Zalai Múzeum 2. (Zalaegerszeg, 1990)
Lenneis, Eva: Neu Ergegnisse zur Erforschung der ältesten Linearbandkeramik in Österreich
10 Lenneis, Eva Báche, bei den Braunerdegebieten am Südrand des östlichen Alpenvorlandes, im nordwestlichen Waldviertel und südlich der Donau zwischen Melk und Linz dürften es aber klimatische Faktorén gewesen sein. In der Verteilung der Fundplâtze der altesten und der jüngeren Linearbandkeramik auf die Niederschlagszonen ist kein nennenswerter Unterschied festzustellen. Beiden gemeinsam ist die Bevorzugung der regenarmsten Gebiete und der Meidung der Zone von mehr als 900 mm heutigen, durchschnittlichen Jahresniederschlages. Letzteres war wohl ein wichtiger Grund für die Nichtbesiedlung wenigstens eines Teiles des Braunerdegebietes zwischen Linz und Melk und des südlichen Alpenvorlandes, nicht aber für den Nordwesten des Waldviertels. Für die Meidung dieser Zone sind wohl die zu niedrigen Temperaturen verantwortlich zu machen. Die Isotherme von 7° heutiger durchschnittlicher Jahrestemperatur wurde von der jüngeren Linearbandkeramik in nur ganz wenigen Fallen, von der altesten Linearbandkeramik offenbar gar nicht überschritten. Ich möchte hier nicht auf die früheren Funde der altesten Linearbandkeramik eingehen, da ich dièse ohnedies vor kurzem in Form eines knappén Kataloges publizierte (E. LENNEIS 1989). Das Problem all dieser alten Fundbestànde, einschliesslich derer von Prellenkirchen (E. RUTTKAY 1976) und Frauenhofen (E. LENNEIS 1977 u. 1986) liegt darin, dass sie aile furchtbar klein sind und kaum eine umfassendere Auswertung erlauben. Hier habén uns nun die seit 1984 durchgeführten grossflàchigen Plangrabungen einen wesentlichen Schritt weitergebracht. Es waren dies 1984 und 1985 Untersuchungen in Neckenmarkt, Burgenland (J. LÜNING—E. LENNEIS 1984 u. 1985), und 1986 in Strögen bei Horn, Niederösterreich (J. LÜNING— E. LENNEIS 1986), die ich gemeinsam mit J. LÜNING im Rahmen des von Frankfurt ausgehenden, internationalen Forschungsprojektes „Untersuchungen zur altesten Bandkeramik" durchführte. Welters habe ich 1988 wieder alléin mit Unterstützung des niederösterreichischen Landesmuseums in Rosenburg am Kamp mit einer Plangrabung begonnen (E. LENNEIS 1988), die ich auch heuer fortsetzte und die ich hoffentlich auch noch in den nâchsten Jahren werde fortführen können. Erste Ergebnisse dieser drei Grabungen können hier nur kurz umrissen werden. Der Fundplatz von Neckenmarkt liegt nur wenige Kilometer südlich von ödenburg (Sopron). Die bandkeramische Siedlung befand sich nördlich eines kleinen Baches, der seinen Lauf in den letzten Jahrtausenden mehrmals ánderte, wie wir bei der Grabung feststellten. Wir fanden zwei seiner alten Betten, die beidé nachbandkeramisch waren, wie sich deutlich aus der Störung der Befunde ablesen Hess. Wohl als grösster Erfolg dieser Grabung darf gewertet werden, dass es hier mit Haus 1 erstmals in Österreich überhaupt gelang, einen fast vollstàndigen Grundriss eines âltestbandkeramischen Hauses freizulegen. Der Grundriss von Haus 4 war leider im Süden durch den Bach gestört, die Pláne der übrigen drei Háuser sind nicht so klar und unvollstândig. In der westlichen Làngsgrube von Haus 3 erwartete uns jedoch ein besonderer Befund in Form einer an der Basis mit Steinen ausgelegten Kochstelle, die zum Teil von der gebrannten, über sie hereingebrochenen Seitenwand der Grube bedeckt war. Die Làngsgruben der Hauser waren hier in Neckenmarkt besonders fundreich. Neben zahlreichem Silexmaterial, verhaltnismâssig wenigen Resten polierter Steingerate und von Tierknochen, stellt die Keramik — wie immer — den Hauptanteil des Fundmateriales. Eine Lângsgrube enthielt hier zwischen 500 und mehr als 1 000 Scherben, was 200—500 Gefassen entspricht. Dies ist ein Vielfaches der Keramikfunde aus Làngsgruben anderer, gleichartiger Siedlungen, z. B. in Deutschland aber auch in Niederösterreich. Verzierte Gefásse sind dennocb extrém selten. In den bisher aufgearbeiteten Gruben stellt die verzierte Keramik nur einen Anteil von 1% bis 8% der Scherben und 13% bis 18% der Gefàsse. Bei der unverzierten Grobkeramik gelingt es nur in wenigen Fallen die Gefássform oder auch nur Teile derselben zu rekonstruieren. Der zweite Platz, den J. LÜNING und ich gemeinsam im Rahmen des genannten Forschungsprojektes untersuchten, war Strögen bei Horn, nur etwa 40 km südlich von Znojmo (Znaim) in Máhren. Die Fundstelle liegt verháltnismássig hoch, sehr nahe am heutigen Wald. Wohl infolge der hohen Lage ist die einst — laut Aussage der Pedologen — etwa 1 m màchtige Lössdecke nahezu verschwunden. In dem buntscheckigen Planum stiessen wir schon unmittelbar unterhalb der Pflugsohle teilweise auf tertiare Sande und Tone. Nur innerhalb der Verfàrbungen war der einstige Loss noch vorhanden. Der Erhaltungszustand der Háuser war leider recht unbefriedigend. Nur bei einem Haus war noch der Süd- und Mittelteil gut erhalten, von drei weiteren fanden wir jeweils nur eine Dreipfostenreihe. Obwohl nur bei zwei Hâusern nennenswerte Reste jeweils der westlichen Lângsgrube vorhanden waren, ergaben diese eine unerwartet grosse Zahl qualitâtvoiler Funde. Zu den Besonderheiten im Fundmaterial dieses Platzes gehören vorlàufig die Reste mehrerer Fussgefàsse, sowie das Fragment einer menschlichen Gesichtsapplique. Nur etwa 10 km südöstlich Strögen liegt Rosen-