„Stephan Dorffmaister pinxit”. Dorffmaister István emlékkiállítása (Zalaegerszeg, 1997)

Boda Zsuzsanna. Stephan Dorffmaister Wandbilder mit weltlichen Themen in Schlössern und öffentlichen Gegäuden

89) umgeben. Etwas weiter von diesem Kreis sitzt in der linken Ecke Ianus, der Gott der Ein- und Ausgänge sowie des Beginns. Es ist merkwürdig, warum ein Magnat an der Spitze seiner Lebensbahn eine solche tragische Szene in seinem Schloß malen ließ. Vielleicht als Warnung für sich selber - bezüglich dessen, mit welchem Gefahr und Ergebnis sich die unrechte Regierung verbunden sein kann. Der Aufbau der Komposition, die Gruppierung der Figuren und die Farbtönung, die im Vordergrund des Bildes lebhaft, im Hintergrund dagegen gedämpft ist, verweisen eindeutig auf den Einfluß von Paul Troger, des Lehrers von Dorffmaister an der Akademie, sowie von Daniel Gran. In der Storno-Sammlung des Soproner Museums blieb eine für dieses Deckenbild angefertigte farbige Ölskizze erhalten (Abb. 90.), ]6 die - bis auf einige Formänderungen - mit dem Fresko übereinstimmt. Im Gegensatz zur Skizze wurde auf dem Bild der Sonnenwagen betont größer und prachtvoller dargestellt, dagegen fehlt neben Apollo die in der Skizze abgebildete Göttin, die in den Haaren und am Kleid Blumenschmuck trug. Als er die Skizze anfertigte, kannte Dorffmaister den zukünftigen Standort des Freskos wahrscheinlich nicht genau, da sie sich in der Mitte der langen Seiten nach vorn wölbt, wogegen der Prunksaal eine ebene viereckige Decke hat, die an den Ecken rechtwinklige Einschnitte aufweist. Aus diesem mittleren Bogen ragt die Gestalt des Phaeton sehr wirksam empor. Die Bewegungen der Hauptfigur und der Pferde sind expressiv und schwungvoll, wie auch die Gestalten der Götter des Olymp proportionierter und bewegter sind. Die gesamte Komposition ist straffer und kompakter, in den malerischen Lösungen sensitiver und ausdrucksvoller als die Skizze. Endre Csatkai brachte die Skizze für das Deckenfresko in Nebersdorf mit der von Maulbertsch für das Deckenfresko in Kirchstetten angefertigten Skizze in Verbindung. 17 Der Aufbau der Komposition, die Plazierung der Hauptgestalt im Bildfeld und die Darstellung des sich aufbäumenden weißen Pferdes weisen auf jeden Fall Ähnlichkeit auf. Ich halte es für wahrscheinlich, daß sich Dorffmaister auch bei diesem Werk eines Vorbildes oder sogar mehrerer Vorbilder bediente. Die Figur des in der linken Ecke kauernden Ianus malte er z.B. nach dem Muster des in Modena befindlichen Pluto Bildes von Agostino Carracci. 18 Es sei hier erwähnt, daß das von Josef Lerch im Jahr 1782 gemalte Deckenbild im Prunksaal der Dobay­Schlosses in Dubovica ein in allen Einzelheiten übereinstimmendes Spiegelbild des Deckengemäl­des in Nebersdorf ist. 19 Aller Wahrscheinlichkeit nach arbeiteten beide Maler nach dem gleichen Vorbild. Die aus 1774 stammende Ausschmückung des Horváth-Schlosses in Hegyfalu mag ein sehr wertvolles und seltenes Beispiel der spätbarocken Schloßdekoration in Ungarn gewesen sein. 20 Das barocke Schloß existiert heute nicht mehr, an seiner Stelle wurde ein Gebäude im klassizistischen Stil errichtet. Die Decke des Prunksaales war mit der „Allegorie der Freundschaft" und die acht Wände mit den auf Leinwand gemalten Bildern der „Sieben Weltwunder" sowie Porträts von Zsigmond Horváth, des Schlossherrn und Auftraggebers mit der Familie und József Gludovátz des Besitzers des benachbarten Keled geschmückt. 21 Von der sonder­baren Komposition haben wir auf einer auf 16 Seiten erhalten gebliebenen eigenhändigen deutsch­sprachigen Beschreibung („nach altdeutscher Mundart") Kenntnis, die der Dichter Ferenc Czinke - in Versform - ins Ungarische übersetzte. 22 Dorffmaister widmete sein Werk - wie es im Titel zu lesen ist - den beiden adeligen Herren. Laut dieser Beschreibung war an der Ecke über einer Frauengestalt mit gelösten Haaren und einer anderen allegorischen Frauengestalt mit verschlei­ertem Gesicht und einem auf den Adelsstand verweisenden Minerva-Schild, die „Göttliche Vorsehung" in Form einer Frauengesalt zu sehen. Saturn hält eine Schlange in der Hand, die sich in den eigenen Schwanz beißt, was das Symbol der ungebrochenen, stetigen Verbundenheit ist. Ein Genius ist mit der Fackel der ewig flammenden Liebe dargestellt, während ein anderer auf die Wappen der beiden Adeligen einen Lorbeerkranz legt, die von Kybele mit beiden Händen gehalten werden. Schließlich weist der auf dem weiter unten dargestellten Berg zu sehende Phönix auf die Ewigkeit hin. Nachher folgt die Schilderung der Sieben Weltwunder und ihrer Geschichte, dann des Freundschaftsporträts und schließlich der über den Türen und Fenstern befindlichen Bildern. Dorff­maister teilt mit, daß er die Darstellungen der Sieben Weltwunder von verschiedenen berühmten Malern ohne jegliche Änderungen übernahm, die um sie dargestellten historischen Gestalten jedoch nach seinen eigenen Vorstellungen abbildete. Bei dem Bild, auf dem die Mauern von Babylon dargestellt sind, gibt er die Quelle, der sich beim Malen des Porträts der Semiramis bediente, genau an. Es handelt sich dabei um das Werk „Deutsche Akademie" von Joachim von Sandrart. 23 Das in diesem enthaltene Profilbild der Semiramis zeigt die babylonische Herrscherin mit gelösten Haaren, wie sie auch im Text von Dorffmaister erscheint. 24 199

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