Zalai Múzeum 3. (Zalaegerszeg, 1991)

Klanica, Zdeněk: Versuch einer horizontal-stratigraphischen Interpretation der latmährischen Gräberfelder

104 Klanica, Zdenék: Sánecer (1. P.) auf einer ausgepràgteren Terrainerhebung liegt. Die Grâberfelder wurden bis in das Jahr 1988 flàchig untersucht. 1. P. enthielt 317 Gràber, 2. P. 359 Gràber. Die Nechvalíner und PruSánecer Grâberfelder stellen zur Zeit in Mâhren das einzige geeignete Material fur un­sere Versuche um eine horizontal-stratigraphische Inter­pretation dar. Schon deshalb, weil einige weitere Fund­plâtze, zum Beispiel Rajhrad oder Dolnf Vëstonice, nicht bearbeitet sind und das Graberfeld in Sady-Dolní Kotvice zwar publiziert ist, jedoch in einer Art und Weise, die eine Arbeit mit den Funden nicht ermöglicht (Maresová 1983). Sehr gut ist das Material aus Veiké Bflovice veröffentlicht worden (Mërïnsky 1986), die Nekropole ist jedoch inmitten der untersuchten Flâche gestört. In Nechvalín sowie in PruSánky erscheinen vereinzelt zwischen den Körpergrabern oder in ihren Aufschiittungen Kremationsiiberreste. Gehen wir von der Voraussetzung aus, dass den Korpergràbern in Mâhren Brandgrâber vor­angehen , dann sind wir gewiss berechtigt, die Überreste der Brandgrâber als altère und die Körpergraber als jüngere zu betrachten und dies, obwohl die Brandgrâber auf beiden Fundplâtzen einen unterschiedlichen Charakter aufweisen. In Nechvalín iiberwiegen Urnen- und in PruSánky Gru­bengrâber. Diese Beobachtung kann fur die absolute Chro­nologie der einzelnen Gràbergruppen, jedoch nicht fur die Gesamtansicht Bedeutung haben. Brandgrâber kamen auf 1. N., 1. P., 2. P. zum Vorschein, auf 2. N. wurden sie nicht vermerkt Es sind deren aber wenig, die grosste Verbrei­tung erschien auf 1. N. — etwa 8%, auf 1. P. ca. 3%, auf 2. P. nur 0,2%. Aile sind ausnahmslos in den siidlichen Teilen der untersuchten Grâberfelder gelegen. Die angefiihrten Tatsachen zeugen davon, dass man die Belegung auf den Grâberfeldern von Sud nach Nord durch­gefiihrt hat. Zur Unterstiitzung dieser Behauptung lâsst sich als Beispiel das Grab 2 im 1. P. anfuhren. Wie wir bereits erwâhnt haben, enthielt es goldene Ohrgehânge mit Ku­gelkranz und eine Scheibenfibel, also Gegenstánde, die man nach den gegenwârtigen chronologischen Kriterien in die Zeit um die Mitte des 8. Jhs datieren kann (Stein 1967, Freeden 1979). Grab 2 wurde am Siidrand von 1. P. gefun­den. Die Beisetzung der Toten von Sud nach Nord gilt auch im 2. P., das in seinen Anfángen vermutlich gleichzeitig mit 1. P. angelegt worden war, wovon Brandgrab 440 zeugt, das im Siidteil von 2. P. entdeckt wurde. Ein markanterer Beweis fur diese Behauptung sind Gràber mit S-förmigen Schlâfenringen und Denaren im Nordteil der zweiten Grâberfelder, also 2. P. und. 2. N. WederS-förmigeSchlafen­ringe, noch Denare kommen auf den ersten Grâberfeldern vor. In 2. P. bestâtigt sich auch im Rahmen der Denarenfun­de die Bestattungsabfolge von Síid nach Nord, da die unga­rischen Prâgungen, die in Pruáánky bis in die Mitte des 11. Jahrhunderts iiberwiegen, siidlicher als die Pïemyslid­schen aus der Zeit nach der Mitte des 11. Jhs vorgefunden werden. Die jungsten Miinzen befinden sich in den nörd­lichst liegenden Grâbern. Eine àhnliche Situation konnten wir auch beim 2. N. feststellen, wo sich die S-förmigen Schlâfenringe ebenfalls nur in den nördlichst gelegenen Grâbern befinden. Hierher gehört im Rahmen von 2. N. auch der Fund eines Denars unbekannter Bestimmung. Die Grundrichtung des Bestattens von Sud nach Nord auf den einzelnen Nekropolen und die Lokalisierung der jüngeren Grâberfelder südlich von den âlteren kompliziert ein wenig die Tatsache, dass aile beobachteten Grâberfel­der in Teilgrabgruppen zerfallen, die sich voneinander so­wohl durch die Fundzusammensetzung als auch durch die Orientierung der Grabgruben unterscheiden. Es ist wahr­scheinlich, auch wenn sich dies zur Zeit durch die Métho­de der horizontalen Stratigraphie noch nicht be weisen lâsst, dass vermutlich in bestimmten Bestattungsphasen in den einzelnen Grâberfeldern auch mehrere Teilgruppen existi­erten, unter denen es dann in den jüngeren Entwicklungs­phasen zur gegenseitigen Beriihrung kam. Am bestén ha­ben wir diese Situation auf 2. P. dokumentiert. Anhand der horizontalen Stratigraphie können wir in Mâhren zum ersten Mal einige Befunde nach den Fundor­ten in eine altère und jüngere Gruppé gliedern. Es istbemer­kenswert, dass es sich in einigen Fallen nicht nur um Ge­genstánde der materiellen Kultur, sondern auch um einige Gepflogenheiten handelL Zum Beispiel der Brauch Ni­schen in den Wânden der Grabgruben einzutiefen, dessen Ursprung man im Karpatenbecken nicht bewiesen hat, ist in seinem hàufigsten Vorkommen zeitlich meist auf die altè­re Phase der Korpergrâber beschrânkt. Dies envies sich nichtnurbei 1.Р., l.N.,2.P.und2.N.,sondernauchin Vei­ké Bflovice (Mêïïnsky 1985). Dies gilt auch von der Sitte, Hühnereier in Gràber zu legen. Sofern es die Funde betrifft, ist bemerkenswert, dass in den ersten Grâberfeldern vor allem die mânnlichen Bestat­tungen ârmlicher sind, es gibt hier weniger Sporen und Waffen, als in den zweiten Grâberfeldern. In den Frau­engrâbern âussern sich die Unterschiede nicht so stark. Ab­weichungen gibt es natürlich auch in typologischer Hin­sicht, zum Beispiel sind in den ersten Grâberfeldern Sporen meist mit Bügeln, mit atypischen Plàttchen am Ende, oder es handelt sich überhaupt um Sporen ohne Plàttchen, nur mit plastischen Rippchen an den Bügelenden. Auf 1. N. fand man ein Schwert mit dreigliedrigem Knauf , auf 2. N. Schwerter überwiegend vom Typus X. In den ersten Grâber­feldern kommen keine Formen vor, die mit Plàttchen ver­sehen und mit einer Reihe von Nieten senkrecht zum Biigel angebracht sind. Als typischer Frauenschmuck treten in der âlteren Gruppé Ohrgehânge mit drei oder vier Kugelchen in einer einseitigen Traube auf, die wir unter den Funden auf 1. N. und 1. P., jedoch keineswegs auf 2. N. und 2. P. sehen. Àhnlich auch Ohrgehânge mit grossen Kugelchen, mit Drahtringen durchlegt, wenn auch ihr Vorkommen nicht so selten ist Intéressant sind Beobachtungen keramische For­men betreffend. In den ersten Grâberfeldern kommen gros­sere Gefâsse, als in den zweiten Grâberfeldern vor, wo die Töpfe kleiner sind. Nicht einmal hier vermögen wir jedoch die zeitliche Grenze zu bestimmen. In den ersten Grâberfel­dern kommt mehr Keramik mit gedellten Ràndern, wenn

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