Zalai Múzeum 10. 50 éves a Zalaegerszegi Göcseji Múzeum (Zalaegerszeg, 2001)
Bakler, Klára–Molnár, András: „Das Schaffot sehe aus seinen Augen” (Graf Ludwig Batthyány und die Geheimpolizie 1839–1848)
200 Bakler, Klára - Molnár, András Marz 1848 kam Sedlnitzky aufgrund der Polizeiberichte zu der Folgerung, daB Batthyány ganz Republikaner wurde, so wie sein Sekretar. Nach der Meinung Sedlnitzky schien Batthyány „mit Italien in einer mittel- oder unmittelbaren Verbindung zu stehen." 80 Die Geheimpolizei meldete, daB Batthyány am 3. Marz 1848 an der Bezirkssitzung der Stándetafel persönlich teilnahm und er beobachtete besorgt, wie Kossuth seinen Antrag von historischer Bedeutung einbrachte. Über die schon seit Jahren betonten Reformforderungen schlug Kossuth die Schaffung eines unabhangigen und selbstándigen Finanzwesens und die Errichtung einer unabhangigen, dem Landtag verantwortlichen Regierung vor. 81 In der Abwesenheit des Palatins verschob aber die Magnatentafel die Verhandlung des durch die Standetafel genehmigten Antrags. Am 9. Marz entstand auch in den Reihen der Magnatenopposition ein unerwarteter innerer Konflikt, weil sich mehrere der Unterstùtzung des Antrages von Kossuth entgegensetzten. Auf der Konferenz, die die Magnatenopposition über diese Frage am 9. Mârz in ihrem Casino abhielt, sprach sich insbesondern Baron Podmaniczky dahin aus, daB im Kossuths Antrag mehr gefordert werde, als die Regierung billigerweise gewahren könne und dürfe. Batthyány brach in Drohung aus: „sich mit dem kleinen Adél verbinden, und mit demselben an der Spitze der Bauern gegen die Magnaten und die Regierung ziehen zu wollen, um die verlangten Konzessionen zu ertrotzen." 82 Das war der letzte Geheimbericht, der über den Gráfén Ludwig Batthyány dem Kaiser vom Sedlnitzky geschickt wurde. Die Wiener Revolution fegte den verhaBten Kanzler Metternich weg und stürzte auch den berüchtigten Polizeiminister, Sedlnitzky. Am 15. Marz brach die Revolution auch in Pest aus und mit den Forderungen des ungarischen Landtages fuhr eine Deputation nach Wien. Zwei Tagé spáter wurde Graf Ludwig Batthyány - als der Prasident der ungarischen Oppositionspartei - mit der Genehmigung des Herrschers zum Ministerprásidenten ernannt. Zusammenfassung Die Agenten von Sedlnitzky bemühten sich im Vormarz nicht nur über den Grafen Ludwig Batthyány, sondern auch über aile Anführer der ungarischen libralen Opposition kompromittierende Informationen zusammeln. Nach der Meinung des Historikers István Barta, der auf Kossuth bezügliche Angaben aus dem Informationsprotokoll publizierte, sind die Geheimberichte nicht immer zuverlâssig. In groBer Anzahl kamen auch in den Geheimberichten Übertreibungen, Verzerrungen und Erfindungen vor. Die Geheimagenten waren daran interessiert, die Wirklichkeit möglichst dunkel zu bemalen und die Bestrebungen der Opposition umso gefahrlicher vorzustellen, weil sie ihren Lohn verdienen wollten. Die Geheimberichte sind aber fast die wichtigsten Quellén der Geschichte des ungarischen Vormarz. In den Geheimberichten kann man über aile wichtigen politischen Fragen, Bewegungen und Persönlichkeiten lesen. Man kann sich von zahlreichen Ereignissen oder ÀuBerungen ausschlieBlich aus diesen Berichten Kenntnis verschaffen. Die Regierungskreise maBen einen auBergewöhnlichen Wert den Geheimberichten bei. Die Geheimberichte gebén über mehrere - übrigens unverstándlich erscheinende - RegierungsmaBnahmen eine Erklárung. 83 Zu den Feststellungen von István Barta können wir hinzusetzen, daB wir die Zuverlássigkeit der Geheimberichte mit der Hilfe der damaligen offiziellen und privátén Aktén, Protokollen, Tagebücher und Briefe kontrollieren können. Wenn wir die über den Grafen Ludwig Batthyány geschriebenen Geheimberichte mit den bekannten Landtagsreden oder Briefen des Grafen vergleichen, können wir feststellen, daB die Geheimberichte Batthyánys politische Ansichten treu wiederspiegeln. Fast aile - durch die Geheimpolizei erwáhnten - ÀuBerungen und politischen Bestrebungen von Batthyány kann man mit Hilfe der anderen Quellén bestátigen. Batthyány war ein wirklich so radikaler oppositioneller Politiker, wie ihn die Agenten der Geheimpolizei charakterisierten. Zwischen seinem Radikalismus und dem Radikalismus der politischen Richtungslinie von Ludwig Kossuth kann man Parallelé ziehen. Er war ein unerbittlicher Gegner sowohl der ungarischen Regierung - die dem Interesse des Wiener Hofes diente -, als auch der Habsburger. Batthyány hielt seine Familie mit der Dynastie der Habsburger für standesgleich. Die Abneigung des Wiener Hofes rief nicht die verfálschten Geheimberichte hervor, sondern die beweisbaren ÀuBerungen und Tatén des Grafen. Der Hof haBte Batthyány überhaupt wegen seiner Habsburg-Gegnerschaft und wegen der Anregung der VerfassungsmáBigkeit der Erblánder. Die Feststellung von Árpád Károlyi, daB die Geheimpolizei Ludwig Batthyánys Persönlichkeit schwárzte, entsprach der Wirklichkeit nicht. Károlyi übertrieb náhmlich die Loyalitát von Batthyány gegenüber der Dynastie, wáhrend er die Grundlosigkeit und UnrechtmáBigkeit des HochverratsprozeBes von den Grafen nachweisen wollte. Károlyi wollte Batthyány als einen máBigen Politiker vorstellen, der keine extrémen Richtungen vertrat, deshalb betrachtete er die den Grafen kompromittierenden Berichte der Geheimpolizei als Erfindung. lm Gegensatz zu der Feststellung von Árpád Károlyi sind die Geheimberichte zuverlássige Quellén der Biographie des Grafen Ludwig Batthyány. Wir können uns von mehreren Tatén, ÀuBerungen und Ansichten des Grafen ausschlieBlich aus diesen Quellén Kenntnis ver-