Zalai Múzeum 11. Kereszténység Pannóniában az első évezredben (Zalaegerszeg, 2002)

Tomka, Péter: Christ oder Heide? Das Grab 317 von Táp-Borba

216 Tomka, Péter Funde ergibt dasselbe Ergebnis: das Grab 317 von Táp mit dem Kreuz ist in die Mittelawarenzeit zu datieren, relatív früh, die junge Frau ist um Ende des 7. Jh.s bestattet. Christ oder Heide? Um diese Frage beantworten zu können (oder wenigstens einer Antwort naher zu kommen), braucht man innere und aussere Argumente. Gibt es noch weitere Umstande aus dem Grab und aus dem Graberfeld selbst, die bei der Beantwortung der Frage helfen können? Ein anderer, christlich inter­pretierbarer Gegenstand kommt in dem Grab oder in dem Graberfeld nicht vor (das Vierpass-Motiv der Agraffen ist reine Géométrie). Das Fehlen von Gefáss und Tierknochen (d.h. des Reiseproviantes) sagt nicht viel aus. In diesem Teil des Grâberfeldes fand man wenige Gefásse, auch diese in erster Linie bei den Kleinkindern (Grab Nr. 296, 312, 315, 332, 346, 351, eine Ausnahme ist die Frau im Grab 323). Die (Kno­chen enthaltende) Speisebeigabe ist auch gelegentlich ins Grab gelegt worden, in der Mehrzahl der Fâlle konnten wir das zwar registrieren, es sind aber mehrere Grâber ohne jegliche Tierknochen vorhanden, einige sogar mit üblichen Beigaben reichlich versehen (z.B. Waffengraber 321 und 322). In einigen westeuropâi­schen Grâberfeldern konnte man beobachten, dass die Grabrauber christliche Symbole beachtet und unberührt gelassen habén. (ROTH 1978, 58-59, berufend auf KOCH 1973, 22). Bei uns waren aber die Grabrauber selbst Heiden, es ist kaum wahrscheinlich, dass sie den christlichen Symbolen besondere Bedeutung geschenkt hatten. In unserem Fall war es bloss ein Zufall, dass die Râuber das Skelett nicht erreicht und die Beigaben nicht gefünden habén. Übrigens sind in dem Graberfeld allé möglichen Variationen des Grabraubes und des Verschonens vorhanden: reiche Grâber sind verschont geblieben, andere aber ausgeraubt, es kommt auch vor, das ein Mannergrab (Grab 378) nur beim Kopf gestört ist (als hatte man ihn fűr eine Frau gehalten?). Das all­gemeine Bild des Grabes Nr. 317 weicht von den ande­ren des Grâberfeldes nicht ab, weder in den Bestat­tungsgebrâuchen, noch in der Tracht - es bleibt nur das Kreuz. Wir dürfen auch in Betracht ziehen, dass einer "interpretatio Avarica" des Kreuzes nichts im Wege steht 10 . Selbst die Christen habén das Kreuz Christi mit dem Weltbaum, mit einem Art Lebensbaum identifíziert (eine intéressante zeitgleiche Quelle bezeugt dies eben aus Osten, ORMOS - FRŐHLICH - HAHN 1985, 35: Das Golgotha ist eigentlich die Mitte der Erde, wo in einer rundén Kuppel die vier Himmelsrichtungen sich umarmen, 43: dort stand der Baum, wo Abraham das Opferlamm gesehen hat, der Baum war eigentlich der Kreuzbaum Christi). Noch dazu ein Kreuz, das "floral" aussieht! Der Inhalt eines solchen Kreuzes (oder selbst das Kreuz) kann apotropâisch oder heilbringend wirken - auch bei den Christen, noch mehr bei den Heiden. Die Frage können wir also mit inneren Argumenten nicht entscheiden, es scheinen mir die Gegenargumente star­ker zu sein. Wie sieht die Situation in anderen Fallen, wo Chri­sten und Heiden sich begegneten, oder wo christliche Symbole in heidnischem Umfeld auftauchen, aus? Zu einer systematischen Bearbeitung dieses Fragenkreises bin ich derzeit nicht fáhig, ich kann nur in den Daten "wildern". Ich glaube aber, dass die zusammengetrage­nen Meinungen von massgebenden Kollegen doch genug Munition liefern, um eine christliche Interpreta­tion wenigstens unwahrscheinlich zu machen. Eszter Szőnyi hat eben im Laufe unserer Sitzung darauf hingewiesen, dass im 4. Jh. ein christliches Sym­bol ohne eine weitere Bestârkung noch nicht ausreicht, um seinen Trâger als Christ anzuerkennen. Wilfried Menghin bewertet das Fürstengrab von Civezzano (um 670) als eines der Hauptdenkmáler des frühmittelalter­lichen Synkretismus (auf den Sarg waren Kreuze und auch Widderköpfe montiert, Kreuz, Widder oder Zie­genkopf und vor allém die doppelköpfige Schlange hat­ten apotropâische, d.h. unheilabwehrende Bedeutung, MENGHIN 1985, 179-180, 182 ). Günter Fehring meint über die Goldblattkreuze, es "gilt fur aile diese Zeichen und Beigaben, auch fur das Christogramm oder...Petrus- oder Himmelsschliissel, dass von dieser Quellengattung alléin nicht zu entscheiden ist, ob der Verfertiger, der Besitzer oder die bestattende Sippe damit ein Bekenntnis zum Christentum verbunden hat" - man muss auch die Kirchen fïnden (FEHRING 1986, 71 - wir sollen auch an die "awarischen" Goldblatt­kreuze denken). Nach Ludwig Pauli beniitzten die Bayern gleichzeitig und gleichermassen "christliche" und "heidnische" Amulette - sie wollten damit ihr christliches Bekenntnis nicht ausdrücken (PAULI 1978, 155-156). Für Gy.László war es ein schwieriges Inter­pretationsproblem, ob ein vorhandenes christliches Symbol oder die heidnischen Begrâbnissitten entschei­dend sind. Erst hat er sich fur das Symbol entschieden (LÁSZLÓ 1938, 529-530, das Grab von Taganca, Ukraine, aus dem 11-12. Jh. enthielt Pferdemitbestat­tung, Waffen, Silbergefâss, aber auch eine enkolpion­artige Platte mit Christus-Darstellung am Hals, der Mann war wahrscheinlich ein Petschenege, s. weitere Literatur bei KOVÁCS 1970, 324, Not. 17). Spâter wurden der heidnische Ritus und Milieu wichtiger (LÁSZLÓ 1940, 47-48: das Awarengrab Deszk G 39 mit einem Kreuz). Tivadar.Vida betonte letztlich, dass die Awaren mit den Bildtypen den christlichen Inhalt nicht übernommen haben (VIDA 2000, 129). Helena Zoll-Adamikowa hat bemerkt, dass die heidnischen Nachbarn vor dem Drang christlicher Mission mit der Übernahme christlicher Sitten sich wehrten (ZOLL­ADAMIKOWA, 1988). In Nordeuropa sieht man die Sache differenziert. In den Korpergrâbern Estlands aus

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