Mittheilungen des k.k. Kriegs-Archivs 2. (1877)

Beiträge zur vaterländischen Geschichte. I. Major Moriz Edlen v. Angeli: Der Friede von Vasvár. Nach den Original-Acten der k. k. Archive

Der Friede von Vasvár. 13 Schutz der steierischen Grenze als für die Bedürfnisse des Heeres, wofür er die unzulänglichsten Anstalten traf. Es kam vor, dass die beladenen Proviantwagen so lange in der Irre im Lande herumfuhren, ohne die hart an der Grenze stehende Armee zu finden, bis die Vor- räthe gänzlich unbrauchbar geworden waren. Als später die Franzosen in’s Land kamen und die für die Haupt-Armee bestimmten Proviant­schiffe auf der Mur mit Waffengewalt Wegnahmen, gestalteten sich die Verhältnisse noch schlimmer, da sich selbst um hohes Geld keine Schiffer mehr fanden, um die Vorräthe zu verfrachten, und so selbst das Vorhandene seinem Zwecke nicht zugeführt werden konnte 4). Der Mangel, welcher in Folge dessen bei der Armee einriss, musste um so verderblicher wirken, als das Land derart ausgesogen war, „dass auch nicht ein Graserl zu finden, und der Feind auch genöthigt ist, auf 5 bis 6 Meilen aus seinem Lager zu fouragiren und selbst das Laub von den Bäumen zu nehmen“ *). Die Alliirten weigerten sich, ohne Proviant, welcher kaum für einen Tag genügend zugeführt wurde, in eine Action einzutreten. Auf dem kaum 50km (bei 7 Meilen) langen Marsche von Mura-Szombat bis St. Gotthard gingen bei 1000 Mann in Folge Mangels zu Grunde, und Montecuccoli ersehnte eine Schlacht als eine Erlösung von solch’ endlosem Jammer. Sein Bericht an den Kaiser vom 29. Juli * 2 3) lässt in drastischer Weise die Zustände hervortreten, unter welchen die Armee sich gegen einen übermächtigen Feind zu schlagen bereit sein sollte. „Ich hoffe“, — so schreibt der Feldmarschall — „dass es nun endlich doch zu einer Hauptschlacht kommen werde, gestalten wir continuirlich mit des Feindes Armee in denen Wachten und Scharmu- zieren gegen einander stehen, also dass der Soldat ganz keine Ruhe und die geringste Zeit, was zu dreschen, zu mahlen, noch zu backen haben kann.“ (!) Unter solchen Verhältnissen musste der dienstbare Stand der kaiserlichen Regimenter rasch sinken; er bezifferte sich nach der Schlacht von St. Gotthard (am 12. August) auf 3403 Fusssoldaten und ’) Bericht des Freiherrn von Zehentner von der innerösterreichischen Landes- stelle an Montecuccoli, ddo. Radkersburg, 21. Juli 1664. Kriegs-Archiv; Fase. VII, 148. 2) Montecuccoli an den Kaiser; 15. Juli 1664. Kriegs-Archiv; Fase. VII, 96. (Sehr bezeichnend ist neben dieser authentischen Darstellung die Art, wie ein hervorragender ungarischer Geschichtsschreiber die Situation auffasst: „Nicht leicht hätte Monte­cuccoli einen elenderen Entschuldigungsgrund seiner Langsamkeit erfinden können als die Unwegsamkeit der Gegend, durch welche er ziehen musste, und den Mangel an Brod für das Waffenvolk. Sein Marsch gieng durch den westlichsten, folglich fruchtbarsten Theil der Gespanschaften Szalad und Eisenburg, über fruchtbare Hügel und reizende Ebenen in einer Jahreszeit, in welcher die Natur Getreide, Wein und Baumfrüchte im Überfluss spendet; litt er Mangel, so war es in Folge der Sorglosigkeit, die einem obersten Feldherrn nicht geziemt; oder die Schuld lag in der Art, mit welcher der­gleichen ausländische Feldherrn das Nöthige von dem Landadel zu fordern pflegten.“ Dr. J. A. Fessler; „Die Geschichte der Ungarn und ihrer Landsassen.“ IX. 148.) 3) Kriegs-Archiv ; Fase. VII, 203.

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