Zalai Múzeum 3. (Zalaegerszeg, 1991)

Müller Róbert: Chronologische Fragen des Gräberfeldes Gyenesdiás

Chronologische Fragen des Gràberfeldes Gyenesdiás 37 Genauso kennen wir noch keine Nadelbehàlter, Feuer­schlager und Sicheln. In der Őrien tierung ist eine Wandlung von der О—W-zu der W—O-Orientíerung zu beobachten. Allé drei frühawa­renzeitliche Grâber sind О—W orientert, von den 17 mit­telawarenzeitlichen sind es nur mehr 8 (47%), von den üb­rigen 188 nur noch 23 (12,2%) und davon in den 17 jüng­sten Grâbern nur ein einziges verkehrt orientíert. Von der Karte ist abzulesen, dass die О—W-Orientierung im west­lichen und nordőstlichen Abschnitt fehlt Umgekehrt war die Vorliebe eine Rindskeule (femur) als Beigabe ins Grab zu legén. Bei den frühawarenzeitlichen Bestattungen kommt dies noch nicht vor, von den 17 mittelawarenzeitlichen be­inhalteten drei Grâber (18%) von den übrigen 188 schon 68 (36,2%) ein Rinds-femur. Die Verteilung ist im Grâberfeld gleichmâssig. Eine sehr intéressante rituelle Erscheinung ist die Beiga­be von Schaf- oder Ziegenschâdel. Szőke В. M. bewies, dass diese als symbolische Fleischbeigabe ins Grab gelegt wurden. 24 In der Früh- und Mittelawarenzeit ist es eine Sel­tenheit, dass man Rind, Schaf oder Ziege als Beigabe dem Toten gab, aber schon damais waren allé drei Formen — nur Schâdel, partielle Bestattung und Bestattung des gan­zen Tieres — bekannt. 25 In Gyenesdiás wurde schon in einem fnihawarischen Grab ein partielles Schaf/Ziegen­skelett gelegt und die Mehrheit der mittelawarenzeitlichen Grâber beinhalteten auch eines, 11 von 17 Gràbern (64%). In den übrigen 188 Grâbern fanden wir in 71 Fallen Schaf/ Ziegenschâdel im Grab (37,8%), was auch noch ein ausser­gewohnlich holies Verhâltnis ist 26 Die Beobachtungsbe­dingungen sind in Gyenesdiás nicht ideal, aber es stent fest, dass schon in der Mittelawarenzeit die Bestattung nur eines Schâdels bekannt war, daneben finden wir hâufig, dass die Reste der abgeschundenen Senate oder Ziegen zusammen ins Grab gelegt wurden — meistens etwas höher als die Grabsohle — es kommt aber auch vor, dass ein Teil des Grabes damit iiberdeckt wurde. In der Spâtphase wâchst die Zahl der Grâber, in denen nur Schaf/Ziegenschâdel gefun­den wurden. Im Gegensatz zu den meisten Grâberfeldem mit diesem Ritus finden wir in Gyenesdiás diese Erschei­nung im ganzen Grâberfeld gleichmâssig verteik. Wir müs­sen noch bemerken, dass bis jetzt kein Rinderschâdel ge­funden wurde, wo doch diese Gemeinschaft aufgrund der vielen ins Grab gelegten Rind-femara zahlreiche Rinder besass. Als rituelle Eigenartigkeit ist auch zu betrachten, dass man den meisten Toten auch Rüssigkeit ins Grab mitgab. Einen hohen Prozentsatz der Keramik kennen wir nur aus dem Grâberfeld Nővé Zámky. 27 Im Grâberfeld Gyenesdiás ist dieses Verhâltnis noch höher, von 208 Grâbern fanden wir in 159 (76,4%) insgesamt 168 Keramiken. 2 * Die Entstehung des Gràberfeldes von Gyenesdiás—un­gefâhr шпбЗО—könnte damit in Zusammenhang gebracht werden, dass die christliche Bevölkerung der Umgebung, die sog. Keszthely-Kultur unter awarische Militárkontrol­le gestellt wurde. Gyenesdiás liegt beinahe im geographi­schen Mittelpunkt des Gebietes der Keszthely-Kultur, des­halb könnte man voraussetzen, dass die vorneheme, mittel­awarische Person, derén Grab wir im Vorjahr gefunden ha­bén, der Militârleiter eben dieses Gebietes war. Es ware möglich, dass unser Grâberfeld — wie dies bei mehreren Grâberfeldem des Komitates Zala zu beobachten war — am Ende des 7. oder am Anfang des 8. Jahrhunderts aufgelassen wurde. Vielleicht ist dies damit in Zusammen­hang, dass vom Ende des 7. Jahrhunderts—auch durch die Frankén anerkannt —die Grenzen des Awarenreiches fest an der Enns waren und aus dem Reichsinneren neue Gé­meimen an die Innenseite des westlichen Grenzödlandes umgesiedelt wurden. Wir kennen ja in Niederösterreich ein awarisches Grâberfeld, in welchem eben in der Spâtawa­renzeit ein Bevölkerungszuwachs zu beobachten war. 29 Der frânkisch-awarische Krieg 791 könnte eine Erklâmng geben, wieso am Ende des 8. Jahrhunderts unser Grâberfeld wieder in Gebrauch genommen wurde. 30 Wir hoffen, dass wir nach Abschluss der Ausgrabung eine endgültige Ant­wort auf diese Fragen geben können. Anmerkungen: 1 RégFüz 1617 (1964) 51.; MRT 1. 56. Fo. 13/3. Aus dem Ma­terial wurden bis jetzt nur die Tierknochen veröffentlicht; MA­TOLCSI, 1967. 2 RégFüz 1/36 (1983) 61.; RégFüz 1/37 (1984) 71. 3 RégFüz 1/41 (1988) 51. 4 MÜLLER, 1990.; MÜLLER, 1991. 5 Auch aus mittelawarenzeitlichen Grâbern kennen wir z. В. aus Alanyán (KOVRIG, 1963.112. und 143.) und aus Sommerein (DAIM, 1984. 78.), hingegen kommt dieser Perlentyp in den mittelawarenzeitlichen Grâbern von Kisköre und Leobersdorf nicht vor. 6 KOVRIG, 1963.135—136.; DAIM, 1984.74., 86—87. 7 lm П. Grâberfeld von Üllő kennen wir aus den Grâbern 72. und 73. rosettenformige Beschláge in mittelawarenzeitlicher Um­gebung (SÓS, 1955. LXni. T. 10.13, LXIV. T. 1—3. (indás 8. Jahrhundert daliért). Die rosettenförmigen Beschláge besprach I. Kovrig bei der П. chronologischen Gruppé, also in der Mit­telawarenzeit, aber aufgrund der Analogien datierte sie diese Beschláge in die Zeit vom Ende des 6. Jahrhunderts bis zur Mit­te des 7. Jahrhunderts (KOVRIG, 1963.134—135.) Mehrere Angaben deuten darauf hin, dass mit rosettenförmigen Beschlágen diese Waffengürtel verziert waren, an denen der Köcher befestigt war. Manchmal fand man diese Gürtel neben dem Toten, sogar ausserhalb des Sarges (Reitergrab von Haj­dúdorog). Vielleicht blieben auch unsere Beschláge deshalb nach dem Raub in der Grabgrube zurück.

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