Katolikus gimnázium, Miskolc, 1895, A gimnázium története
62 durch Uebersetzen aus dem Lateinischen in die Muttersprache, als aus der Muttersprache in das Lateinische, folge. Und da die Bedeutung der Declinationsformen nur in ihrer Beziehung im Satze verstanden werden kann, so muss schon mit dem Lernen der ersten Declination verbunden werden, oder demselben vorausgehen : das Lernen eines solchen Theiles der Verbalflexion, dass dadurch ein hinlänglich mannigfaltiger Gebrauch der Casus in Satzbildungen ermöglicht wird. — Ueber diese allgemeinen Grundsätze findet man in den neuern Elementarbüchern für den lateinischen Sprachunterricht eine fast vollständige Uebereinstimmung; ebenso darüber, dass in den Händen der Schüler entweder neben der Elementargrammatik, oder noch lieber unmit'e'bar mit derselben in ein Ganzes verbunden, ein Lesebuch sein muss, welches, jeden einzelnen Schritt im Erlernen der Flexionsformen begleitend, jede neue erworbene Form- kenntniss sogleich in Uebung setzt, und zwar wo möglich so, dass derselbe von den Schülern genau zu memorirende Vocabelstoff in verschiedenen Formen und Verbindungen erst zum Uebersetzen aus dem Lateinischen in der Muttersprache, dann zum Uebersetzen aus dieser ins Lateinische verwendet werde. Ueber das Mass der Verbalflexionen, welche dem Erlernen der Declinationen vorauszuschicken oder unmittelbar mit ihnen zu verbinden sind, lassen sich vielleicht verschiedene Ansichten mit gleichem Rechte geltend machen ; im Allgemeinen scheint es das Angemessenste, den Indicativ, Imperativ und Infinitiv des Präsens Activi und Passivi der vier Conjugationen und das Verbum sum vorauszuschicken. Was dann die weitere Anordnung im Lernen betrifft, so versteht es sich, dass die Formen und Flexionen der Adjectiva an die drei ersten Declinationen angeschlossen werden, um von da an fortwährend Substantiva und Adjectiva verbunden zur Anwendung bringen zu können. Wie hiernach aus didactischen Gründen in diesen und anderen Punkten von der systematischen Anordnung der Formenlehre abgewichen werden muss, so muss auch die völlige Trennung der Syntax von der Formenlehre aufgegeben, und vielmehr in das Erlernen der Formenlehre das Verständlicnste, zur Satzbildung Unentbehrlichste aufgenommen werden, und zwar an den Stellen, wo es sogleich in Gebrauch kommt; z. B. mit dem Erlernen der Declination des Nomens muss sich sogleich die Kenntniss einiger besonders häufiger Präpositionen verbinden, sammt ihrer Rection, mit dem Adjectiv die Lehre von der Gongruenz desselben mit seinem Subjectssubstantiv, mit dem vollständigen Erlernen des Verbum die Kenntniss der wichtigsten Conjunctionen des Grundes, der Folge, Absicht, Bedingung und ihrer Construction, und einige Verba, welche Infinitiv oder einen Accusativ c. inf. als Subject oder Object mit sich construiren. Diejenigen Kentnisse der Satzlehre, welche zum Conslruiren und Uebersetzen der Sätze unerlässlich sind, werden vom Schüler nicht erst an der zu erlernenden lateinischen Sprache erworben, sondern er bringt dieselben bereits aus dem Unterrichte in der Muttersprache mit; sie werden nur beim Erlernen des Lateinischen wiederholend in Erinnerung gebracht und dazu die Punkte hervorgehoben, welche dem Lateinischen, abweichend von der Muttersprache, eigentümlich sind. Alle diese syntactisehen Elemente, welche in das Erlernen der Formenlehre mit aufgenommen werden, sind dem Schüler rein als Factum ohne weitere Begründung mitzu- theilen und einzuprägen. Die Einrichtung des Unterrichtes selbst, beim Gebrauche eines Lesebuches der bezeich- neten Art mit der erforderlichen Elementargrainmalik, würde dann zu Anfänge ungefähr folgende sein. Der Lehrer liest das zunächst zu lernende und einzuübende Paradigma laut vor, lässt es dann in derselben Reihenfolge der Formen von einzelnen Schülern, ohne Benutzung des Buches, erst am demselben Worte, dann an andern Worten nachsprechen und hirauf Formen ausser dieser Reihenfolge bilden. Dann folgt Lesen. Analysiren, Uebersetzen der zu diesem Paradigma gehörigen lateinischen Sälze. Hierauf mündliche Rückübersetzung derselben Sätze in das Lateinische, indem sie der Lehrer in der Muttersprache vorsagt. Zuletzt mündliche Uebersetzung der dieselben Vocabeln in anderen Verbindungen enthaltenden Sätze in das Lateinische- Für die nächtsfolgende Stunde ist dann zu verlangen : ein genaues Memoriren des Paradigma und der vorgekommenen Vocabeln, und zwar so, dass der Schüler sie sicher und geläufig wissen muss. In derselben Weise wird mit den Uebungen und Aufgaben fortgeschritten; die Entwickelung der Schüler selbst, bei diesem naturgemässen Gang, wird den Fortschritt allmälich rascher werden lassen; aber der Lehrer opfere nie der grösseren Raschheit des Fortschrittes die unbedingte, später schwer zu ersetzende Sicherheit der ganzen Klasse auf. Ferner, auf das sichere Lernen der Vocabeln ist mit derselben Strenge zu halten, wie auf das Lernen der Paradigmen selbst; denn es ist nicht die Aufgabe, Formen und Regeln der lateinischen Sprache zu lernen, für welche die speciellen Worte nur ein zufälliger Stoff der Anwendung sind, sondern die lateinische Sprache selbst grammatisch zu lernen, und für die Sprache ist der Wortreichtum ein eben so wichtiges Moment, als die Flexion der Worte und die Regeln ihrer Verbindung. Endlich, es gelte als Regel, von der nur später und selten Ausnahmen gemacht werden mögen, dass neue Flexionen und Vocabeln der Schüler zuerst in der