Zalai Múzeum 11. Kereszténység Pannóniában az első évezredben (Zalaegerszeg, 2002)

Szőke, Béla Miklós: Christliche Denkmäler in Pannonien aus der Karolingerzeit

248 Szőke, Béla Miklós pald-Kelches bereits eindeutig an den Kreis der „insu­laren Tierornamentik kontinentaler Pragung" (HASE­LOFF 1977, 221-236; WAMERS 1994, 30-37. Beidé Autoren meinen, dafl der Terminus technicus „insulare Tierornamentik kontinentaler Pragung" fllr das Wesen der Ornamentik des Tassilo-Kelches am ehesten geeig­net ist. lm allgemein benutzte andere Namen fúr diesen Stil sind noch: Tassilokelchstil, anglo-karolingischer Tierstil, Missionárstil. Siehe noch: HASELOFF 1951, 12-75). Ein spezielles Stilelement der Verzierung des Kelches ist ein Beeren-Muster, d.h. ein einfaches Trau­benmotiv, mit dem jedes dreieckförmig herabhângende Flechtband abschliesst. Als Analogie kann die Traube der Q-Initiale des Codex Millenarius von Kremsmün­ster- die als „Pflanze" des himmlischen Paradieses ein klarer und tiefsinniger Hinweis auf die Bestimmung des Kelches für MeBwein ist (WERNER 1966, 272-273, Abb. 5) -, oder der Tragaltar von Adelhausen erwahnt werden: bei letzterem sind námlich am Ansatz der Kreuzbalken ebenfalls Beeren-Muster zu sehen (ELBERN 1954; eine ausgezeichnete Teilaufnahme: HASELOFF 1990, Abb. 55b). Ein anderes wichtiges Zierelement ist die Verteilung des Flechtbandmotivs in Rechteckfeldern, die fur die Kodexillustrationen, wie z.B. der Codex Millenarius und der Psalter von Mond­see (heute Montpellier) charakteristisch ist. Da diese Handschriften aus den Jahren um 780 stammen, stellte Joachim Werner den Kelch von Petőháza in die Zeit zwischen 780-800 und schlug für den Herstellungsort die Klöster von Mondsee oder Kremsmünster vor (WERNER 1966, 273). Volker Bierbrauer meint, daB „die, abgesehen vom Beeren-Muster, völlig fehlende insulare Komponente kaum auf Herstellung des Kelches im deutlich insular beeinfluBten Zentrum Salzburg hinweist" (BIER­BRAUER 1988, 333). Seiner Meinung nach sind ahnli­che einfache Flechtbandkonstruktionen in groBer Zahl in der Buchmalerei bay erischer Skriptorien der Zeit zwischen 770/780-820 nachweisbar (BIERBRAUER 1979), wahrend die Inschrift einen vorkarolingischen, westfrankischen Charakter hat. Der Bayer Cundpald war also nicht in Salzburg, sondern eher in einem der Salzburger Diözese gehörenden Klosterwerkstâtten tatig. Der Ort seiner Tatigkeit darf aber neben Mondsee oder Kremsmünster auch Freising, Benediktbeuren, Regensburg oder Tegernsee gewesen sein. Jüngst machte Egon Warners besonders auf die itali­schen Züge des Kelches aufmerksam. Der Kelch steht morphologisch der italischen Formtradition nahe, „der Flechtbandstil folgt der stark oberitalisch geprâgten Buchmalerei des Salzburger Raumes, wie sie etwa im Codex Millenarius oder im Psalter Montpellier vertre­ten ist, wahrend das Dreier-Trauben Relikt der Wein­ranken-Ornamentik des sog. Tassilokelchstils northum­brischer Tradition ist" (WAMERS 1999a, 453-454, VII. 16). Deshalb stellt er den Kelch in das weite Spek­trum der „insularen Kunstprovinz mit Zentrum in Salz­burg", der im letzten Drittel des 8. Jahrhunderts in einer Klosterwerkstatt wie Salzburg, Mondsee oder Krems­münster gefertig worden sein dürfte (ELBERN 1989, 96-111; WAMERS 1999b, 461). Der Meinung V.H. Elbern nach (in Interpretation von E. Warners) „sei der Tassilokelch morphologisch, bezüglich seiner architek­tonischen Oberflachen-Gliederung, seines Figuren­schmucks, sowie ikonographisch nicht insular, sondern italisch-kontinental; der insulare Tier- und Pflanzende­kor begegne nur ,in dienender Funktion'. Dasselbe láBt sich für den Àlteren Lindauer Buchdeckel, der neben insularen Tierfíguren ebenfalls ein komplexes multisti­listisches und multitechnisches Ensemble verschieden­ster Traditionen aufzeigt, die durchweg in den itali­schen Raum verweisen. Elbern schlág für ihn gleich­falls Salzburger Herkunft vor und er stellt beidé, wie auch das Kreuz von Bischofshofen, in Zusammenhang mit dem Wirken des íren Virgil, der 745/746 Abt des Klosters St. Peter und von 749-784 Bischof von Salz­burg war. Nimmt man die lokalisierbaren hochrangigen Werke, die insularen ,Tierstil' tragen - durchweg sakra­le oder liturgische Objekte wie Kelche, Bucheinbánde, Pyxiden, Reliquiare (Chur) und Chorschrankenplatten (Müstair) -, so falit in der Tat auf, daB sie sich im Alpenraum konzentrieren. Das impliziert des weiteren die Feststellung, daB der unmittelbare Hintergrund der insularen Kunst auf dem Kontinent nicht die insulare Mission gewesen sein kann, wie immer behauptet wird, sondern eine geistige und künstlerische Landschaft war, in der das insulare Element eine bedeutende Rolle, aber gegenüber den antiken und italischen Wurzeln eben doch nur eine Nebenrolle spielte." (WAMERS 1999b, 461). Der Kelch ist aus dem Bistum Salzburg im Zugé der Awarenmission nach den Feldzügen Karls des GroBen nach Petőháza gelangt. Alléin István Bóna engagierte sich, den Kelch histo­risch zu deuten. Er meint, daB der vergoldete Kelch mit Edelsteineinlage (dem Brauch der Zeit entsprechend ist es jedoch eher eine einfache Glaspaste- oder Emailein­lage, siehe HASELOFF 1990, passim) ausschlieBlich im Besitz einer vornehmen kirchlichen Person gewesen sein konnte, die in und nach den Feldzügen unter den Awaren missionierte. Daher folgt also, daB das Grab mit dem Cundpald-Kelch einem Chorbischof gehörte, der mit dem aus der Conversio bekannten Theoderic identisch sein kann. Das Zentrum seines Wirkens lag „inter Sabariam et Carnuntum" (zwischen Szombathe­ly und Petronell), das von Kari dem GroBen dem Cap­can Theodor und seinem Volk i.J. 805 zugewiesen wurde und wo auch der Khagan Abraham seinen neuen Sitz ausbauen lieB. In seiner Nahe, eventuell in Petőhá­za sollte auch der Sitz des Chorbischofs errichtet wor­den sein (BÓNA 1966, 319-325). Es ist für die karolingische „Renaissance" recht cha­rakterischtisch, wahrend sich die Verehrung der römer­zeitlichen Martyrer eben in diesen Jahrzehnten voll ent­faltet und der Reichtum einer Reihe der Klöster durch

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