S. Perémi Ágota (szerk.): A Veszprém Megyei Múzeumok Közleményei 27. (Veszprém, 2012)

PROHÁSZKA Péter: EGY 10 - 11. SZÁZADI BIZÁNCI „SZENTFÖLD" TÍPUSÚ EREKLYETARTÓ BRONZ MELLKERESZT TÉS HATÁRÁBÓL1

EIN BYZANTINISCHES BRONZENES PEKTORALKREUZ TYP „HEILIGES LAND" AUS DEM 10-11. JAHRHUNDERT VON DER GEMARKUNG TÉS Im 10. Jahrhundert erscheinen die Kreuze nach mehr als dreihundert Jahren wieder im Fundmate­rial des Karpatenbeckens. Ihre Rolle und Bedeutung für die landnehmenden Ungarn wurde wieder­sprüchlicht diskutiert. Die Frage, ob das Erscheinen der Kreuze auch mit der Christianisierung in Verbindung stehen könnte, oder gerade als Zeichen der Christianisierung wäre, wurde bis heute nicht beruhigend geklärt. Im 1 0. Jahrhundert erscheinen zahlreiche Typen und Varianten von Kreuzen im Fundmaterial des Karpatenbeckens, deren Auf­tauchen in landnehmezeitlichen Gräbern unter­schiedlich interpretiert wurde. Sie wurden entweder als Spuren der frühen Missionstätigkeit der byzanti­nischen Kirche, oder als Handelsware gehalten, welche als Amulette oder Schmuck mit apotropäis­cher/heilbringender Wirkung besorgt und getragen wurden. Anderseits wurden sie mit den Pilger­fahrten in Verbindung gebracht, wonach sie durch Ungarn nach Jerusalem führenden Pilgerweg ins Karpatenhecken gelangten. Gegenüber der Awarenzeit spielten Kreuz und andere christlichen Symbole im Kunst der landnahmenden Ungarn keine Rolle. Die ungarische Forschung beschäftigt sich seit dem Zweiten Weltkrieg mit den landnah­mezeitlichen und mittelalterlichen Kreuzen. Sie wurden aber nach Typen bewertet und die getrennte Analyse der verschiedenen Varianten haben wenig Beachtung bekommen, obwohl die getrennte Analyse die unterschiedliche chronologische Stellung der Varianten zeigen könnte. In diesem Beitrag werden jene Variantten von Reliquienkreuze Typ „Heiliges Land" aufgenommen und bearbeitet, bei welchen auf der Vorderseite reliefartig dargestellter Christus im Colobium, auf der Rückseite Maria in orans Haltung und auf beiden Seiten am Ende der Kreuzarme je ein Brustbild in Reliefausführung chrakteristisch sind. Man muss aber dabei immer beachten, dass diese Kreuze fast „industrielle" hergestellte Massenware waren und so wurden sie auf dem Gebiet des Byzantinischen Reiches hergestellt und verkauft. Den Grund des Beitrags bietet eine Zeichnung, welche sich im Nachlass von Flóris Römer befindet. Sie wurde von dem evangelischen Pastor Andor Turcsányi 1870 über die Alterthümer von Tés (Kom. Veszprém, Ungarn) gemacht. Die dargestellte Rückseite des Reliquienkreuzes gelangte mit dem Nachlass des Pastors ins Savaria Museum zu Szombathely, wo sich heute ohne Fundortangabe befindet. Für diese Kreuze ist charakteristisch, dass sie aus zwei kasten­förmigen Hälften bestehen, die mit einem Anhängerscharnier verbunden sind und im inneren befand sich die Reliquie. Sie wurden in verschiede­nen Werkstätten auf dem byzantinischen Gebiet als Massenware in der mittelbyzantinischen Zeit hergestellt. Aus dem Karpetenbecken stehen uns Angaben über 18 Exemplaren zur Verfügung. Wie bei den anderen Kreuzen kamen die meisten Stücke dieser Variante als Streufunde zum Vorschein und nur einige stammen aus Gräber (Grab 440 von Tiszaörvény-Templomdomb, Grab 199 von Sár­rétudvari-Hízóföld, sowie ein Altstück aus dem Grab 236 des hochmittelaterlichen Gräberfeldes von Négyszállási I.). Wie bei anderen fast industriellen herrgestellten Massenwaren, so muss man bei den Reliquienkreu­zen auch eine Art Entwicklung und Veränderung der Gestaltung annehmen, wonach das Bild erweit­ert sich mit weiteren Gestalten am Ende der Kreuz­balken. Danach sollten zuerst jene Exemplare gemacht werden, bei welchen sich an Balkenenden die Büste der Evangelisten in Medaillone befinden. Dann verbreiten sich die Kreuze mit Büsten ohne Madaillone an Balkenenden. Was dadurch auch gezeigt wird, dass obwohl die Medaillone wegge­lassen wurden, bestand weiterhin der abgerundete untere Teil der Büste. Wann aber dieser Prozess passierte, kann man nicht genau bestimmen. Wahrscheinlich erfolgte der noch am Ende des 10. Jahrhunderts. Die früheren Stücke mit Medaillone kommen meistens im mittleren Theissgebiet vor und die späteren hauptsächlich im nordöstlichen Teil Transdanubiens. Man muss die Möglichkeiten weiter offen halten, wie diese Varianten der Reliquienkreuze Typ Heiliges Land im Karpaten­becken erscheinen. Die häufigsten Erklärungen sind, dass sie durch Raub, Handel oder Mission­ärtätigkeit hierher gelangten. Nach der Verbrei­tung der Kreuze kann man den Einfluss der Ost­kirche in den südlichen und östlichen Gebieten des Landes ausschliessen, weil die Kreuze gerade da fehlen. Sie gelangten wahrscheinlich als Handels­ware hierher und wurden sie als Schmuck mit apotropäischer oder heilbringender Wirkung getragen und ins Grab gelegt. 115

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