„Stephan Dorffmaister pinxit”. Dorffmaister István emlékkiállítása (Zalaegerszeg, 1997)
Buzási Enikő: Die Bildnisse und Auftraggeber Dorffmaisters
Bildnis der tatsächlichen Stifterin des Waisenhauses, der Witwe des Karl Voss. Die Klärung der Person des Auftraggebers mußte ebenfalls präzisiert werden. Ein wesentlicher Umstand ist nämlich der Aufmerksamkeit der Forschung bisher entgangen: Die 1768 von Frau Voss gestiftete Institution wurde erst nach ihrem Tod im Jahr 1770, durch die Organisationsarbeit des Stadtpfarrers György Primes im Jahr 1772 aufgestellt, der zugleich auch für die Ausstattung des Waisenhauses und der dazugehörigen Kapelle Sorge trug. 18 Dorffmaister malte also das Altarbild der Kapelle gewiß in seinem Auftrag, wie man ihn wohl auch für den Auftraggeber des Bildnisses (der Bildnisse) halten darf. Die Reihe der Amtsmannbildnisse wird auch durch das Porträt des Stadtrichters von Kismarton/Eisenstadt Matthias Paur erweitert. Das Bild, das bis jetzt nur nach einer Erwähnung und von keinem Foto bekannt war, läßt sich zusammen mit seinem Gegenstück - bei all den formalen Unschicklichkeiten - unter die bekannten und beschriebenen Werke eingliedern. Die Darstellung des Matthias Paur richtet sich in der Komposition nach dem Bildnis Jakob Kamper, während das Bildnis seiner Gattin in so manchen Detaillösungen mit der Darstellung der Frau Neymaier beziehungsweise mit einzelnen Elementen des weiblichen Bildnisses aus der Familie Szalay Übereinstimmungen aufweist. (Verzeichnis: Nr. 15-16) Auf den aufgezählten Bürger- und AmtsmannDarstellungen begegnet man - ziemlich einheitlich - einer vereinfachten Bilderwelt, die auf Gegenstände mit Attributcharakter reduziert wurde. Auf dem Bildnis des Schuhmachers Szalay zeigt eine Rechnung, auf dem von Hohenecker ein Faß, auf dem von Jakob Kamper zeigen Schreibutensilien und Papier, auf dem Artners das Corpus Iuris Hungária, das Gesetzbuch des ungarischen Ständestaates, auf dem des Schornsteinfegers mit der Jagdflinte die Lebensführung, die keinesfalls der gesellschaftlichen Stellung des Dargestellten entspricht, die Position innerhalb der Hierarchie der Stadtführung oder - wie im Fall des letzteren einfach den Wohlstand, die finanzielle Sicherheit an. Es ist anzunehmen, daß bei diesen Bildnissen das annähernd gleiche Niveau im Anspruch von der geschmacksnivellierenden, nüchternen bürgerlichen Anschauung herrührt. Trotzdem sind es jene Werke - hinzuzunehmen sind die Gegenstücke von den Gattinnen und das auf 1790 datierte Bildnispaar eines unbekannten Ehepaares (Verzeichnis: Nr. 2728) -, in denen man nicht nur die Meisterschaft des korrekten Porträtisten, sondern oft auch Einfühlung und menschliche Unmittelbarkeit erkennen kann. Beispiele für abwechslungsreichere Kompositionen, anspruchsvollere bildliche Lösungen und eine kühnere Einsetzung der traditionellen und neueren Bildnistypen - letzteres ermöglicht am ehesten die Verfolgung der Wandlung in der Porträtauffassung - lassen sich nur unter seinen Bildnissen für vornehmere Adelige der Umgebung entdecken, soweit sie erhalten blieben, beziehungsweise soweit bei diesen - aus weiter unten anzuführenden Gründen - die Attribution an Dorffmaister vorausgesetzt werden darf. Wegen der zweifelhaften bzw. vorgeschlagenen Attributionen sowie wegen der Ungewißheiten in den schriftlichen Angaben bezüglich der Werke gibt es innerhalb des Bildnisschaffens in diesem Kreis die meisten Probleme, so daß wir auf diese Porträts ausführlicher als bei den obigen eingehen wollen. Eine ganze Reihe verketteter ungewisser Umstände und Annahmen knüpft sich an ein Werk, die Darstellung des Banus von Temes Kristóf Niczky, das nur aus der Literatur bekannt ist. Es ist nur soviel überliefert, daß das Bild zu Beginn unseres Jahrhunderts im Sitzungssaal des Komitatshauses in Temesvár hing (Verzeichnis: Nr. 37). Der Verfasser der Quelle, István Berkeszi, behauptete nur, das zur Folge der Obergespansbildnisse gehörige Bild sei ein Werk Dorffmaisters, ohne ein Wort auf eine etwaige Signatur oder auch auf das Format zu verlieren. 19 Es gibt davon eine einzige „bildliche" Darstellung, eine Zeichnung im Brustbildformat in der Niczky-Monographie von Jenő Szentkláray aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert, die bei der Bearbeitung von Dorffmaisters Bildnissen im Jahr 1965 als Grundlage zur Attribution des um jene Zeit erworbenen ganzfigurigen Bildnisses von Kristóf Niczky der Historischen Bildergalerie des Ungarischen Nationalmuseums diente und zugleich zur Annahme führte, es handle sich bei dem neuerworbenen Bild um eine Variante des einst in Temesvár bewahrten Bildnisses. 20 Die Zeichnung nach dem Bildnis in Temesvár zeigt aber weder in der Gestaltung der Gesichtszüge noch in den - bei der Zeichnung sowieso reduzierten - Details überzeugende Übereinstimmungen mit dem Gemälde der Historischen Bildergalerie. Da sich die Angabe, auf der die Attribution beruht, nicht überprüfen läßt, und was vom Bildnis ehemals im Temesvár bekannt ist, einerseits nicht ausreichend 21 andererseits nicht schlagkräftig genug ist, um den Zusammenhang der beiden Bilder anzunehmen und die beiden Maler gleichzusetzen, bleibt nur die Möglichkeit, auf stilistischer Grundlage zu entscheiden, ob die angenommene Autorschaft Dorffmaisters beim Bildnis der Historischen Bildergalerie aufrechterhalten werden kann. Das um 1779 datierte und bei der jüngsten Veröffentlichung als Replik des Bildnisses von Temesvár behandelte Bildnis 22 läßt 157