Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 2. (1877)

Beiträge zur vaterländischen Geschichte. I. Major Moriz Edlen v. Angeli: Der Friede von Vasvár. Nach den Original-Acten der k. k. Archive

30 Beiträge zur vaterländischen Geschichte. Artikel VIII. Der Kaiser hat das Recht, zur Sicherung seines Besitzes, zwischen der Waag und dem am rechten Ufer gelegenen Dorfe Guta eine neue Festung anzulegen. Artikel IX. Von dem Tage der Publication dieses Friedens­schlusses an, wird zwischen beiden Theilen jede Feindseligkeit einge­stellt, und Dawiderhandelnde sind strenge zu bestrafen. Die Truppen beider Theile werden in Disciplin und Ordnung erhalten, und sobald sie sich von den Grenzen Siebenbürgens, bezie­hungsweise Ungarns, zurückgezogen haben werden, denselben nicht wieder genähert. Artikel X. Zur grösseren Festigung des Friedens und der Freund­schaft zwischen beiden Theilen ist abgemacht und beschlossen worden, dass dieser heilige Friede, vom Tage des gegenwärtigen Vertrages an, durch 20 Jahre dauern solle, und zu beiderseitiger Genugthuung inner­halb vier Monaten ausserordentliche Gesandte behufs der herkömm­lichen zweiten Ratification von beiden Theilen abzusenden seien. Der Gesandte des Kaisers wird zum Zeichen der Freundschaft Geschenke im Werthe von 200.000 Gulden mit sich bringen, wogegen der türkische Gesandte gleichmässig, und entsprechend dem alten Gebrauche, der Würde des Kaisers angemessene Geschenke übergeben wird. Die gegenseitige Übergabe wird dem von Alters her befolgten Ceremoniell entsprechend vor sich gehen. Alle hier nicht abgeänderten, in dem Frieden von Zsitvatorok enthaltenen Stipulationen bleiben aufrecht. — Dieser Vertrag wurde am 15. August dem Kaiser übersendet, der ihn mit sehr getheilten Gefühlen empfing. Weit entfernt, in dem unerwartet gebotenen Frieden die willkommene Befreiung von drücken­der Kriegssorge zu erblicken, gab der Kaiser nur dem unwidersteh­lichen Drucke der Verhältnisse nach und würde es ohne Leid gesehen haben, wenn Zwischenfälle» eingetreten wären, die ihn der Verantwor­tung einer Ablehnung der türkischen Anträge enthoben hätten. Es geht dies klar aus einem Briefe Leslie’s hervor, welcher sagt: „ ............Ich habe dieser Handlung (des Friedensschlusses) ziemlich Nach richt zuvor gehabt, doch hat man Alles gar geheim gehalten. Ihro Majestät haben mir auch alsbald gesagt, dass Frieden geschlossen sei; haben aber keine sonderliche Freude gezeigt, und ich glaube, Sie sowohl als der Herr Obrist-Hofmeister würden es nicht viel achten, wenn er wieder zu Wasser würde; denn dass Neuhäusel den Türken bleiben solle, können sie nicht digeriren 1).“ Und in der That wurden von Seite des kaiserlichen Hofes alle nur möglichen Anstrengungen gemacht, um noch vor der Publication eine günstigere Friedensbasis zu gewinnen;: denn da nach den beider­J) Leslie an Montecuccoli, Kriegs-Archiv; Fase. IX, 167.

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