Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 2. (1877)

Beiträge zur vaterländischen Geschichte. I. Major Moriz Edlen v. Angeli: Der Friede von Vasvár. Nach den Original-Acten der k. k. Archive

32 Beiträge zur vaterländischen Geschichte. voll des besten Willens, den Forderungen seines kaiserlichen Herrn zu entsprechen; — allein wieder waren es die Alliirten, welche alle Bemühungen des Oberfeldherrn in geradezu unerhörter Weise zu durch­kreuzen wussten. Montecuccoli berichtete hierüber nach Wien: „ . . . . Auch allergnädigster Kaiser und Herr, befinden sich nit allein täglich, sondern stündlich mit denen Auxiliär-Völkern gar viel und sehr irrepe- rabiles difficultates, und wie ich unter Hand vernehmen können, geben die Reichsvölker darzu viel Anleitung 1 2).“ Wiederholt verweigerten die deutschen Truppen den Marsch, wenn der Proviant nicht rechtzeitig eintraf; — die Franzosen aber giengen noch weiter, indem sie ohne jede Anzeige in ihren Quartieren zurückblieben und so nicht nur den Marsch der Armee aufhielten, sondern dieselbe auch manchen Gefahren aussetzten. Als Montecuccoli, mit Hintansetzung der Bedürfnisse der kaiserlichen Regimenter alle ihre Wünsche befriedigte, ihnen die abgängigen Waffen ersetzte und Brod zur Genüge geben liess, fanden sie in der Qualität dieses letzteren Anlass zu erneuerten Excessen. „Die Soldaten warfen es weg, und doch erhielten sie das beste, jedenfalls ein besseres als die kaiserlichen Truppen *).“ Nachdem auch diesem abgeholfen war, erklärten sie plötzlich, keinen Schritt weiter zu marschiren, wenn man ihnen das Brod nicht bis in’s Lager schaffe; „sie wollten es nicht abholen und wenn es noch so nahe wäre.“ Montecuccoli sah kein anderes Mittel, als 15—20 der für die kaiserlichen Truppen bestimmten Proviantwagen den Franzosen zu überlassen, „anderer Gestalt hat man von ihnen nichts zu hoffen3)“. Dass unter solchen Verhältnissen die Operationen nur schleppend vorwärts kamen, ist begreiflich, und als endlich die selbstverläugnende Ausdauer Montecuccoli’s diese widerstrebenden Kräfte zu einem entscheidenden Schlage geeint hatte, — da war es zu spät, — die Friedens­kunde hielt das bereits erhobene Schwert zurück, ob zum Nachtheil oder zum Glücke für den Kaiser, ruht verborgen im Dunkel des Ge­schickes; unbedingt wird man aber der muthvollen Ausdauer gerecht werden müssen, die bis zu den äussersten Grenzen des Möglichen gieng, um das Resultat des Krieges günstiger zu gestalten. Der Gross­vezier, durch das lange Zögern misstrauisch gemacht, begann an der Aufrichtigkeit des Kaisers zu zweifeln; nach zwölftägigem Halte bei Gran überschritt er endlich die Donau, rückte bis Neuhäusel vor und war nach weiterem achttägigen Zuwarten, am 20. September, eben im *) Bericht an den Kaiser vom 8. September. Kriegs-Archiv; Fase. IX, 29. 2) Montecuccoli im Kriegsrathe zu Lanschütz, 9. September. Kriegs-Archiv; Fase. IX, 34. 3) Montecuccoli an den Kaiser, 18. September 1664. Kriegs-Archiv; Fase. IX, 67.

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