„Stephan Dorffmaister pinxit”. Dorffmaister István emlékkiállítása (Zalaegerszeg, 1997)

Galavics Géza: Die Histrienbilder von Stephan Dorffmaister

Die Historienbilder von Stephan Dorffmaister GÉZA GALAVICS Stephan Dorffmaister, der in Ungarn seßhaft gewordene Wiener akademische Maler, unter­scheidet sich von seinen ebenfalls in Ungarn tätigen Zeitgenossen vor allem durch die hohe Zahl seiner Historienbilder. Die Themen sind fast ausnahmslos aus der ungarischen Geschichte geschöpft, und die Auftraggeber waren kirchliche Persönlichkeiten und Institutionen der katholischen Kirche. Darin, daß sie sich alle für den in Sopron lebenden Dorff­maister entschieden, kommt ein Werturteil zum Ausdruck: Man war der Meinung, daß es in der Ausführung von historischen Themen in monumen­talem Format wohl keiner mit Dorffmaister auf­nehmen konnte. Sechs Werke beziehungsweise Ensembles lassen sich unter seine Arbeiten mit Themen aus der ungarischen Geschichte einreihen. Alle wurden zwischen 1784 und 1795, im letzten Jahrzehnt seines beinahe vier Jahrzehnte währenden Schaffens ausgeführt. Das erste, die Schlacht bei Szent­gotthárd, schuf er 1784 für das Kirchenschiff der dortigen Zisterzienserabtei, das zweite, die Bilder der beiden Schlachten bei Mohács und das Bildnis Königs Ludwig II. im Jahr 1787 für den Sommerpalast des Bischofs von Pécs. Diesen folgte 1788 Der Fall und die Rückeroberung von Burg Sziget in der Kuppel der Pfarrkirche der Stadt und 1792 Die Stiftung der Abtei Pannonhalma durch den heiligen König Stephan für einen Seitenaltar des Doms von Szombathely. Die Reihe der Historienbilder wurde dann 1793 durch die Deckengemälde der Pfarrkirche von Kiskomárom ­König Andreas I. stellt das Christentum in Ungarn wieder her, Stiftung des Collegium Rubrorum von Tyrnau - und 1795/96 durch die Ölgemälde für den Empfangssaal der Zisterzienserabtei von Szentgott­hárd mit Szenen aus der Geschichte der Abtei abgeschlossen. Die Hälfte dieser Werke besteht aus Deckenfresken in Kirchen, die andere Hälfte aus großformatigen Ölgemälden. Hinsichtlich ihrer Funktion sind vier für sakrale Räume entstanden, zwei schmückten repräsentative Räume von hohen kirchlichen Würdenträgern - Empfangsräume von Bischöfen beziehungsweise Äbten. 1 Die drei frühesten, die Bilder von Szentgotthárd (1784), von Mohács (1787) und Szigetvár (1788), sind von der Hundertjahrfeier der Vertreibung der Türken geprägt. Während der langen Türkenherr­schaft, die mit der katastrophalen Niederlage bei Mohács im Jahr 1526 begann und bis zur Rückeroberung von Buda im Jahr 1686, anderthalb Jahrhunderte dauerte, konnte der erste Sieg 1664 bei Szentgotthárd erreicht werden, sodann etwa zwei Jahrzehnte später, im Jahr 1687, auf dem Schauplatz der ersten schweren Niederlage von 1526, auf dem Schlachtfeld bei Mohács, und schließlich 1688 bei Szigetvár, wo die Burg Sziget der Familie Zrínyi zurückerobert wurde. 2 Die katholische Kirche in Ungarn verstand diese Siege noch nach einem Jahrhundert als Triumph des Christentums und wünschte sie jeweils an Ort und Stelle mit den Mitteln der bildenden Kunst als Beispiel vorzeigen. Zunächst wollte man an der Decke des Schiffes der Zisterzienserkirche von Szentgotthárd das Andenken an die siegreiche Schlacht von 1664 verewigen. Die Ende des 12. Jahrhunderts gestiftete und im ausgehenden Mittelalter aufgelöste Zisterzienserabtei wurde nach der Vertreibung der Türken wiederhergestellt. Die Güter der Abtei wurden 1734 von den Zisterzien­sern von Heiligenkreuz zurückgelöst und in den 1740er Jahren wurde auch die Abtei wiederbelebt. Zwischen 1748 und 1764 ließen die Zisterzienser durch Franz Anton Pilgram eine großzügige Kirche errichten, deren Innenausstattung von Künstlern des Ordens, dem Bildhauer und Bildschnitzer Caspar Schrezenmayer und dem Maler Matthias Gusner gestaltet wurde. 3 Zu dieser Zeit wurden der Hochaltar und die Seitenaltäre sowie die Deckengemälde des Chors und der ersten Kuppel des Schiffes (M. Gusner) ausgeführt. Nur der letzte Abschnitt des Schiffes wurde leer belassen, um dort - wie es 1764 in die Ordenschronik eingetragen wurde - „mit einem besseren und würdigeren Pinsel" die Schlacht bei Szentgotthárd verewigen zu lassen. 4 Es dauerte jedoch zwei Jahrzehnte, bis dieses Vorhaben realisiert werden konnte, denn der Orden fand erst 111

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