Á. Berta (Hrsg.): Wolgatatarische Dialektstudien: Textkritische Neuausgabe der Originalsammlung von G. Bálint, 1875–76.

Á. Berta: Vorwort

II Bálint in seiner Grammatik (S. 16), dass das Kasantatarische im Wortan­laut eine vollkommene Schwankung von jr- ~ j- sowohl in der Orthographie als auch in der Aussprache aufweist, und er hat bloss wegen der Einheit­lichkeit bei den einschlägigen türkischen Wörtern konsequent y- geschrie­ben. Bálints Bemerkung ist von grosser Wichtigkeit. Sie spricht eindeutig dafür, dass die in der Zentralschule gesprochene Koine ein ү- ~ j - Idiom war, also sie stand den ү- Mundarten der Getauften gegenüber. Bálints Lautbezeichnung unterscheidet sich auch von dem von Il'minskij eingeführten und kanonisierten System im Falle der Wiedergabe des [g] . In seinen Aufzeichnungen ist in hintervokalischen Wörtern konsequent , in vordervokalischen j[ geschrieben, obwohl es in dem Alphabet der Getauf­ten allein das r_ existierte. Es ist interessant, dass Bálint [g] und [g] voneinander unterscheidet, jedoch nur ein Zeichen, nämlich aas k» für die Bezeichnung der [g] - und [Jj] - Laute braucht. (Oder können wir hier eventuell eine Besonderheit der "getauften" Koine vermuten? Wie bekannt, gibt es Mundarten, in denen und [£] in [JjJ zusammenfielen: Das Mi­sch'ärische hat keinen [k] - Laut (s. z.B. Jäläy 1947, 13, 100; Zaljaj 1955, 8-9) und die Getauften von Podberezinsk kennen den [k] - Laut auch nicht (s. Burganova 1955, 46). Wäre das auch der Fall in der Koine der Getauf­ten, müsste man begründen, warum dieser Prozess — gegenüber dem Mischärischen und der Untermundart von Podberezinsk — die [g] - und[g] ­Laute unberührt gelassen hat. [19] Als Gegenbeispiel lässt sich die Bezeichnung des auslautendenfp] - (even­tuell [д] ? )- Lautes erwähnen. In seiner Grammatik (S. 15) bemerkt Bá­lint, dass das jj seiner Aufzeichnungen eher einen [ja] - als einen [b] - Laut wiedergibt. Bálint folgte hier dem orthographischen Muster der Getauften, d.h. er gibt in den einschlägigen Fällen eine buchstabengetreue Translitera­tion. Der Gebrauch des (4/ь) im Auslaut in dem Il'minskij System lässt sich auf die alte — mit arabischen Buchstaben geschriebene — tatarische Schrifttradition zurückführen. [20] Trotz der Bemühungen der russischen Missionare haben sie nicht nur ihre Sprache, sondern auch ihre Gewohnheiten, Sitten und Gebräuche bewahrt. Ihr Übertritt zu prawoslawischen Kirche erfolgte nur scheinbar: Sie haben die Kirche nicht besucht und die christliche Lehre nicht gekannt. S. über die Geschichte und historische Herausbildung verschiedener Gruppen der Getauften sowie über ihre materielle Kultur die ausgezeichnete Monographie von Ju.G. Muhametsin (s. Muhametäin 1977). [21] S. hierzu die Aufsätze: Bayazitova 1974; Bajazitova 1979, 1980. [22] Der Herausgeber béabsichtigt in der näheren Zukunft die Geschichte der kasantatarischen Mundarten monographisch zu behandeln. In der geplanten Monographie wird auch der Sprache in Bálints Aufzeichnungen gebührende Aufmerksamkeit geschenkt.

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