Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 2. (1877)
Beiträge zur vaterländischen Geschichte. I. Major Moriz Edlen v. Angeli: Der Friede von Vasvár. Nach den Original-Acten der k. k. Archive
Der Friede von Vasvár. 15 des Feldzuges um beschleunigte Zusendung von Ersatzmannschaften und um Geld zur Instandsetzung der Artillerie, aber umsonst 1). Ausser diesem liess auch die Kriegstüchtigkeit sowohl der Reichs- Kreis-Armee, als auch der deutschen Auxiliar-Truppen sehr Vieles zu wünschen übrig. Die Regimenter Kassau, Kielmannsegg und das Strassburger Contingent wurden beim Sturme der Türken auf Szerinvár feldflüchtig, und über das Verhalten der Reichs-Kreis-Armee in der Schlacht bei St. Gotthard schrieb der Reichs-Feldmarschall Markgraf Leopold Wilhelm von Baden an die Reichsversammlung in Regensburg, ddo. Fürstenfeld, 4. August: „Die Reichs-Armee, aus neugeworbenen, abgematteten Leuten bestehend, mit vielen unerfahrenen Officieren übel versehen, konnte der Türken erste und grösste Furie nicht ertragen, sondern wich mit Schimpf und Schande und liess sich zerstreuen. Einige % der Officiere flüchteten sogar bis nach Grätz und gegen Wien 2).“ Das nur mehr aus 200 Mann bestehende Regiment Nassau desertirte nach der Schlacht sammt allen Unterofficieren, und die Deroute war eine solche, dass Montecuccoli alles Ernstes beim Kaiser den Antrag stellte, die im Lande herumvagirenden Flüchtlinge des Reichsheeres für vogelfrei zu erklären, um nur wieder einigermassen Ordnung zu schaffen und das massenhafte Ausreissen zu verhindern 3). Die Verluste der beiden Reichs-Contingente waren bei solchen Zuständen auch ganz ausserordentliche. — Wolfgang Julius von Hohenlohe, Genie - Lieutenant über die alliirten deutschen Truppen (nicht zu verwechseln mit der Reichs-Kreis-Armee), versichert in einem Schreiben vom 2. August an den König von Frankreich und die mit ihm alliirten Churfürsten und Stände, „dass vor der Schlacht nicht wohl zwei Bataillone und vier Escadronen gesunder Leute vorhanden waren, und man in Folge des Verlustes, Alles gerechnet, nicht viel mehr als Ein Bataillon von 7—800 Mann und drei Escadronen werde formiren können“4 5). Aber selbst diese Voraussetzung erfüllte sich nicht, denn die Standeslisten der kaiserlichen Haupt-Armee vom 22. August weisen nur 200 Reiter und 600 Mann zu Fuss als den Rest des vor wenigen Monaten noch 6500 Mann starken Auxiliar-Corps aus s). Militärisch am tüchtigsten unter den Hilfstruppen war noch 1) Kaiser Leopold an Erzbischof Guidobald von Salzburg, 23. Juli; — Reichs- Kriegsraths - Director Bernhard von Galen, Bischof zu Münster, an den Reichstag, 6. August; — Reichs-Kriegsrath zu Wien, den Reichstag, 24. August. Deutsche Reichskanzlei, II 434 bis 463. 2) Deutsche Reichskanzlei, II, 452. 3) Montecuccoli an den Kaiser, 4. und 5. August. Kriegs-Archiv; Fase. VIII, 13 und 23. 4) Deutsche Reichskanzlei, I], 449. 5) Montecuccoli an den Kaiser. Kriegs-Archiv; Fase. VIII, 101.