„Stephan Dorffmaister pinxit”. Dorffmaister István emlékkiállítása (Zalaegerszeg, 1997)

Kostyál László: Der Kirchenmaler Stephan Dorffmaister I. 1760–1780

Der Kirchenmaler Stephan Dorffmaister I. 1760-1780 LÁSZLÓ KOSTYÁL Die kirchliche Kunst ist - wie übrigens in unserem Raum allgemein im Spätbarock - der bedeutendste Bereich in dem großen und außer­ordentlich vielfältigen Oeuvre Stephan Dorffmais­ters. Sein umfangreiches Lebenswerk legt uns nahe, dieses in zwei Teilen zu betrachten, wobei der erste Abschnitt, den man bis 1779/80 datieren kann, uns die Entstehung des charakteristischen spätbarocken Stils im Werk des Meisters vor Augen führt. Bei der Betrachtung dieser ersten Periode konzentrieren wir uns auf seine Vorbilder, die künstlerischen Wur­zeln, auf die Entwicklung seines Stils und auf ikonographische Zusammenhänge. Wir folgen dabei der Periodisierung von Klara Garas, 1 die die Kunst des Malers in die Sechziger-, in die Siebzigerjahre und die Zeit nach 1780 gliedert. Um das Jahr 1780 kam es dann zu einem Wandel im Stil. Dorffmaister erreichte zu dieser Zeit den Höhepunkt seiner künstlerischen Leistungsfähigkeit und Ausdrucks­kraft. Sein durch das Rokoko geprägter „Wiener Akademismus" veränderte sich durch die Ansprü­che der Auftraggeber und durch die damals einset­zende langsame Metamorphose des malerischen Ge­schmacks. Es kommt zu einer eigenartigen Wider­spiegelung und Vermischung zweier Stilepochen. Obwohl der junge, aus Wien stammende Stephan Dorffmaister bereits 1760 nach Ungarn kam, um ein Fresko 2 in der Prämonstratenserkirche von Csorna zu malen, kann man mit der Untersuchung seines Werkes erst mit 1761 beginnen, als er nach Türje kam, da die Csornaer Bilder im vorigen Jahrhundert zugrunde gingen. In Türje arbeitete der Meister bis 1764. Dies weist auch noch auf seine, durch sein jugendliches Alter bedingte stilistische Unsicherheit hin. Als er Ende der Siebzigerjahre bereits größere Routine hatte, bewältigte er gleichzeitig mehrere Aufträge dieser Größenordnung, damals allerdings mit Mitarbei­tern, die ihm anfangs noch nicht zur Verfügung standen. Zu Beginn (1761) malte Dorffmaister in Türje die im 18. Jahrhundert an die spätromanische Abteikirche angebaute Anna-Kapelle aus (Abb. ].). Dann schuf er die Fresken des Chors (Abb. 2.) und des Schiffes der Kirche (deren Details die derzeit stattfindende Restaurierung ans Tageslicht brachte) und jene im barocken Kloster (1762-63), schließlich die Altarbilder (1764, Abb. 3.). 3 Bei diesen Bildern fallen - neben einigen störenden Zeichenfehlern bei perspektivischen Verkürzungen und räumlichen Kompositionen - besonders die auf Troger und Maulbertsch hinweisenden langge­zogenen Figuren auf. Schon hier, bei seiner ersten in Ungarn erhalten gebliebenen Arbeit, verwendet er eine illusionistisch gemalte Architektur beim Altaraufbau. Der Altar der Anna-Kapelle ist noch ein wenig unorganisch, die Postierung der gemalten Figuren auf Konsolen und ihr Verhältnis zum Altarbild sind unausgereift. Dazu verglichen bringt die künstlerische Lösung, die er in der Kirche versucht, einen großen Fortschritt. Hier haben die Konsolen nicht nur ornamentale Funktion, sondern halten das Gesims, das allerdings - ohne logische Lösung - hinter dem oberen Teil des Altarbildes verschwindet. Daß sowohl in der Kapelle, als auch in der Kirche an der Decke über dem Hochaltar anstelle der hier vorgesehenen Heiligen Dreifaltigkeit allein Gottvater sitzt (in der Kirche mit den Attributen des Gottessohnes, dem Altarsakrament), ist eine Überraschung und auch bei Dorffmaister - unseres Wissens - eine nie mehr wiederholte ikonogra­phische Lösung. Für diese Lösung gibt es bis heute keineeindeutig annehmbare Erklärung. Es muß erwähnt werden, daß die Darstellung in Türje ursprünglich einen viel größeren als den heute sichtbaren Umfang hatte. Sie erstreckte sich auf einen großen Teil der später zum größten Teil getünchten Wände der Kirche und des Klosters. Dadurch ist das vollständige ikonographische Prog­ramm heute nur mehr schwer zu rekonstruieren. Da Türje die erste bekannte Station in der künstlerischen Laufbahn Dorffmaisters ist, erhält die Frage nach den Vorbildern des Künstlers hier 33

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