Zalai Múzeum 4. (Zalaegerszeg, 1992)

Pickl, Othmar: Die Kapitulation der Festung (Nagy) Kanizsa der „Hauptfestung des Ottomanischen Reiches” am 13. April 1690 (Zum 300. Jubiläum der Kapitulation der letzten türkischen Garnison Transdanubiens)

ZALAI MÚZEUM 4. 1992 Pickl, Othmar: Die Kapitulation der Festung (Nagy) Kanizsa der „Hauptfestung des Ottomanischen Reiches" am 13. April 1690 (Zum 300. Jubilâum der Kapitulation der letzten türkischen Garnison Transdanubiens.) Die nur 18 km nördlich des Zusammenflusses von Mur und Drau gelegene Festung Kanizsa war am 20. Október 1600 nach 40tágiger Belagerung durch die Türkén von ihrem Kommandanten Georg von Parádéi ser gegen freien Abzug dem Erbfeind übergeben worden. 1 Damit fiel ein Bollwerk an die Türkén, das wegen seiner strategischen Bedeutung von den Zeitgenossen der „Schlüssel zu Deutschland" genannt wurde. 2 Fortan standén die Osma­nen nur 60 km nordöstlich der kraotischen Festung Varaz­din und bloB 80 km vor der ersten steirischen Festung Rad­kersburg. Die Steiermark war damit so unmittelbar gefàhrdet, dali Erzherzog Ferdinand im Jahre 1601 die zur Rückgewinnung Kanizsas herangeführten Truppén per­sönlich ins Féld föhrte. Er verpflichtete dadurch namlich den Adél zum „persönlichen Zuzug". Die versuchte Rückeroberung Kanizsas durch das ca. 27.000 Mann starke christliche Heer scheiterte jedoch Mitte November 1601 unter schweren Verlusten; allé Geschütze, 14.000 Gewehre und sogar das Zeit des Erzherzogs samt seinem Silbergeschirr und seinen Kutschen fiel in die Hánde der Türkén, ebenso tausende Verwundete und Kranke. Die Zeitgenossen empfanden die erlittene Schlappe als eine der schwersten Niederlagen der Christenheit. 3 Als der „lange Türkenkrieg" (1593—1606) schlieBlich am 11. November 1606 durch den Frieden von Zsitvatorok auch mit den Türkén beigelegt wurde, versuchte man im Rahmen der Friedensverhandlungen die Rückgabe Kani­zsas mit einem Betrag von 50.000 fi zu erkaufen. Offenbar aber waren die angebotenen Bestechungsgelder für die türkischen Unterhândler nicht attraktív genug, so dali die Rücklösung der Festung Kanizsa nicht gelang. 4 Eine am 28. April 1664 begonnene Belagerung der Festung Kanizsa durch die von Generalleutnant Graf Julius von Hohenlohe kommandierten kaiserlichen und verbündeten Reichstrup­pen sowie die von Nikolaus Zriny geführten un­garisch/kroatischen Einheiten muBte am 2. Juni 1664 we­gen des unter dem Befehl des GroBwesirs Ahmed Köprülü nahenden türkischen Entsatzheeres „fürnemblich aber aus mangel Proviants" erfolglos abgebrochen werden. 5 Die von Nikolaus Zriny neu erbaute und vom GroBwesier erstürmte Feste Serinvar durfte auch nach dem Friedens­schluB von Eisenburg/Vasvár vom 10. August 1664 nicht wieder aufgebaut werden. 6 Durch die erfolgreiche Entsetzung Kanizsas im Früh­jahr 1664 konnten die Türkén in den folgenden Jahren und Jahrzehnten immer wieder bis in den Raum von Radkers­burg und Mureck vorstoBen; die zwischen Radkersburg und Fürstenfeld gelegenen südoststeirischen Grenzgebiete blieben dadurch bis 1690 von stándigen türkischen Ein­fallen bedroht. Die Bewohner vieler Dörfer muBten den Türkén bei ihren überraschenden VorstoBen huldigen, damit ihre Hâuser nicht niedergebrannt wurden. Dadurch wurde sowohl den steirischen Standén als auch dem ,,ar­men Mann an der Grenze" immer wieder eindringlichst vor Augen geführt, daB mit Kanizsa einer der wichtigsten Eckpfeiler der steirischen Vorfeldverteidigung verloren gegangen war. 7 Erst nach dem groBartigen Sieg über das türkische Be­lagerungsheer vor Wien vom 12. September 1683 konnten die kaiserlichen Truppén nach 200 Jahren stándiger Ab­wehr der türkischen Angriffe endlich zur Gegenoffensive übergehen. Der im Február 1684 entworfene kaiserliche Feldzugsplan sah vor, die kommenden Operationen der kaiserlichen Armeen einerseits entlang der Donau und an­dererseits entlang der Drau vorzutragen. Das ergab sich aus der logistischen Notwendigkeit, weil die nach dem Südosten strömenden Flüsse Donau, Mur und Drau die bestén und billigsten Transportwege für den Heeresnach­schub darstellten. 8 Die Operationen zur Gewinnung der Draulinie wurden dem sogenannten Drau-Corps — auch „Corps von In­nerösterreich" — übertragen, das dem Inneröster­reichischen, d.h. Grazer Hofkriegsrat unterstand. Dem­entsprechend war für die Versorgung des Drau-Corps die Innerösterreichische, d.h. Grazer Hofkammer zustándig. Das machte ab 1683 die Grazer Hofkammer zur Zentral­stelle, und derén Prâsidenten, Franz Adam Graf von Dietrichstein, zum Hauptverantwortlichen für die gesamte Nachschuborganisation der in Slawonien und Kroatien operierenden kaiserlichen Truppén. Völlig auf

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