Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 2. (1877)
Betrachtungen über die Schlacht bei Solferino
Betrachtungen über die Schlacht bei Solferino. 59 Zwischen Solferino und Cavriana über S. Cassiano 6000 Schritte oder 6/10 Meilen = 4-54km; zwischen S. Cassiano und Volta über Cavriana 12.000 Schritte oder 13/10 Meilen = 9*09km; zwischen Castel Grimaldo und Cavriana über Corbetta, M. Buso und Val del Termine 11.000 Schritte oder ll/10 Meilen = 8‘33km; zwischen Cerlungo und Cavriana über Cereta und Foresto 16.000 Schritte oder 16/10 Meilen = 12*12km. Das ist jedoch nur eine theoretische Auseinandersetzung. In Wirklichkeit würde der zwischen 9 und 91/i Uhr erlassene erste Dispositions-Befehl des grossen Hauptquartiers den beiden Armee- Commandos und von diesen den betreffenden Heerestheilen mindestens eine Stunde später — also nicht vor 10l/2 Uhr — zugekommen sein, und sie hätten die ihnen vorgeschriebene Bewegung sofort antreten und ohne alle Marschreibungen vollziehen müssen, wenn sie um 1 Uhr Mittags in den Gefechtsstellungen stehen wollten. Die Annahme aber erscheint ohne Berechtigung, dass die Heeres- Oberleitung schon zwischen 9 und 9*/, Uhr einen solchen Befehl zur Concentrirung von vier Armee-Corps im Centrum der Schlachtlinie behufs Führung eines Gegenstosses von Solferino gegen Castiglione und Zertrümmerung der feindlichen Mitte habe ertheilen können. Um jene Stunde nämlich war sie sich noch nicht klar darüber und konnte es auch nicht sein, da es noch nicht entschieden ausgesprochen war, in welcher Richtung der Gegner seine Hauptmacht engagirt, und welche Fortschritte der eigene linke Flügel oder die I. Armee in Vollziehung der Tags vorher erhaltenen Weisungen — über Medole gegen Carpenedolo vorzugehen — gemacht hatte, da noch keine Meldungen über den Gefechtsverlauf von Seite der Armee- und Armee- Corps-Commandos eingegangen waren. Gegen 9 Uhr lag auch kein triftiger oder logischer Grund vor, die Offensive gegen den Chiese gänzlich einzustellen und einen neuen Operations-Entwurf zu adoptiren. Wenn sich die I. Armee um 9 Uhr Vormittags im Besitze von Medole befunden hätte, so war bei den Anmarsch-Richtungen des feindlichen Heeres und bei der Gefechtslage im Allgemeinen die Schlacht so gut, wie gewonnen, und es fiel jede Veranlassung zur Führung eines Offensivstosses aus dem eigenen gegen das feindliche Centrum hinweg. Die durch die Marschrichtung und den unerwarteten Zusammen- stoss den Alliirten aufgezwungene Schlachtordnung hatte, von S. Martino über Le Grole und Medole bis Castel Goffredo reichend, eine Ausdehnung von 28.000 Schritten oder 28/10 Meilen ■— ll*22km. Wenn auch diese Abmessung eine unzusammenhängende Schlachtlinie involvirte, und die zusammenhängenden Schlachtordnungen in dem culturbedeckten