geschütze der Batterie Nr. 4 in Thätigkeit gesetzt. Allerdings hinderte das Terrain am linken Flügel die ausgiebige Unterstützung der dort kämpfenden Abtheilungen durch Artilleriefeuer; die feindlichen, abermals auf der Höhe nördlich der Stadt aufgefahrenen Berggeschütze wurden aber auch jetzt baldigst zum Schweigen gebracht. Noch vor Eintreffen der Umgehungs-Colonne Morocutti’s war bei Moluka auch das Infanterie-Gefecht lebhaft geworden. Der Gegner, seiner numerischen Ueberlegenheit bewusst, ging, wie wiederholt an diesem Tage aus der gewohnten Passivität heraustretend, zur Offensive über, wobei er eine wohl nur durch die Anwesenheit regulärer Truppen und kriegsgewohnter Führer zu erklärende Manövrir-Fähigkeit zeigte. Er trachtete den linken Flügel der k. k. Truppen zu umgehen. FML. Graf Szápáry sah sich nun genöthigt, auch Hauptmann Grablowitz mit der 1. Compagnie von Czesarewitsch auf die Höhen zu senden und einen Zug der Batterie Nr. 5 auf die Kuppe nördlich Moluka zu ziehen. Trotz des erfolgreichen Feuers dieser Geschütze setzte jedoch der sonst für deren Wirkung so empfängliche Gegner seine Angriffe mit ungebrochener Heftigkeit fort, und erlitten die k. k. Truppen empfindliche Verluste. Bei der 11. Compagnie des Regimentes Alexis wurden in kurzer Zeit die Lieutenants S. Schönberger und F. Olbert verwundet. Diese Angriffe erlahmten erst gegen 10 Uhr, als das Eingreifen der Umgehungs - Colonne unter Oberstlieutenant Morocutti fühlbar geworden. Schliesslich räumten die Insurgenten die Höhen westlich der Friedhof-Schlucht und konnte nun auch Major Gissübel weiter vorrücken und mit dem Detachement Morocutti’s in Verbindung treten. Gegen 11 Uhr Vormittags standen sonach sämmtliche Abtheilungen des linken Flügels unmittelbar vor der theilweise durch eine Mauer geschützten Lisiére der Stadt, die Insurgenten auf den Höhen östlich der Schlucht. Auch jetzt, nach Vereinigung beider Bataillone, konnte nicht, wie beabsichtigt gewesen, die Offensive fortgesetzt werden; musste doch ohne das Eingreifen frischer Truppen der Erfolg gegen den nun in günstiger Aufstellung massirten Gegner sehr problematisch scheinen; diese hier in Action zu bringen, war jetzt aber unmöglich; die wenigen noch verfügbaren mussten einer anderen Verwendung Vorbehalten bleiben. Auf dem rechten Flügel war der Kampf schon ernst, die Gefährdung der Rückzugslinie eminent geworden. Auch dort, auf den Abfällen der Ravna Tresnja, war der Gegner mit Tagesanbruch offensiv aufgetreten, indem er die am rechten Flügel der Gefechtslinie stehenden zwei Compagnien (5. und 6.) des Regimentes Czesarewitsch in der Front und rechten Flanke heftig angriff. Das sehr durchschnittene, grossentheils bewaldete Terrain erleichterte dem von den Höhen herabsteigenden Gegner sein Vorhaben. Zu-