Zalai Múzeum 11. Kereszténység Pannóniában az első évezredben (Zalaegerszeg, 2002)

Bratož, Rajko: Der Bischoff Victorinus und die Kirchengemeinde von Poetovio [2. Hälfte des 3. Jahrhunderts]

Bratoz, Rajkó mentar zur Offenbarung kann man den SchluB ziehen, dafl sich das Christentum in allén sozialen Schichten durchgesetzt hat, auch unter den begüterten Leuten {homines locupletes) und unter den (lokálén) Würden­tragern {in dignitatibus collocati)^: Die Christen von Poetovio waren offensichtlich keine Randgruppe, son­dern bildeten fúr die lokálén Verhaltnisse eine zahlreich vertretene Gemeinschaft, der sich auch (relatív) reiche und (auf lokaler Ebene) politisch einfluBreiche Bürger angeschlossen habén. Diese Gemeinde war als ein Bistura organisiert, was bedeutet, daB sie - neben dem episcopus - auch über die (zumindest einige) Kleriker und über das eigene Kircheninventar bzw. Vermögen verfügte. Neben dem erforderlichen materiellen Vermö­gen (zumindest einem fur das Gottesdienst eingerichte­ten Gebàude und dem Friedhof) 15 verfügte sie offen­sichtlich über eine Bibliothek, ohne der die literarische Tátigkeit Victorins unvorstellbar ware 16 . lm Hinblick auf die Sprache und den ethnischen Ursprung war die christliche Gemeinde von Poetovio mannigfaltig. Es scheint, daB in ihren Anfángen das orientalische, sprachlich griechische Element stark ver­treten war. Victorinus übermittelt namlich (nur eine) liturgische Formel östlichen Ursprungs und in griechi­scher Sprache, daneben verwendete er für viele christ­liche Begriffe die griechischen Ausdrücke 17 , in anderen Fallen aber neben den griechischen auch die entspre­chenden lateinischen Worte (z.B. anastatis - resurrec­tio, abyssus - infernum) 1 ^. In der Tatsache, daB er trotzt der besseren Kenntnis des Griechischen in der "lateini­schen" Provinz Pannonién lateinisch schrieb - anders als z.B. ein Jahrhundert früher Irenâus von Lyon, der in dem ebenso "lateinischen" Gallien griechisch schrieb ­, kann man den Wunsch des Bischofs erkennen, den christlichen Glauben unter der mehrheitlich lateinisch­sprechenden Bevölkerung zu verbreiten. Unter den Schriften Victorins wird keine erwahnt, die fúr die Mis­sionsarbeit bestimmt ware; auch sonst waren für die Missionszwecke bestimmte Schriften in Victorins Zeit selten und auch solche aus der spâteren Zeit sind recht wenige erhalten 19 . Seine Auslegung des Matthausevan­geliums könnte ein Ausdruck seiner Bemühung sein, einen für die Katechese geeigneten Text zu schaffen. Das Mattháusevangelium diente námlich in früher Zeit als Grundlage fúr die Taufkatechese, bis es nicht - wie schon von der Zeit Victorins weiter - immer mehr von dem Johannesevangelium ersetzt wurde 20 . Victorins Hauptarbeit, die biblische Exegese, stellte in seiner Zeit die anspruchvollste Gattung der christlichen Literatur dar, die für die ausgebildeten Christen bestimmt war. Deswegen scheint uns der SchluB berechtigt, daB das Zielpublikum Victorins die schon hinreichend ausgebil­dete Christengemeinde war, welche erst nach einer lan­geren Entwicklungsperiode entstehen konnte. Auf Grund dieser Beobachtung und auf Grund von einigen recht "archaischen" Elementen in den theologischen Vorstellungen Victorins könnte man den SchluB ziehen, daB sich das Christentum in Poetovio schon in der Severerzeit, also in dem ersten Drittel des 3. Jahrhun­derts durchgesetzt hatte 21 . b. Die Berichíe Victorins über das zeitgenössische Heidentum Victorinus berichtet in den erhaltenen Schriften über das zeitgenössische Heidentum âuBerst sparlich. Die heidnischen Gottheiten werden nie explizit genannt, doch an einigen Stellen befmden sich mittelbare Anspielungen an das religiose Lében des mehrheit­lichen Teiles der Bevölkerung. In der Auslegung der Offenbarung 13,4 (die apokalyptische Bestie) fúhrt der Autor ein Zitát aus dem Mattháusevangelium (24,15) an und fügt den Gedanken hinzu, daB die Vernachlassi­gung (Verachtung) des Gottes seinen Zorn wegen des Götzendienstes auslöst {quod idola colantur), was bei den charakterschwachen Leuten zur Ursache fúr ihre ewige Verdammnis wird 22 . Die Stelle weist an die damais recht aktuelle Erscheinung von synkretistischer Erfassung des Glaubens 23 bei einigen Christen hin, in der der Bischof ihre persönliche Schwâche {instabiles homines) erblickte. Zwei indirekté Anspielungen befm­den sich nur an zwei Stellen in der Schrift, die sich auf den Augenblick unmittelbar vor dem Ende der Zeiten beziehen. Bei der ersten Erwâhnung geht es um die Tátigkeit des Propheten Hieremias, der vor dem escha­tologischen Kampf und dem jüngsten Gericht als pro­pheta in gentibus in Erscheinung treten wird, um die Heiden zu bekehren 24 ; der zweite Beleg bezieht sich auf das Ende der Zeiten, als Jesus bei dem jüngsten Gericht dem doppelten Volk {populus binus) in der Kir­che begegnen wird, der Gruppé der Glaubigen, die aus dem Judentum, und den anderen, die aus dem Heiden­tum hervorgegangen sind 25 . Mithraismus, der im religiösen Lében in Poetovio im 3. Jahrhundert eine besonders wichtige Rolle spielte 26 , wird im Apokalypsekommentar nicht erwahnt. Das ist an sich keine Überraschung, da der Mithraskult auch sonst in der antiheidnischen Polemik der christlichen Autoren dieser und darauffolgender Zeit seltener als die traditionellen römischen Gottheiten in Erscheinung tritt 27 . Nur an zwei Stellen könnte man über eine mög­liche Polemik mit dem Mithraskult sprechen. In einem Fali (Kommentár zur Offenbarung 13,4) verwendete der Bischof von Poetovio die Bezeichnungen signa falsa, portenta, mendacia. Da der Mithraskult von Ter­tullianus (um 200) und von Hieronymus (um 400) mit âhnlichen Ausdrücken bezeichnet wurde, könnten sich diese Bezeichnungen (auch) auf den Mithraismus beziehen 28 . In einem anderem Fali (Kommentár zur Offenbarung 1,3) befindet sich der Gedanke, der sich mit mehr Wahrscheinlichkeit in Verbindung mit dem Mithraismus bringen laBt: es geht um den Vergleich zwischen Christus und der Sonne, bei dem der Autor mit Nachdruck die gröBere Gültigkeit Christi im Ver-

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