Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 2. (1877)

Betrachtungen über die Schlacht bei Solferino

56 Betrachtungen über die Schlacht bei Solferino. „Im Wesentlichen war sie eine Hinweisung auf die frühere Marsch-Disposition. Allerdings, wenn heute die I. Armee das in dieser Disposition bezeichnete Marschobject Carpenedolo erreichte, so war der Sieg gewonnen. Auch in der Motivirung, dass das Centrum von einem feindlichen Angriff zu degagiren sei, lag wohl eine Aufforderung zum kräftigen Einschreiten. Allein so ganz von selbst doch nicht, dass ein General an die Ausführung eines Marsches den letzten Bluts­tropfen und den letzten Athem von Mann und Pferd setzen sollte, während er darüber nicht im Zweifel sein wird, wenn ihm gesagt ist, dass es sich um die Entscheidung einer Hauptschlacht handelt, und dass er angreifen soll. Der erlassene Befehl mag wohl auch dem General Ramming nicht positiv genug erschienen sein, da derselbe bald darauf einen wiederholten Befehl zur Vorrückung an den Grafen Wimpffen beantragte.“ „Der Kaiser Franz Joseph war, nachdem er in Volta seine Befehle erlassen hatte, zu Pferde gestiegen und nach der Höhe von Cavriana vor­geritten, wo die ganze vorliegende Ebene sich überblicken liess. Er traf nach 10 Uhr dort ein. Mit der grössten Spannung schaute man nach der Wirkung aus, welche das Vorgehen der I. Armee haben würde. Bald wirbelten auch Staubwolken vorwärts Guidizzolo empor; zugleich aber zeigten sich jetzt die grossen Massen, welche der Feind bereits bei Cä Morino entwickelt hatte, die furchtbare Artillerie, die ihr Feuer gegen die vereinzelten Batterien der Österreicher richtete, und nur allein vorwärts Rebecco schien gegen 11 Uhr etwas Terrain gewonnen zu werden. Jetzt konnte ein Zweifel darüber nicht mehr obwalten, dass die entscheidende Schlacht seit Stunden bereits ge­schlagen wurde, und Kaiser Franz Joseph war völlig entschlossen, dieselbe durchzufechten.“ „Die Disposition, auf welche Graf Wimpffen verwiesen worden war, besagte ausdrücklich, dass er über Medole auf Carpenedolo zu marschiren habe. Wurde dies ausgeführt, so trennte sich die I. Armee gänzlich von der II. Es wurde daher bald nach 11 Uhr ein schrift­licher Befehl erlassen, dass das I. Armee-Commando mit allen Kräften vorzurücken, und nicht mit der Hauptmacht gegen Medole, sondern ä cheval der grossen Strasse gegen Castiglione sich zu dirigiren habe.“ „Die veränderte Richtung auf Castiglione statt auf Carpenedolo, welche so der I. Armee gegeben wurde, entsprach vollkommen den Verhältnissen, nur muss man eingestehen, dass das Vorgehen zu beiden Seiten der Chaussée über das Campo di Medole jetzt sehr schwierig war. Es kann der Offensive keine schlimmere Aufgabe gestellt werden, als das Überschreiten einer freien, offenen Ebene, wo der Gegner einmal mit allen Waffen, und namentlich wie hier, mit einer gewaltigen

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