Zalai Múzeum 3. (Zalaegerszeg, 1991)

Cech, Brigitte: Die keramischen Funde der slawischen Wallanlage in Thunau am Kamp [NÖ] (Ein Beitrag zur Gliederung slawischer Keramik)

ZALAI MÚZEUM 3. 1991 Cech, Brigitte: Die keramischen Funde der slawischen Wallanlage in Thunau am Kamp (NÖ) (Ein Beitrag zur Gliederung slawischer Keramik) Auf dem Höhenrücken westlich der KG Thunau am Kamp, OG Gars am Kamp, VB Horn, NÖ, liegt eine ausge­dehnte, aus zwei Teilen bestehende Befestígungsanlage. Der westliche, von einem Wall umgebene Teil tràgt den Flumamen „Schanzberg", heute „Schanze" genannt Dar­án schliesst eine, durch einen schmalen Rücken mit der „Schanze" verbundene, in verschieden steilen Terrassen gegen Norden und Osten zu abfallende Hochflâche an, die obère und untere „Holzwiese" genannt wird. Ihre Südseite ist durch einen teilweise noch deutlich sichtbaren Wall ge­schützt. lm Norden wird die obère „Holzwiese" durch ei­nen Wall von den unbefestigten Siedlungsterrassen der un­teren „Holzwiese" abgegrenzt An der Südostecke der „Holzwiese" liegt auf einem senkrecht zum Kamp abfal­lenden Felsen eine durch drei Halsgráben vom Hinterland getrennte mittelalterliche Burgruine, die „Schimmel­sprung" genannt wird (Abb. 1.). Die Fundstelle ist seit der 2. Hàlfte des 19. Jhs bekannt. Erste Untersuchungen wur­den von Johann Krahuletz und spater von Josef Höbarth durchgeführt Von 1965 bis 1990 fanden jâhrlich unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Herwig Friesinger ausgedehn­te archáologische Untersuchungen statt. lm Rahmen eines Projektes des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung „Neue Wege der Frühge­schichte" 1 wurde ich mit der Aufgabe betraut, die slawische Keramik aus den Grabungsjahren 1965—1986 zu bearbei­ten. 2 Das Ziel dieser Arbeit war die Vorlage des gesamten slawischen Keramikinventars. Samtliche Rand- und Bo­denstücke, derén Grosse eine korrekté Orientierung er­möglicht und Wandstücke mit seltenen Verzierungsmoti­ven wurden katalogmâssig erfasst Auf Grund dieses Kera­mikkataloges wurde mittels eines Statistikprogrammes ver­sucht, die slawischen Töpfe in Formgruppen zu gliedem. Als Vergleichsmaterial wurden Gefássbeigaben aus nie­derösterreichischen Grabfunden herangezogen. 3 TÖPFE Der Grossteil des keramischen Fundgutes aus Thunau besteht aus Töpfen. Die früheste Keramik stammt aus den von den Wâllen überlagerten Gràbern (Abb. 2.) und Sied­lungsschichten (Abb. 3.). Die Gefásse sind entweder klein und gedrungen oder hoch und schlank. Bei beiden Formen ist der Übergang zwischen Hals- und Schulterpartie flies­send; der Unterteil kann im Bereich des Bodens leicht ein­gezogen sein. Die Rânder sind steil ausladend und schrág abgestrichen oder gerundet. Vereinzelt sind sie bereits leicht verdickt, was als Vorstufe der spateren Keulenránder angesehen werden kann. An Verzierungen finden wir ein­bis mehrfache Wellen- und Linienbànder, kreuzförmige Keiben und Kammstiche. Zu diesen Gefássen gibt es aus den niederösterreichischen Graberfeldern gute, durch Waf­fen- und Schmuckfunde von der 2. Hàlfte des 8. Jhs bis ins beginnende 9. Jh. zu datierende Vergleichsbeispiele. 4 Es sind dies die kleinen, gedrungenen Gefásse aus den Gràbern XLVHI, EL und XCIII aus Pitten 5 , Grab 4 aus Hausmen­ning 6 und Hügel 12 aus Wimm. 7 Zu den hohen, schlanken Gefássen gibt es Entsprechungen aus Pitten, Grab XXXII und Grab LXXXIII 8 , St. Andrâ an der Traisen, Grab l 9 und Wimm, Hügel 11. 10 Vergleichsstücke gibt es auch aus sla­wischen Siedlungen in Mâhren, so z. В. aus den Burgwállen von Bfeclav-Pohansko 11 und Staré Koufim. 12 Die Grundf orm der slawischen Töpfe bleibt wáhrend der folgenden Jahrhunderte gleich. Die Gefásse werden ledig­lich starker profiliert; der Hals ist scharf eingezogen, die Schulter deutlich ausgeprágt, bzw. durch einen Ansatz her­vorgehoben und die Rânder sind weit ausladend und wer­den durch leichte Verdickung zu Keulenrándern. Als Ver­zierung finden wir neben den üblichen Wellen- und Linien­bandern auch Kammstiche. Vereinzelt treten noch die fur den Übergang vom 8. zum 9. Jh. üblichen Verzierungen am Randinneren auf. Dazu kommen im Schulterbereich oder in der Gefássmitte angebrachte umlaufende Leisten. Zu den Töpfen der 1. Hàlfte des 9. Jhs gibt es gut datierte Entsprechungen aus Graberfeldern, so z.B. aus den Graber­feldern von Steinabrunn 13 und Neumarkt an der Ybbs 14 , die in die 1. Hàlfte des 9. Jhs gestellt werden. Mit dem Aufhö­ren der Beigabensitte im 10. Jh. sind wir bei der Datierung der slawischen Keramik einzig auf Vergleichsbeispiele aus den slawischen Burgwâllen in Mâhren angewiesen.

Next

/
Oldalképek
Tartalom