Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs - Die Occupation Bosniens und der Herzegovina (1879)

Operationen der XX. Infanterie-Truppen-Division bis zum Eintreffen in Doboj

234 Vorrückung bis Dolnja Tuzla. Auch in Gradacac waren die k. k. Truppen freundlich aufge- nommen und von den im Castelle befindlichen türkischen Zaptiés mit militärischen Ehren empfangen worden. Vom Reserve-Regimente Freiherr v. Philippovic wurden die 17., dann zwei Züge der 20. Compagnie unter Hauptmann Manojlovic als Etapen-Commando für Gradacac bestimmt. Nach den am Abend ausgegebenen Dispositionen hatte das Gros der Division am 2., 5 Uhr Früh, den Marsch nach Gracanica in ähn­licher Marschordnung wie am Vortage anzutreten. Major von Halper sollte mit der 15., 16., 18. und 19. Com­pagnie von Philippovic zum Schutze der rechten Flanke um 7 Uhr 30 Minuten Früh auf brechen, durch die ausgedehnten Waldungen westlich der Marschlinie, dann über Vukovac, Kerep, Viberovopolje, Cakule nach Sokol rücken, während im verhältnissmässig offenen Terrain östlich der Marschlinie schwache Abtheilungen zum unmittelbaren Schutze der Colonne genügten. Der Weg nach Gracanica führt zunächst über mehrere mässig cultivirte Hügelreihen, die zwischen unbedeutenden, doch meist tief eingeschnittenen Zuflüssen der Tinja gegen Nord-Ost streichen, erreicht dann südlich Dobrovica die bewaldete Kammhöhe der Majevica und senkt sich weiters im Thale der Gracanica rjeka zwischen theils bewal­deten, theils bebauten niederen Hügeln durch den Ort Gracanica in die Niederung des Spreca-Thales. Dieser Weg hat die Breite eines Fahrweges, und waren auch Spuren künstlicher Erhaltung sichtbar; wiederholt kamen aber so bedeutende Steigungen vor, dass die durch den anstrengenden Marsch am Vortage ermüdeten Bespannungen die stark beladenen Fuhrwerke des Armee-Trains nur sehr schwer fortbringen konnten. Die anhaltenden Regen der letzten Tage hatten die durch Mängel der Anlage bedingten Uebelstände noch bedeutend vergrössert. Der Boden war schlüpfrig, bald konnten die Hufe der Pferde keinen Halt fassen, bald sanken die Räder der Wagen bis an die Naben in den lehmigen, zähen Koth. Ganze Bataillone mussten längs der schwie­rigsten Stellen der Marschlinie vertheilt werden. 30—40 Mann schoben jeden Wagen; oft bedurfte es 3—4 Stunden, um eine der Train-Abtheilungen wenige hundert Schritte vorwärts zu bewegen. Die zahlreich unter der Last der Fuhrwerke einbrechenden Brücken und Durchlässe verursachten neuen Aufenthalt. So wird erklärlich, dass die Tete der Division erst nach zehnstündigem Marsche, das von Gradacac kaum 20km entfernte Dobrovica erreichte, während der Train noch weit zurück war. Wohl hatte ein grosser Theil der Truppen während der Rasten abgekocht; die grundlosen Wege, die häufigen durch obberührte Ver­hältnisse verursachten Marschstockungen, insbesondere aber die ausser­ordentlichen Anstrengungen beim Fortschaffen der Train-Fuhrwerke, hatten dieselben sehr erschöpft, und sah sich das Divisions - Com­mando genöthigt, die Absicht, noch am gleichen Tage Gracanica zu erreichen, aufzugeben, und Biwaks nördlich Dobrovica im Thale des gleichnamigen Baches beziehen zu lassen.

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