György, Josef: Die Goethe-Sammlung Balthasar Elischers in der Bibliothek der Ungarischen Akademie der Wissenschaften (A MTAK kiadványai 39. Budapest, 1963)

DIE GOETHE-SAMMLUNG BALTHASAR ELISCHERS IN DER BIBLIOTHEK DER UNGARISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN I. Gründung und Geschichte der Sammlung. Die Bibliothek der Ungarischen Akademie der Wissenschaften besitzt eine au­sserordentlich wertvolle Goethe-Sammlung, die seltene Handschriften, reiche Bestände an Büchern, wertvolle Erinnerungsgegenstände, Bilder und Musikalien enthält. Es ist eine der Spezialsammlungen, die, wie auch das Széchenyi-Museum, die Bibliothek Georg Raths und die Hebraica-Sammlung David Kaufmanns, ursprünglich Privatkollektionen waren und im vorigen Jahrhundert als Spenden hochherziger Mäzene in den Besitz der Bibliothek übergingen. Die Goethe-Sammlung befindet sich seit fast 70 Jahren in unserer Bibliothek; sie hat in ihrer Gesamtheit, sowie in ihren kulturhistorischen Bezügen der heimischen und ausländischen Goethe-Forschung bisher schon wertvolles Material geliefert und stellt zugleich eine interessante Äusserung des Goethekults in Ungarn dar. Der einstige Besitzer der Sammlung, Rechtsanwalt Balthasar Elischer, war eine markante Persönlichkeit der ungarischen Hauptstadt; die Sammlung verdankte ihr Entstehen seiner tiefen Verehrung für Goethe, die sich mit edler menschenliebe paarte. Wir haben uns die Aufgabe gestellt, die ungerechterweise in Vergessenheit geratene Wirksamkeit Elischers wieder in Erinnerung zu bringen, sowie Rechenschaft abzulegen über die Sammlung, die zwar von den Stürmen des Zweiten Weltkrieges nicht ganz unverschont blieb, die aber, wenn wir sie vom Staube des Vergessens befreien, wieder in neuem Glänze vor unseren Augen ersteht. Wir haben somit die Entstehungsgeschichte der Sammlung darzulegen, dann den Lebenslauf des Sammlers zu schildern und schliesslich die Sammlung an sich näher zu beschreiben. Im Jahre 1895 haben die Annalen der Akademie ein bedeutsames Ereignis zu verzeichnen. Anlässlich der Plenarsitzung vom 24. Juli 1895, die unter dem Vorsitz des Präsidenten der Akademie Roland Eötvös, stattfand, verlas der Generalsekretär der Aka­demie, Koloman Szily, ein Schreiben, das der Minister für Kultus und Unterricht, Julius Wlassics, an den Präsidenten Roland Eötvös den 16. Juni gerichtet hatte und das fol­gendermassen lautete i 1 „Euer Exzellenz Herr Baron und Präsident ! Dr. Julius Elischer, Privatdozent an der Universität, Primararzt, hat die von seinem Onkel, weiland Herrn Balthasar Elischer, geerbte Goethe-Sammlung, für deren Vermehrung er auch selbst eine Stiftung von 2000 fl. niederzulegen wünscht, unter Vorbehalt gewisser Bedingun­gen, mir mit der Bitte angeboten, ich möge dieselbe einem der mit kulturellen Aufgaben sich befassenden öffentlichen Institute Ungarns übergeben; derselbe hat aber vor mir auch mündlich auf das bestimmteste erklärt, dass er sein Anerbieten mit dem bestimm­ten Bewusstsein und mit der Bitte mache, dass ich die Ungarische Akademie der Wissenschaften zur Annahme seiner Bedingungen auffordern werde, weil wir seiner Ansicht nach kein öffentliches Institut haben, welches zur Aufstellung, Pflege, Instand­haltung und Zugänglichmachung der Sammlung für das grosse Publikum geeigneter 1 Akadémiai Értesítő [Sitzungsberichte der Akademie] 1895. 6. Bd. S. 497; Handschriftenab­teilung der Bibliothek der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, Goethe-Sammlung (im folgenden: GS); Ungarische Revue 1895. S. 327—332: „Die Verleihung der Elischerschen Goethe­Sammlung an die Ungarische Akademie der Wissenschaften". 3

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