Zalai Múzeum 11. Kereszténység Pannóniában az első évezredben (Zalaegerszeg, 2002)

Daim, Falko: Pilgeramulette und Frauenschmuck? Zu den Scheibenfibeln der frühen Keszthely–Kultur

ZALAI MÚZEUM 11 2002 Daim, Falko Pilgeramulette und Frauenschmuck? Zu den Scheibenfibeln der frühen Keszthely - Kultur Einleitung Innerhalb der archaologisch heterogénen Landschaft um den westlichen Plattensee stellt die „Keszthely-Kul­tur" ein besonders intéressantes Phanomen dar, welches bereits Generationen von Archaologen gefordert hat. 1 Dabei bilden einige Scheibenfibeln des 6. und frühen 7. Jahrhunderts die gröBte Gruppé zweifelsfreier Zeug­nisse awarenzeitlichen Christentums, der sich der Autor gemeinsam mit Birgit Bühler und Franz Glaser anláBlich des Symposions „Das frühe Christentum in Pannonién" von verschiedenen Seiten her widmen wollten. 2 Wahrend die vorliegende kleine Arbeit das Grundproblem beleuchten und einen kleinen Überblick der vorláufig erzielten Ergebnisse bringen soil, steuerte Birgit Bühler schmiedetechnische Untersuchungen einiger Fibeln bei und Franz Glaser eine wichtige und stellenweise überaus amusante ikonographische Studie. Vor allém der vorliegende Überblick muB als Moment­aufnahme verstanden werden, denn wichtige Untersu­chungen, insbesondere einige chemische Analysen und technische Studien sind noch im Gang, weitere sollen folgen, sodaB schon in naher Zukunft mit weiteren, durchaus wichtigen Ergebnissen zu rechnen ist. Wie wenige andere Fundtypen des 6. und 7. Jahrhunderts werfen die Scheibenfibeln ein scharfes Licht auf die weitlaufigen Beziehungen und die hohe Mobilitat der mitteleuropáischen Völkerschaften. Zugleich erkennen wir, wie die Verbindungen quer über den Kontinent und - offenbar - bis in das Hl. Land in der Zeit der Wieder­erstarkung des Awarenreiches nach 626 gekappt oder zumindest weitgehend zurückgenommen werden. Der mediterráné EinfluB geht ebenso zurück wie die germa­nische Formenwelt, und auch von dem lebendigen Christentum der frühesten Awarenzeit ist bald nichts mehr zu spüren. 1 Die „Keszthely-Kultur": Begriff und Forschungsgeschichte Die weitere Umgebung der Stadt Keszthely am Westende des Plattensees (ung. Balaton) gehört zu den faszinierendsten archáologischen Regionén Mitteleuro­pas. Abgesehen von der frühmittelalterlichen „Keszt­hely-Kultur", gaben archáologische Untersuchungen der letzten 25 Jahre in der Plattensee-Gegend wichtige AnstöBe, unser Bild von den kulturellen Verhalnissen im Karpatenbecken wahrend der Awarenzeit zu revidie­ren und allzu schematische Vorstellungen aufzugeben. Die sensationellen Grabungen von Edith Bárdos in Zamárdi, derén vorlaufige Ergebnisse durch einige internationale Ausstellungen der Öffentlichkeit zugang­lich gemacht wurden, 3 habén heftige Diskussionen in Gang gesetzt und vollkommen neue Bewertungen des archaologsichen Fundstoffes ermöglicht. Zuletzt erhielt die Archaologie einen wesentlichen Impuls durch den Rückbau des Kis-Balaton, eines Sumpfgebiets im Bereich der Zala-Mündung. Eine Reihe von archaolo­gisch auBerordentlich bedeutenden Fundstellen des 9. Jahrhunderts um das Herrschaftszentrum Pribinas in Zalavár wurden in jahrelangen Rettungsgrabungen unter der Leitung von Béla Miklós Szőke, Róbert Mül­ler und László Vándor untersucht und können jetzt sukkzessive ausgewertet werden. Unser Bild von Westungarn des 9. Jahrhunderts stellt sich nun recht detailliert dar und hat sich seit den grundlegenden For­schungen Ágnes Sós' s in wesentlichen Punkten veran­dert. Der kulturelle Wandel von der Spatantike zum Frühmittelalter láBt sich nirgendwo besser verfolgen als am Westende des Plattensees, weite europaische Ver­bindungen werden hier manifest, beweisen die Mobi­litât des frühmittelalterlichen Menschen und die unge­brochene Attraktivitát des Ortes, derén Gründe zu diskutieren sein werden. Der heute gebrauchliche Begriff „Keszthely-Kultur" wurde von Ilona Kovrig und Attila Kiss definiert. 4 Éva Garam mahnte 1993 zurecht eine weniger starre, viel­mehr flexiblere und differenziertere Sicht der kulturel­len Erscheinungen im Plattenseegebiet und Südungarn ein. 5 Die Scheibenfibeln sind nur Teile eines Fundhori­zonts, der auch viele andere Gegenstánde und Typen umfaBt, die aber durch die Fokussierung auf die „klas­sischen" Typen unbeachtet bleiben. Zusatzlich muB angemerkt werden, daB Verbeitungskarten generell zunáchst einmal die Typenauswahl und die als solche definierten Kriterien spiegeln. Gerade die Keszthely­Kultur darf nicht als monolithischer Block innerhalb des Awarenreiches betrachtet werden. Folgen wir aber

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