Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 3. (1878)
Das Bildungswesen im österreichischen Heere vom dreissigjährigen Kriege bis zur Gegenwart. (Beitrag zu Culturgeschichte Österreichs.) Nach Originalquellen von Josef Ritter Rechberger von Rechkron, Major im k. k. Kriegs-Archiv
2 Das Bildungswesen im österreichischen Heere durch die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht (1868), der vierte durch die volkswirthschaftliclie Krisis (1873), und der fünfte reicht" bis in die Gegenwart. Es ist wohl selbstverständlich, dass jeder dieser Wendepunkte nicht ein plötzliches Abbrechen, sondern nur die Zeit jener Übergangs- Stadien andeutet, in welchen durchgreifende Reformen im Militär- Bildungswesen angebahnt wurden. Um dieselben in ihren Ursachen und Wirkungen richtig zu beurtheilen, folgt hier eine Übersicht der allgemeinen Verhältnisse während der verschiedenen Zeitabschnitte, insofeme als dieselben auf die intellectuelle Entwickelung der Armee von wesentlichem Einflüsse waren. Die vorbereitende Zeit. (Vom dreissigjährigen Kriege bis zum Regierungsantritte Maria Theresia’s.) Der Ursprung vieler militärischer Institutionen wird von der Zeit der Errichtung stehender Heere abgeleitet, und doch reicht derselbe nachweisbar viel weiter zurück. Schon während des dreissigjährigen Krieges bestanden Einrichtungen, die völlig verschwanden und während der Regierung Kaiser L e o p o 1 d’s I. oder später als neu wieder auftauchten. Wallenstein zeigte sich nicht blos als genialer Führer eines Heeres, sondern entwickelte auch ein organisatorisches und bedeutendes administratives Talent, welches er bei der inneren Verwaltung und Ökonomie des von ihm erworbenen grossen Grundbesitzes und in der Folge bei der Verpflegung und theilweisen Ausrüstung der auf seinen Ruf versammelten Streitmassen beurkundete. Diese aber führte nicht Vaterlandsliebe oder Parteigeist, sondern der freigebig gespendete Sold in dos Friedländers Lager, und bei solchom Motive licss sich zu keiner Zeit auf die Treue der durch dio Werbetrommel herbeigelockten Schaaren röchnenü da auch die unteren Befehlshaber meist aus dem nämlichen Teige geknetet waren. Als Oberfeldherr der kaiserlichen Armee bedurfte er eines starken Kittes, welcher die locker gefügten Theile fest aneinander und zugleich an seine Person band. Der Herzog wusste gar wohl, dass, um eine grosse Streitmacht Zusammenhalten zu können, auch die untergeordneten Befehlshaber besonderer Eigenschaften bedürfen, und dass Kenntnisse, Treue und Pflichtgefühl sich nicht decrotiren, wohl aber anerzichen lassen; deshalb ’ errichtete er zu Gitschiii eine militärische Schule^ welche den Namen „Friedländische Akademie“ führte. Der Bau der hiezu nöthigen RäumlichkelTen^scbeint~scbon 1624 begonnen zu haben. Nach einem nominativen Ausweise von 1628*Tefanden sich zu dieser Zeit 11 Jung-