„Stephan Dorffmaister pinxit”. Dorffmaister István emlékkiállítása (Zalaegerszeg, 1997)

Boda Zsuzsanna. Stephan Dorffmaister Wandbilder mit weltlichen Themen in Schlössern und öffentlichen Gegäuden

kaiserlichen Delegierten. Das neben ihnen stehende Kind hält das Wappen der Stadt Sopron. Diese „irdische" Gruppe wird von allegorischen Gestalten umgeben: über dem Kopf von Schilson sind Justitia mit Waage und Schwert sowie die weiblichen Figuren des Friedens und des Wohlstandes zu sehen. Zu ihren Füßen sieht man ein Profilbild von Joseph II. Über ihnen fliegt - mit Fanfaren in der Hand - die Figur der Botschaft. Auf der linken Seite werden die symbolischen Gestalten des Bösen und des Neides von Chronos in den Abgrund gestoßen. Der über ihm schwebende Genius hält eine Fackel und einen Lorbeerkranz in Händen. Der rechts erscheinende Phönix symbolisiert die Erneuerung. Das Deckenbild diente eigentlich der Lobpreisung des für Ordnung sorgenden Schilson und des Herrschers in der herkömmlichen Form der barocken Apotheosen: Der Delegierte des Kaisers sorgt für Gerechtigkeit, Frieden und Wohlstand in der Stadt. Früher war diese Aktualisierung nicht gebräuchlich an der Dekoration von Rathäusern in Ungarn. Die politischen Änderungen in der Zeit Joseph IL, die die politische Einstellung des einheimischen Bürgertums veränderten, brachten Wandlungen auch in seiner Kunst. Im Schmuck der Rathäuser wechseln die konvenzionalen Abbildun­gen (z. B. das Jüngste Gericht) mit aktuellen politischen Themen. Hier sehen wir die Paraphrase der Jüngstes Gericht-Komposition, in der die Belohnung der Guten und das Bestrafen der Bösen wiederkehren, aber den Platz des Gottes als Weltrichter nehmen Joseph II. und Schilson ein. 44 Kirchliche Gebäude Der hochgebildete und ehrgeizige Bischof von Szombathely János Szily setzte sich bald nach der Gründung der Diözese 1777 den Bau eines Domes, einer bischöflichen Residenz und eines Priester­seminars, sowie einer geistlichen und organisato­rischen Entwicklung der neuen Diözese zum Ziel. Im Zeitalter der Aufklärung - als Joseph II. die Tätigkeit der Kirche durch Reformen und entsprechende Verordnungen beschränkte - konnte Bischof Szily den Ausbau seines Sitzes nur langsam, aber nach einer bewußten und einheitlichen Konzeption verwirklichen. Inf Laufe der sich über mehr als 20 Jahre hinziehenden Bauarbeiten wurde zunächst das Priesterseminar, dann das bischöfliche Palais und zum Schluß die Kathedrale nach einer einheitlichen Vorstellung fertiggestellt, die vom Bischof selbst entwickelt und dann konsequent verwirklicht wurde. Ihm standen der Architekt Melchior Hefele sowie Franz Anton Maulbertsch und auch Stephan Dorffmaister bei. Diese Künstler lernte Szily noch in Győr kennen, als er Chorherr am Hof des Győrer Bischofs Franz Zichy war. Später beauftragte er sie beim Bau seiner Residenz mit bedeutenden Arbeiten. 45 Das Palais wurde im Jahr 1781 fertiggestellt. Im darauffolgenden Jahr schmückte Maulbertsch die Seitenwände des Prunksaales mit vier Reliefs, imitierenden Wandbildern, auf denen er Szenen aus der Geschichte der römischen Stadt Savaria abbildete. Zwei Jahre später, 1784, malte Dorff­maister im Auftrag des Bischofs an den Wänden des nach dem Garten hinaus liegenden Saales im Erdgeschoß Skulpturen römischer Götter, antike Ruinen und steinerne Denkmäler aus der Römerstadt Savaria {Abb. 94.). 46 Über die Fresken der „sala terrena" wurde in der kunsthistorischen Fachliteratur lange Zeit nichts erwähnt. An den Wänden des Saales, in dem eine Antiquitäten­sammlung untergebracht war, standen Vitrinen, wie sie auf einem 1910 angefertigten Foto zu sehen sind, sodaß man die Wandbilder nicht richtig betrachten konnte. Maria Fabian war die erste, die den Namen von Dorffmaister mit den Fresken in Verbindung brachte. 47 Ihre Vermutung wurde dann durch die später zum Vorschein gekommene Signatur „Stepha. Dorffmaister pinxit CICIDCCLXXX1V\ bestätigt. Eine eingehende Analyse und Interpretation der Fresken und der mit ihnen verknüpften Steinfragmente sind Edit В. Thomas zu verdanken. Die Stelle, an der sich der bischöfliche Palast befindet, war einst das Zentrum von Savaria. Wo heute die Kathedrale steht, befand sich einst das Forum, und der Palast steht an der Stelle, wo einst das Capitol stand. Die bei den Bauarbeiten zum Vorschein gekommenen Steinfragmente ließ der Bischof zusammentragen und durch Stephan Schoenvisner, einen namhaften Wissenschaftler der Zeit, aufarbeiten und in der, in der „sala terrena" des Palastes untergebrachten archäologischen Sammlung ausstellen. Dorffmaisters Wandbilder dienten dabei als Erklärung. Dieses lebhafte Interesse an der Antike ist nicht nur der Wiederentdeckung des Altertums am Ende des 18. Jahrhunderts, sondern auch der Bildung des Bischofs zuzuschreiben. Szily studierte in seiner Jugend jahrelang im römischen Collegium Germanicum-Hungaricum und war von den Denkmälern Roms sowie den Gebäuden und Plätzen des antiken und barocken Rom so tief beeindruckt, daß dies sein ganzes Leben, seine Persönlichkeit, seine Denkweise und Arbeit bestimmte. Er ließ das Vorzimmer seines Appartments im Szombathelyer Bischofs-Palais mit römische Veduten darstellenden Stichen von Piranesi schmücken. 48 Bewußt rühmte er die Blütezeit und den Ruf der römischen Stadt 202

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