Zalai Múzeum 8. (Zalaegerszeg, 1997)

Metzner-Nebelsick, Carola: Hallstattzeitliche Zentren in Südostpannonien

14 Metzner-Nebelsick, Carola Abb. 4. zurückgenommen und erscheinen nur als seitliche Fort­satze. Ferner besitzen auch die Vogelrindtiillen der Ege­mose Gruppé wie das Stuck aus Pécs eine Lochung zur Anbringung eines Nietstiftes oder Nagels. Eine weitere Parallèle, insbesondere mit dem stilistischen Detail der seitlich abstehenden Hörner, stellt die Tiille aus Hee­gersmiihle bei Eberswalde dar, die Carl Schuchhardt als Endbekrönung einer Wagendeichsel gedeutet hatte (Abb. 4, 1). Die 10,2 cm lange Bronzetülle mit Vogel­rindern aus Radujevac bei Negotin im östlichen Serbien ist als weiterer Vergleichsmnd zu nennen (Abb. 4, 2). 28 Gemot Jacaob-Friesen hatte Pécs-Jakabhegy und Radu­jevac zu seiner südosteuropaischen Gruppé der Tüllen mit „Vogelrindern" zusammengefafit, ohne fur sie je­doch ausdriicklich den Bezug zu Wagen herzustellen. 29 Das Brandenburger Exemplar steht der Vogelrind-Tülle aus Pécs stilistisch nàher als das serbische Exemplar, bei dem jedoch die Wiederholung des Tiermotivs Pécs eher entspricht. 30 Der geringe Durchmesser der Pécser Tülle setzt einen zierlichen Wagenkasten oder zuge­spitzte Enden eines solchen voraus, der Nabenbeschlag (Abb. 2, 4) laJit auf einen voll funktionstochtigen Wa­gen schlieBen. 31 Auffallig ist, dafi sowohl die Vogelrind­Tüllen der Egemose Gruppé als auch die hier benannten Stücke einzeln niedergelegt wurden. 1st die Deutung als Wagenkastenbeschlag zutreffend, handelt es sich entweder um eine pars-pro-toto-Deponierung oder wir müssen an eine zentrale Position auf dem Wagenkasten denken. Bei der Interpretation als Endstück einer Deichsel eriibrigt sich diese Überlegung. Als weiteres Indiz fur die Deutung von Pécs-Jakab­hegy, Tumulus 75 als Wagengrab kann das gebogene Bronzeblech mit Nietstift angeführt werden (Abb. 2, 3). Aufgrund mehrerer Parallelen können wir es als Felgen­klammer interpretieren. 32 Felgenklammera, zumeist je­doch mit gröíieren Abmessungen, zâhlen zu den Cha­rakteristika hallstattzeitlicher Wagen. Die rautenförmi­gen Riemenschieber (Abb. 2, 11-12), die im Ostalpenraum und dem Karpatenbecken meines Wis­sens ohne Parallelen sind, besitzen interessanterweise Gegenstücke in einem Wagengrab, dem Fund von Bir­mensdorf in der Schweiz. 33 Die Zügelringe mit der er­wàhnten Parallèle in Frög, Tumulus „K" dienten mögli­cherweise als Riemenverteiler einer Joch- bzw. Wagen­schirrung, als direkte Krafttransmittoren bei einer Reit­zaumung scheinen sie ungeeignet. Leider fehlen in Tu­mulus 75 Anzeichen fur die Existenz von Knebeln und Trensen. In Tumulus „K" sind Knebel und Trense dage­gen vorhanden, allerdings in einer fur eine Wagenschir­rung ungebráuchlichen einfachen Ausfuhrung. Die Waffenausstattung in Hügel 75 von Pécs - eine Eisen­lanze und ein Beil (Abb. 2, 1-2) - ist wiederum mit der aus der Zentralbestattung von Tumulus К vergleichbar. Dagegen hebt sich die Pécser Bestattung durch die im Osthallstattkreis wie auch dem Alföld in der friihen Hallstattzeit seltene Beigabe einer Pfeilspitze (Abb. 2, 5) von dieser ab. Die Grabausstattung weist den Krieger aus Pécs-Jakabhegy Tumulus 75 als Angehörigen der sozialen Elite seiner Zeit aus, der seinen hohen Status im Grab zur Schau stellte. Dabei bediente er sich der Sitte der Wagenbestattung, einer auf urnenfelderzeitli­chen Traditionen fuiienden, in der Hallstattzeit zu ihrer vollen Blute gelangten sepulkralen Repràsentations­form. Hierin zeigt sich eine engere Bindung Südostpan­noniens an den Hallstattkulturkreis, als dies bislang deutlich wurde. Die Pfeilspitze können wir - zumal sie aus Bronze gefertigt ist - vermutlich eher als Jagdin­strument denn als Angriffswaffe deuten. 1st diese letzt­lich nicht beweisbare Deutung richtig, finden wir in Tu­mulus 75 mit der Jagd als einer bei den Hochkulturen des Mittelmeerraumes und Vorderasiens der Ober­schicht vorbehaltenen Tâtigkeit, einen weiteren Aspekt einer gehobenen Lebensweise reprasentiert. Bei den von einem Wagen aus geführten Jagdszenen auf den assyri­schen Flachreliefs oder orientalisierenden Darstellungen in etruskischen Grâbern handelt es sich immer um zwei­ràdrige Wagen. 34 Übertragen wir die Koppelung „Jagd" und „Wagen" oder „Jagd von einem Wagen" auf Pécs, ist nicht auszuschliefien, dali es sich auch hier um einen zweirâdrigen Wagen gehandelt hat. Die Existenz zwei­râdriger Wagen in Mitteleuropa hat kürzlich Louis Ne­belsick herausgearbeitet. Auch der Fundbericht Johann Offenbergers über die Nachgrabungen in Hügel 1 von Gemeinlebarn lâftt möglicherweise an die Mitgabe eines zweirâdrigen Wagens denken. Dort wurden „ausgeglüh­te Bronzefragmente, darunter zwei Achshülsen eines Wagens" gefunden. 35 Der Wagen aus Pécs-Jakabhegy ist alter als die Ge­fahrte der nâchst liegenden Wagengraber aus Somlóvá­sárhely, Gornja Radgona (Radkersburg) und Strettweg sowie die Wagenteile unterschiedlicher Pràgung aus Ge-

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