A Veszprém Megyei Múzeumok Közleményei 11. (Veszprém, 1972)

Szántó Imre: A végvári rendszer kiépítése a Balaton környékén 1541–1566

Der Ausbau des Grenzfestungssystems in der Balaton-Gegend zwischen 1541 und 1566 Nachdem sich die Türken in der Budaer Burg eingenistet hatten, wurde das Gebiet Ungarns zu ständigem Kriegs­schauplatz. 1543 riß Sultan Suleiman auf dem rechten Ufer der Donau eine im Durchschnitt 100 Kilometer breite Ver­teidigungszone aus dem Gebiet des Landes aus und verband sie mit den Festungen an der Unteren Donau. Valpó, Siklós, Pécs, Székesfehérvár, Tata und Esztergom kamen alle in seinen Besitz. 1544 erweiterte sich das Eroberungsgebiet mit den Gegenden von Visegrád, Nógrád und Hatvan. So ver­schob sich also plötzlich der Kriegsschauplatz einige Jahre nach dem Verlust von Buda aus Syrmien in das Mátra­Gebirge und in die Gegend von Veszprém—Győr—Komá­rom. Die Pforte erweiterte planmäßig diese — hinsichtlich des Anrückens der türkischen Truppen — strategisch so wichtige Zone. Die in Pécs und Székesfehérvár sitzenden Türken begannen mit der Unterwerfung von Transdanubien. Das Balaton-Oberland und die Zalaer Grenzfestungen waren zu dieser Zeit aus der Richtung von Veszprém und Nagyvá­zsony am meisten bedroht, während Szigetvár und die klei­neren Grenzfestungen des benachbarten Komitats Somogy am südlichen Teil der Verteidigungslinie den Türken an der Drau den Weg versperrten. Nach diesen Erfolgen der Türken wurde es zur dringenden Aufgabe, durch Ausbau und Befestigung eines Grenzfes­tungssystems den weiteren 1 ) Eroberungen Einhalt zu gebietent Versäumnisse von etwa zwanzig Jahren hatten zur Folge, daß die nördliche Grenze der türkischen Eroberungen nich­bei der Linie Kanizsa—Szigetvár—Pécs—Kalocsa—Szeged blieb, sondern von Syrmien und der Unteren Donau mit einem einzigen Schwung zur Linie Győr—Esztergom—Eger —Szolnok vordrang. Um dem Feind Einhalt zu gebieten, mußte im Inneren des Landes eine neue Verteidigungslinie ausgebaut werden. Die wichtigsten Stützpunkte wurden an­fangs von Grundbesitzern aus eigenen Kräften zu Grenz­festigungen ausgebaut. Diese verwendeten zum Festungsbau ein Holz- und Erdmaterial, das am billigsten zu beschaffen war. Das wichtigste finanzielle Mittel zum Bau und Unter­halt der Festungen war die Fronarbeit der Leibeigenen. Nach dem Fall von Veszprém bemühte sich der Wiener Hof die sich vom Balaton bis zur Donau hinziehende Verteidi­gungslinie schnell zu befestigen. Die wichtigsten Festungen dieser Linie waren: Pápa, Palota und Győr. Auch die klei­neren befestigten Plätze wurden aber nicht vernachlässigt. (Vasvár, Levéld, Csesznek, Nagyvázsony, Devecser, Ugod usw.) Diese kleinen Bergfestungen, Spundwände und Schloß­befestigungen konnten sich zwar im Falle einer Belagerung nicht halten, gegen die streifenden Truppen boten sie aber einen sehr guten Schutz. Die begüterte Klasse versuchte die Lasten der Landes­verteidigung und der Verpflegung der Grenzfestungen auf den König abzuschieben. Der systematische Ausbau der Grenzfestungen begann im Jahre 1556, als Ferdinand I. den damals gegründeten Wiener Kriegsrat mit dieser Auf­gabe betraute. Die ungarländische Linie der Grenzfestun­gen stütze sich in Transdanubien als Fortsetzung der kroa­tischen und slowenischen Grenzverteidigung auf den Bala­ton und das Vértes-Gebirge, von Győr zog sie sich am Rande der Ebenen nach Osten hin. Ihre wichtigeren Stützpunkte waren: Kanizsa, Veszprém, Pápa, Palota, Tata, Komárom und Győr. Die Verteidigungslinie bestand nicht nur aus einer Kette von kleineren oder größeren Burgen, Grenzfes­tungen, sondern sie bildete ein zusammenhängendes System: mehrere Linien von befestigten Plätzen zogen sich hinterein­ander hin. Die ziemlich schwachen und veralteten Festungen der Verteidigungslinie am nördlichen Ufer des Balaton spiel­ten als unmittelbare Nachbarschaft der Türken — so die Festungen von Keszthely, Sümeg, Szigliget, Csobánc, Ti­hany usw. — eine sehr wichtige Rolle in der vorangehenden Verteidigung und im Rekognoszierungsdienst der hinter ihnen liegenden größeren und moderneren Festungen, wie Pápa, Palota und Győr. Die Grenzfestungen konnten in hrer Umgebung nicht nur die Fortsetzung der Produktionsarbeit, sondern auch das Weiterbestehen der Dörfer sichern. Die Besatzung der Grenzfestungen erlegte ihnen zwar eine große Last auf, ver­teidigte sie aber gegen die Türken. Im Laufe dieser Kämpfe vollzog sich eine tiefgehende Wandlung im ganzen militä­rischen System. Das Gewicht der Verteidigung verschob sich immer mehr auf das ständig, berufsmäßig dienende Kriegsvolk, (Miles continuus) das sich aus Ungarn, vom König geschickten Fremden und in Ungarn lebenden ande­ren Völkern rekrutierte. Der allgemeinen europäischen Entwicklung entsprechend trat im ungarischen Heereswe­sen eine Änderung zugunsten der Infanterie ein. Die Kaval­lerie beteiligte sich von nun an eher an den Ausschweifun­gen. Nicht nur die den befestigten Platz verteidigende In­fanterie, sondern auch die Festungsartillerie erhielt eine größere Bedeutung. Mit den Besonderheiten des Festungs­kriegs hing auch die rasche Verbreitung der Handschußwaf­fen zusammen. Die Besatzung der Grenzfestungen setzte sich vor allem aus Personen zusammen, deren Heim und Gut die Türken verwüstet hatten oder die vor dem Druck der Leibeigenschaft in die Festungen geflüchtet waren. Die gemeinsame Tatsache der Deklassiertheit, der labile, vege­tative Charakter ihrer Daseinsform schmiedeten sie vom ge­gesellschaftlichen Gesichtspunkt aus zu eigenständigen Ge­meinschaften besonderer Prägung zusammen. Außer dem Un­terhalt kämpften sie für ihr" Heim, ihre Heimat, ihre Familie und für die zu ihrer Existenz unentbehrlichen Produktions­mittel mit den fremden Eroberern. Die Besatzung der königlichen Festungen erhielt unregel­mäßig und mangelhaft ihren Sold. Sie blieb aber trotz des Elends und der Armut an ihrem Platze. Die schwache Be­satzung der flüchtig ausgebauten Festungen der Balaton­Gegend konnte die türkische Expansion nicht verhindern. Obwohl die Festungen des nördlichen Balaton-Ufers wäh­rend der ganzen Zeit der Türkenherrschaft in den Händen der Ungarn blieben, wurde die Mehrheit der benachbarten Dörfer zum Kontribuenten der Türken. Der — letzte — große Feldzug von Sultan Suleiman im Jahre 1566 brachte die türkische Gefahr für die Balaton­Gegend in unmittalbare Nähe. Nach der Zurückeroberung von Veszprém (1566) verschoben sich die bisher von Osten geführten türkischen Angriffe auf das Gebiet südlich des Balaton. Von dieser Zeit an wurde vor allem Kanizsa zum Schützer des südlichen Transdanubien. Die Kämpfe flammten von nun an nicht vor Szigetvár und Pécs, sondern zwischen Szigetvár und Kanizsa, im inneren Teil des Komitats Zala und in Somogy auf. Nach dem Fall von Szigetvár drangen die türkischen Freibeuter bis zum südlichen Ufer des Bala­ton und zu den Zalaer Grenzfestungen vor. Imre Szántó 327

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