A Veszprém Megyei Múzeumok Közleményei 16. (Veszprém, 1982)

S. Lackovits Emőke: A köveskáli református templom ülésrendje

JÓZSEF GELENCSÉR EINE EIGENWILLIGE WALDGEMEINDE IN SZENTBÉKKÁLLA In Ungarn vollzogen sich Mitte des XIX. Jahrhun­derts in der Landwirtschaft wesentliche, in Richtung der bürgerlichen Gesellschaft weisende Veränderun­gen, ohne daß dadurch die feudalistischen Rechtsformen vollkommen beseitigt worden wären. So blieben auch die Bodengemeinden erhalten, die einerseits aus dem Feudalismus in die bürgerlichen Verhältnisse überge­gangen, andererseits bei der Neuformierung des Fron­dienstes entstanden sind und somit einzelne Züge des früheren gemeinsamen Bodenbesitzes an sich tragen. 1887 entstand in Szentbékkálla (damals Komitat Zala, heute Komitat Veszprém) eine neue Waldgemeinde, die sich erst nach dem 2. Weltkrieg auflöste. Von dem bes­ser bemittelten Teil der Gemeinde haben 16 Familien einen Wald des Esterhâzy-Gutes mit dazugehörigem Weingarten und Ackerland, sowie mit den Immobilien gekauft. Der Haupt-Adeltitel des vorhergehenden Be­sitzers wurde zum Unterscheidungsmerkmal der neuen Gemeinde: Die Gemeinde wurde als Grafgutbesitz, ihre Mitglieder wurden als Grafmänner bezeichnet. Da die juristische Persönlichkeit der Waldgemeinde den Rechtsregeln des vorigen Jahrhunderts nicht entsprach, wurden die gekauften Immobilien ungeteilt als ge­meinsames Eigentum in das Grundbuch eingetragen; außerdem waren der gemeinsame Besitz, die kollektive Nutzung und Beteiligung im Verhältnis der Besitzan­teile charakteristisch. Die Waldgemeinde baute ihre Organisation aus, der ein Verwalter oder Vorsitzender vorstand, welcher die Bewirtschaftung bestimmte und leitete. Auf den jährlich mehrmals abgehaltenen Ver­sammlungen wurde in den wichtigsten Fragen ent­schieden, so unter anderem über die Menge der zu fäl­lenden Bäume. Für den Wald wurde ein Wachposten angestellt, der gegen die Verletzer der Rechtsregeln vorging. In der Praxis setzte sich eine Gebietsaufteilung durch, welche vom Bäumefällen für den jährlich zu sichernden Feuerholzbedarf bestimmt wurde; sie bildete den Übergang zwischen dem freien Waldleben und der Aufteilung entsprechend dem Waldrecht. Neben dem Feuerholz garantierte der Wald auch die Möglichkeit des Weidens. Während man Anfang des Jahrhunderts noch einen gemeinsamen Hirten beschäf­tigte, haben später nur die Kinder der Berechtigten auf die Tiere aufgepaßt. Neben dem Weiden der Rinder wurde das Füttern der Schweine mit Eicheln bis zur Jahrhundertwende völlig zurückgedrängt. Der Wald war auch der Austragungsort des ge­sellschaftlichen Lebens: Am Anfang des XX. Jahrhun­derts wurde auf einer Waldlichtung jährlich eine Mai­feier abgehalten — dort hat man getanzt, gegessen und getrunken. Die Waldgemeinde von Szentbékkálla realisierte eine kollektive Nutzung und einen gemeinsamen Besitz, der eine in sich geschlossene Organisation bildete und we­sentlich zu der bereits begonnenen Schichtenbildung innerhalb der Bauernschaft beitrug. Sie diente den In­teressen einer engeren Gemeinschaft und war zugleich ein Gradmesser dafür, daß die Dorfgemeinschaft in der Zeit des Kapitalismus nicht mehr homogen ist, sondern verschiedene kleinere Interessengemeinschaften auf­weist. 309

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