Zalai Múzeum 5. (Zalaegerszeg, 1994)
Peška, Jaroslaw: Frühbronzezeitliche Siedlungstruktur in Mähren
ZALAI MÚZEUM 5. 1994 Peska, Jaroslav: Frühbronzezeitliche Siedlungsstruktur in Máhren Zum Tràger der frühbronzezeitlichen Entwicklung in Máhren rechnen wir das Volk der Unëticer Kultur, das die traditionellen urgeschichtlichen Siedlungsráume einnimmt (Stuchlíková—Stuchlík 1989, Abb. 3). Die matérielle Kultur nehmen wir von einer Reihe Flachlandsiedlungen wahr (die Angabe aus dem Jahre 1969 fíihrt 230 Siedlungen im Kataster von 192 Gemeinden in Máhren an: Stuchlík 1969), ferner von einigen — zig Körpergráberfeldern (Tihelka 1953) und Depotfunden von Metallgegenstánden (Tihelka 1965). Die gesellschaftlichökonomische Entwicklung der Früh(alteren)bronzezeit krönt die Madarovce—Veterover-Kultur (in Máhren wird heute der Begriff Vetefover Gruppé verwendet — cf. Stuchlík 1984), die aus der heimischen Basis unter starker Einwirkung von entwickelten südöstlichen Zentren hervorgeht und dasselbe Gebiet wie die Unëticer Kultur mit einem relatív höheren Vorkommen von Lokalitaten in ostmâhren (Peska 1983), im Prostëjover-, Olomoucer- und Opavaer-Raum (Stuchlíková—Stuchlík 1989, Abb. 3) besiedelt. Bei der Absenz von regulàren Gráberfeldern (Stuchlíková 1990) stammt das Übergewicht an Befunden von agrárén Flachlandsiedlungen (140 Fundorte im Kataster von 119 Gemeinden—Stuchlíková 1987, 15); 11% bilden meist befestigte Höhensiedlungen mit einer relatív komplizierten Wirtschafts- und Sozialstruktur. Zur Zeit registrieren wir in Máhren mehr als 350 Unëticer und 150 Vetefover Siedlungen, die jedoch meist nur aus Oberfláchensammlungen, Einzelfunden oder Rettungsgrabungen bekannt sind. Von keiner einzigen Siedlung lásst sich mit Gewissheit sagen, dass sie restlos untersucht worden war. Unsere Vorstellung über die Grosse, innere Gliederung und Charakter des frühbronzezeitlichen Siedlungsareals ist nur unzulánglich. Seine konkrété Form habén wir auf dem Beispiel des Regions (Bezirk Bfeclav) und Mikroregions (Wasserwerk Nővé Mlyny auf dem unteren Flusslauf der Thaya) verfolgen. Zum Ausgangspunkt des Versuches wurde die Erforschung von zwei grossen Siedlungen bei Pavlov und Nikulov (Geisler—Peska—Rakovsky 1985; Peska 1991), event, von weiteren Lokalitaten in der náchsten Umgebung (Abb. 1.), die zu grössten in Máhrens sich reihen (cf. Stuchlík 1972, 36-37; Stuchlíková 1984, 190). Die überaus meisten der erfassten Objekte stellen eingetiefte Gruben mit kreisförmigem Grundriss und trapezoidén, zylindrischen, késsel- oder schüsselförmigen Querschnitt vor. Durch ein detailes Stúdium der Form und der AusfüUung kann die ursprüngliche Gestalt, Funktion sowie Prozess der Destruktion bestimmt werden (cf. Salas 1987, 58—60). Unter den Objekten dominieren fast 2 m tiefe konische Gruben mit engem Hals, die als Vorratskeller zur Getreideaufbewahrung (Nahrung und Saat für das náchste Jahr) oder anderer Produkte betrachtet werden und dies hauptsáchlich dank der Verschmierung oder der Wandausbrennung, der Deponierung mehrerer Gérasse am Boden oder den Überresten verkohlten Getreides (Pavlov, prasklice, Slapanice, Velesovice). Die grosse Anzahl und háufige Superpositionen weisen auf eine kurze Lebensdauer und hangén mit ihrer ausschliesslichen Exploatationsfunktion nicht zusammen (cf. Tocík 1964, 16). Diese lásst sich vielleicht nur einem kleinen Prozentsatz von unregelmássigen Gruben mit zahlreichen Vertiefungen zuschreiben (Pavlov, Horni Vestonice, Perná usw.). Nach Beendigung der primáren Funktion wurde die Mehrzahl der Objekte mit Siedlungsresten ausgefüllt und diente sekundár als Abfallgruben. Auf dem freien Gelánde zwischen den Gruben setzen wir hypotetisch oberirdische Rutenkonstruktionen mit Wohn-, Produktions- oder anderer Funktion voraus, derén Existenz gewöhnlich nur eine Menge von unregelmássig angebrachten Pfostengrübchen oder nicht zahlreiche Funde von geglátteten Lehmbewurfbrocken, resp. mit negativen Rutenabdrücken, event. Bestandteile von Werkstátteeinrichtungen (Gewichte, Mahlsteine, Rohstoff) in der Objektausfüllung, belegt. Bis auf Ausnahmen kennen wir keine Produktionsobjekte und sehr selten sind auch weitere Bauten (Stuchlík 1972, 50—53; Stuchlíková 1984, 190—191). Aus der neuen Grabungen stammen die Grundrisse der Pfostenbauten (Sedlec, Velesovice), irgendwo durch ein Fundamentgrábchen (Mikulov, Pavlov) umgrenzt, mit der erhaltenen Ausmasse 20—30 x 6—8 m