Zalai Múzeum 2. (Zalaegerszeg, 1990)

Trnka, Gerhard: Zum Stand der Erforschung der mittelneolitischen Kreisgrabenanlagen in Niederösterreich

ZALAI MÚZEUM 2. 1990 Trnka, Gerhard: Zum Stand der Erforschung der mittelneolithischen Kreisgrabenanlagen in Niederösterreich In den letzten Jahren konnten im nördlichen Niederösterreich, dem Hauptverbreitungsgebiet der mittelneolithischen Kreisgraben, etwa 30 der­artige Anlagen festgestellt werden, die den bis­herigen Ausgrabungen zufolge in die frühe Stufe der Lengyel-Kulttur (Stufe MBK la bzw. MOG I) zu datieren sind. Neben kleinen Testgrabungen fanden bisher grossfláchige Untersuchungen an den Anlagen von Friebritz 2, Kamegg, Rosenburg und Strögen statt. Neu waren 1989 die Grabungen in Strögen, denen ausgehend von einer photogrammetrischen Aus­wertung eine magnetische Vermessung (Abb. 1.) vorangegangen war. So wusste man bereits vor der Ausgrabung über das detaillierte Aussehen des Kreisgrabens Bescheid, sodass die archáolo­gische Untersuchung im Bereich des Ost-Tores an­gesetzt werden konnte, wo noch die bestén Er­haltungsbedingungen vorhanden waren. Neueste Magnetvermessungen an der dreifachen Kreisgra­benanlage Homsburg 3 (Abb. 2.) ergaben eben­falls zwei Tore, das Innere ist frei von Befunden, die Innenpalisaden dürften nicht mehr erhalten sein. In fast alien untersuchten Anlagen konnte nicht nur die angeführte zeitliche Stellung bestátigt werden, darüber hinaus waren auch bautechni­sche Details und vor allíern die sedimentologischen Untersuchungen der Spitzgrabenprofile von be­sonderem Interessé, welche durchwegs natürliche VerfüHungsvorgánge anzeigen. Iro angeführiten Gebiet handelt es sich jeweils um ein- bis dreifache Kreisgraben, derén Durch­messer 44—140 m betragen. Den mehrfachen Gra­benanlagen liegt offenbar ein einheitliches Kon­struktionsschema zugrunde, wie das Verháltnis der Grabendurchmesser erkennen lásst; bei den zwei­fachen Kreisgraben betragt dieses Verháltnis 2:3 oder 3:4, bei den dreifachen Anlagen 2:3:4 oder 3:4:5. Die Zugánge bestehen meist aus zwei oder vier Erdbrücken, manchmail aber auch aus einer Tor­anlage sowie in Binzelfallén aus drei oder sechs Torén. Hölizerne Einrichtungen, flankierende Grá­ben sowie vorspringende Grabenáste betonén die Eingánge in manchen Fallen noch zusátzlich. Im Inneren befinden siich meist ein oder zwei um­laufenden Ho/lzpalisaden, die stets im Bereich der Tore enge Durchiásse zeigen. Das nördliche Niederösterreich im Osten Öster­reichs weist das grösste Speiktrum der Kreisgra­benanlagen, was die Anzahl der Gráben (ein bis drei Gráben mit einer Dominanz zweifacher Gra­benanlagen), Formenvielfalt und Grosse betrifft, auf. Ausserdem kommen in diesem Gebiet mehr Kreisgraben als im gesarnten mitteleuropáischen Raum vor. Gémein ist allén Anlagen eine morphologisch gleichartige topographische Position, wobei die Hanglage dominiert — wesentlúch ist, dass eine ausgesprochene Höhenlage nie auftritt! Die Frage nach der Funktion und Verwendung aller dieser Anlagen konnte durch die archáolo­gischen Untersuchungen bisher nicht befriedigend beantwortet werden. Soweit Grabungen und mag­netische Aufmessungen vorliegen, ist der Innen­raum fast immer frei von Befunden; vereinzelte Nachweise von ínnenbauten und Bestattungen im Inneren, aus den Gráben oder aus dem Bereich zwischen den Gráben können nie sicher dem Zeit­punkt der Existenz des jeweiligen Kreisgrabens zugeordnet werden und stéllen alich keíne trag­fáhige Interpretationsbasíis dar. Die innen um­laufenden, ein- oder zweifachen Palisaden­grábchen dienten wohl dazu, das Innere noch zu­sátzlich abzugrenzen. Betont wird dies durch die oft zu beobachtenden engen Durchiásse der Pali­saden bei den Torén. Diese Palisaden werden von manchen Forschern gerne als das Stützwerk von einem inneren Erd­waill, der aus dem Grabenaushub aufgeschüttet worden wáre, angesehen, obwohtli sich ein derar­tiger Wall archáologisch noch nie nachweisen hat lassen. Die sedimentologischen Untersuchungen an der dreifachen Kreisgrabenanlage von Gau­derndorf habén eindeutig ergeben, dass die in

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