Zalai Múzeum 8. (Zalaegerszeg, 1997)

Metzner-Nebelsick, Carola: Hallstattzeitliche Zentren in Südostpannonien

Hallstattzeitliche Zentren in Südostpannonien И hervorragende Funde zu betrachten. Neben der westbal­kanischen Nekropole von Donja Dolina an der Save kommen die in Kaptol beigegebenen illyrischen Helme der zweiten Stufe nach Hermann Pflug nur in Griechen­land und Makedonien vor. 6 Neben Pécs und Kaptol wurden zwischen Mecsek­Gebirge im Norden und der Save im Süden bislang keine weiteren Zentren mit einer Konzentration exzeptioneller Funde und der daraus abzuleitenden hervorragenden Bedeutung herausgestellt. Dies liegt vor allem an einer ungliicklich verlaufenen Bergungs­geschichte der meisten, ohne urspriinglichen Kontext überlieferten Altfunde, wodurch seit langem bekannte Fundplâtze wie Batina/Kiskőszeg oder Dalj/Dálja nicht gebiihrend gewiirdigt wurden. Beide Fundorte waren durch die Veröffentlichungen von Paul Reinecke, Moritz Hoernes sowie spâter Sándor Gallus und Tibor Horváth schon in den ersten Dezenien dieses Jahrhunderts in das Interesse der Forschung geriickt. 7 Dabei gründete sich diese Bekanntheit vor allem auf die in beiden Orten reichlich vorhandenen Zaumzeugteile pontisch-kaukasischer Pràgung, die unter der Bezeichnung „thrako-kimmerisch" lange Zeit als Erzeugnisse fremder Reiteraomaden angesehen wurden. Die suggestive Dominanz der Zaumzeugteile und Riemenzierate verstellte den Blick fur die Tatsache, daB wir auch in Südostpannonien mit einer dem Ostalpenraum vergleichbaren Integration östlich gepràgter Schirrungsteile in ein lokales Bestattungs­brauchtum rechnen können. 8 Nach allem was wir wis­sen, stammen zahlreiche Trensen, Knebel und Riemen­zierrate in Südostpannonien, vor allem in Batina und Dalj, aus Brandgrâbern. Die nicht zuletzt durch die Konzentration auf die Pferdegeschirrbronzen postulierte spaturnenfelderzeitliche Datierung dieser Gràber wurde durch Friedrich Holstes Gruppenbezeichnung Dalj-Kis­kőszeg, die sich vor allem auf die Keramik dieser Fund­stellen bezog, zum Synonym fur die spate Uraenfelder­zeit in Südostpannonien. 9 Bis heute wird unter dem Be­griff Daljer Gruppé oder Gruppé Batina/Dalj vor allem eine urnenfelderzeitliche Kulturerscheinung verstanden. Diesen Kulturgruppenbegriff müssen wir - wollen wir nicht ganz auf ihn verzichten und stattdessen eher von der Urnenfelder- und Hallstattzeit in Südostpannonien sprechen - jedoch weiter fassen. Auf der Grundlage der Funde aus Batina, Dalj sowie der aus den teilweise pub­lizierten, modern gegrabenen Gràberfeldern von Vuko.­var Lijeva bara in Ostslawonien, Doroslovo-Depfeld in der Vojvodina und Pécs-Jakabhegy in der Baranya besit­zen wir die Moglichkeit einer chronologischen Gliede­rung des Materials. 10 Es lassen sich zwei urnenfelder­zeitliche (Horizonté I und II) und vier hallstattzeitliche Keramikhorizonte unterscheiden, die die friihe Hallstatt­zeit des achten Jahrhunderts (Horizont Ilia), die altère Hallstattzeit im Sinne der Stufe HaC (Illb), die jüngere Hallstattzeit (IV) und die spate Hallstattzeit des Certosa­Horizontes (Horizont V) umfassend. 11 Bereits in der spaten Urnenfelder- wie auch wáhrend der gesamten Hallstattzeit sind Unterschiede zwischen den einzelnen Gràberfeldern des engeren Arbeitsgebie­tes zu erkennen. Wâhrend die Zahl der bekannten Zaumzeugteile in Batina und Dalj wie auch mit Ein­schrànkungen in Pécs grofi ist, kennen wir aus dem 157 Bestattungen umfassenden, von der Urnenfelderzeit bis in die spate Hallstattzeit belegten Gráberfeld von Doros­lovo-Depfeld lediglich ein der entwickelten àlteren Hall­stattzeit angehörendes Grab mit Pferdegeschirrbeiga" be. 12 In dem bis in die friihe Hallstattzeit belegten Vu­kovar Lijeva bara fehlen nach den bislang veröffentlich­ten Funden Pferdezaumzeug wie auch andere prestige­tráchtige Beigaben mit Ausnahme einzelner Lanzen in sowohl in der Anlage als auch Ausstattung anders struk­turierten Grabera vermutlich ortsfremder Bevólkerungs­teile ganz. 13 Es liegt daher nahe, in diesen Gràberfel­dern eher lândlich geprâgte Bestattungsgemeinschaften zu vermutén, derén Friedhofe sich nicht nur durch die Bestattungssitte - Urnen- und Brandschüttungsgraber ohne Überhügelung sondera insgesamt auch durch ein bescheideneres Beigabenspektrum von den erwahnten früh- bis jüngerhallstattzeitlichen Hügelgrabnekropolen von Kaptol und Pécs-Jakabhegy unterscheiden. Das In­ventar des Hügels 1 von Pécs-Jakabhegy mit Zaumzeug pontisch-kaukasischer Pràgung (Abb. 1, 12-14), Ring­fufiknöpfen karpatenlàndischer Tradition (Abb. 1, 7-10) sowie einer komplexen Waffen- und Gerátausrüstung mit einem kaukasichen Dolch, einschlielilich einer Ei­senperle und dem Schleifstein als weiteren Attributen des Wehrgehânges (Abb. 1, 1.4.6), mit einer kurzen ei­sernen Lanzenspitze und einer Eisenaxt sowie einem grófién Eisenmesser (Abb. 1, 2-3.5) gehört zu jenen rei­chen Mannergrábera der frühen Hallstattzeit, die für den sich in dieser Zeit vollziehenden kulturellen Wandel typisch sind. Gerhard Tomedi hat unlangst mit der neuen Publikation des Tumulus „К" aus Frög Ver­gleichbares vorgelegt. 14 Seine auf der Auswertung der Grabungsprotokolle beruhende Analyse machte es mög­lich, einzelne Grabinventare dieses frühhallstattzeitli­chen Hügels zu unterscheiden. Die Existenz von Zaum­zeugteilen pontisch-kaukasischer Pràgung und das mit Verzierungselementen der Basarabi-Kultur ornamen­tierte Kegelhalsgefafi zeigen die engen Verbindungen Frögs drauabwàrts in den karpatenlándischen Raum, die Tüllengriffmesser der Nachbestattungen weisen hinge­gen nach Italien. Von besonderem Interessé ist Tumulus К in unserem Zusammenhang jedoch vor allem wegen seiner Parallelen zu Tumulus 75 von Pécs-Jakabhegy (Abb. 2). Das von Tomedi zusammengestellte Inventar der Zentralbestattung 15 ist sowohl mit Pécs-Jakabhegy Tu­mulus 1 als auch Tumulus 75 zu vergleichen. Be-

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