Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs - Die Occupation Bosniens und der Herzegovina (1879)
Operationen der XX. Infanterie-Truppen-Division bis zum Eintreffen in Doboj
250 Gefechte bei Dolnja Tuzla. Hülfe war aber nahe; rechtzeitig hatte der Divisions-Commandant die Gefahr erkannt — für Unterstützung gesorgt. Schon rückte auf dessen Befehl Oberstlieutenant Morocutti des 61. Regimentes mit der 2. und 3. Compagnie, dann mit Abtheilungen der 5. und 8. gegen die entscheidende Höhe vor. Der Gegner, seine Absicht vereitelt sehend, stutzte und zog bald, ohne einen weiteren Angriff versucht zu haben, in Unordnung ab, so dass Oberstlieutenant Morocutti fast ohne Schuss die wichtigen Höhen erreichen konnte. Der Gegner war in seine frühere Stellung zurückgedrängt. Das Gefecht, zum Stehen gebracht, verstummte gegen 7 Uhr Abends, nach erneuertem kurzen Aufflammen, bei welcher Gelegenheit Oberlieutenant Horn schwer verwundet worden. Zum Schlüsse des Kampfes standen sonach: Rechter Flügel auf den Hängen der Ravna Tresnja: ls/4 Bataillon ( weniger */4 Compagnie). Centrum im Thale und auf den nächsten nördlichen Hängen: % Bataillon. Linker Flügel auf den Höhen der Majevica planina: l3/4 Bataillon (weniger s/4 Compagnien) und 8 Geschütze. In Reserve, dann theilweise zum Schutze der Flanken der Marschlinie im Thale und auf den Höhen von Bukinji und Usina: ls/4 Bataillon Infanterie (weniger */4 Compagnie), */4 Genie-Compagnie, 1 Escadron Huszárén und 16 Geschütze, welch’ letztere in dem namenlos schwierigen Terrain noch nicht in Position gebracht und ausgenützt hatten werden können. Die Truppen biwakirten in ihren Aufstellungen, nur wurden theils in den späten Abendstunden, theils im Laufe der Nacht die schwere Batterie Nr. 4, dann die 2. Compagnie von Alexis und die 1. von Czesarewitsch aus der ersten Linie zur Reserve gezogen, überdies die 2. und 3. Compagnie des letztgenannten Regimentes durch die 8. abgelöst. Da der Divisions-Train ebenso wie der 2. Colonnen-Staffel im Laufe des Tages in Han Pirkovac eingetroffen, konnten die Fuhrwerke herangezogen und den Truppen die noth wendigen Vorräthe an Lebensmitteln und Munition zugeführt werden. Das Ergebniss der Kämpfe am 9. August war im Allgemeinen ein für die k. k. Truppen günstiges. Auf dem rechten Flügel hatten sie entschiedene Fortschritte gemacht, am linken die dominirenden Höhen von Moluka behauptet; der schwierigste Theil der Aufgabe blieb aber noch zu lösen. Die die Stadt unmittelbar beherrschenden Höhen waren im Besitze der Aufständischen, denen das Terrain die Vertheidigung in hohem Grade erleichterte. Die Ereignisse des Tages hatten überdies deutlich gezeigt, dass der Gegner Willen und Kraft habe, seine vortheilhafte Stellung voll zu verwerthen und den k. k. Truppen ernsten Widerstand zu leisten. Dessen Kräfte bestanden zum grossen Theile aus unorgani- sirten Banden; aber diese waren sichtbar an Zahl überlegen. Bei den