A Veszprém Megyei Múzeumok Közleményei 10. (Veszprém, 1971)

Nagybákay Péter: Veszprémi és Veszprém megyei céhzászlók, céhládák és egyéb céhjelvényes emlékek

Zunftfahnen, Zunftlampen und andere Zunftzeichen-Denkwürdigkeiten aus Stadt und Komitat Veszprém In den Bänden 1, 2, 4 und 5 der Schriftensammlung Veszp­rém megyei Múzeumok Közleményei (Mitteilungen der Mu­seen des Komitats Veszprém) finden sich bereits die Beschrei­bungen einiger aus dem Komitat stammenden zünftigen Denkwürdigkeiten. Es handelt sich vornehmlich um Siegel, Botenschilde, Zunftkrüge (mit anderen Zunftgefäßen) und Zunftladen. Vorliegende Studie befaßt sich mit den Zunft­fahnen, den Beerdigungsgeräten der Zünfte (besonders Zunft­lampen), den Herbergszeichen, Handwerksschilden sowie mit der Inneneinrichtung von Zunfthäusern. Damit ist im wesentlichen das Inventar der auf uns überkommenen zünf­tigen Denkwürdigkeiten auch abgeschlossen. /. Die Zunftfahnen Fahnen waren ursprünglich Feldzeichen, die der Truppe vorangetragen wurden. Unter der Fahne scharten sich die Kämpfer und durch Fahnenzeichen wurden ihnen auch je­weils Befehle übermittelt. Auch die ersten Zunftfahnen dien­ten ausdrücklich als Vergatterungsort für das wehrhafte Zunftvolk in Waffen, das auch zur Verteidigung der Städte herangezogen wurde. Dieser Waffendienst war eine erstran­gige Aufgabe der Zünfte. Abbildungen von solchen Zunft­fahnen gibt es bereits aus dem XIII. und XIV. Jahrhundert. Sie stammen aus den Ländern Westeuropas : aus Frankreich, besonders aber aus Flandern und der Schweiz. Neben dem Feldzeichen für den Heerbann des zünftigen Volkes gilt die Zunftfahne aber auch seit frühen Zeiten als Symbol der Zu­sammengehörigkeit und wird in feierlichen weltlichen und kirchlichen Umzügen hochgetragen. Je mehr der Wehrdienst der Zünfte durch das Aufkommen von neuen Waffen an Bedeutung verlor, besonders aber als Folge der sich im XVII. Jahrhundert immer mehr ausbreiten­den Gegenreformation, werden die Zunftfahnen in zunehmen­dem Maße zu Schaustücken religiöser Umzüge. Aus dieser Epoche stammen auch die ersten konkreten Angaben über die Zunftfahnen im damaligen Ungarn. Königin Maria Theresia dekretierte im Einklang mit ihren der Gegenrefor­mation und der Zentralisierung dienenden Bestrebungen, daß jede Zunft eine eigene Zunftfahne besitzen müsse, diese sind in den Ortskirchen aufzubewahren und alle Zunftmitglieder — ohne Ansehen des Bekenntnisses — haben unter ihr an kirchlichen Umzügen, besonders aber am Fronleichnahmstag teilzunehmen. Mit den Zunftfahnen befaßte sich die ungarische Fach­literatur bisher überhaupt nicht, aber auch in den ausländi­schen Fachschriften ist dieses Thema recht spärlich vertreten. Infolge des natürlichen Verschleißes des Textilmaterials ist im Laufe der Jahrhunderte ein Großteil der Fahnentücher zugrunde gegangen. Andere wiederum blieben in den Kirchen, den ursprünglichen Aufbewahrungsorten, oder in Museen erhalten. Aber auch dieser droht binnen weniger Jahrzehnte die Gefahr des Verschleißes, wenn sie nicht raschestens in geeigneter Weise aufbewahrt und sachgemäß behandelt wer­den. Auf dem Gebiet des Komitats Veszprém sind nur mehr 30 Zunftfahnen erhalten geblieben, wo man doch von unge­fähr 140 hierorts bestandenen zünftigen Organisationen Auf­zeichnungen besitzt. Von den gesamten 30 Zunftfahren stam­men 10 aus Pápa, 7 aus Veszprém, 4 aus Nagyvázsony, 3 aus Peremarton, je eine aus Ugod, Tósokberénd, Herend, Mar­caltő und Bakonyszombathely, während die Herkunft einer anderen Fahne bisher unbekannt geblieben ist. Was die Auf­bewahrungsorte betrifft, befinden sich 14 Fahnen in der Ob­hut des Bakony-Museums in Veszprém, 10 werden im orts­historischen Museum von Pápa aufbewahrt und 1 Fahne sieht man in der kirchengeschichtlichen Sammlung von Veszprém. Die übrigen sind in den Ortskirchen von Peremar­ton, Marcaltő, Ugod und Bakonyszombathely. Die älteste dieser Fahnen stammt aus dem Jahre 1828, die große Mehr­zahl datiert aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts, aber auch in den 90er Jahren des Jahrhunderts wurden noch neue Zunftfahnen angefertigt. Ein Teil der Zunftfahnen, war ähnlich den Handwerks­schilden, an einem künstlerisch geschmiedeten Arm des Fah­nenschaftes aufgehängt. Ein einzigartig schöngeformtes, ei­sengeschmiedetes Traggerüst ist auch heute in der unter Denkmalschutz stehenden hl. Stefanskirche in Nagyvázsony zu sehen. Ursprünglich waren es 4, heute nur mehr 3 sehr schön geformte, mit farbigen Zunftzeichen und Wappen­schilden geschmückte Fahnenschaftarme, die von den an der Kirchenwand befestigten Fahnenschaften in den Kirchen­raum ragten. Ihr artistisches Silhouettenbild zeichnet sich eindrucksvoll von der weißgetünchten Kirchenwand ab. Sie stammen aus der Zeit vor der Wende vom XVIII. zum XIX. Jahrhundert und gehörten den Zünften der Schuster, Stiefel­macher bzw. Weber in Nagyvázsony. Das vierte Fahnen­schaftgerüst ist in der Zunftstube des Freilichtmuseums für Volkstunde von Nagyvázsony ausgestellt und war den orts­ansässigen Tischler-, Maurer-, Zimmerer- und Drehermeis­tern zugeeignet. Ein Fahnenschaftarm ähnlichen Typs mit dem kupfernen Weber-Zunftzeichen geschmückt, ist übrigens auch aus der Ortschaft Ugod bekannt. Die Fahnentücher selbst, wenn sie auch hinsichtlich ihrer Anfertigungszeit und ihrer Funktionsbestimmung im wesent­lichen dem gleichen Typ angehörten, zeigen doch eine sehr große Verschiedenartigkeit. Der Formgebung nach können vier Hauptgruppen unterschieden werden: 1. Viereckige Banner (etwa 150x180 cm groß), 2. dreieckige Standarten (etwa 100—140x200—260 cm groß), 3. die schwalben­schwanzartigen Doppelstandarten (etwa 80—140x180—250 cm groß) und 4. auf einem Holzkreuz befestigte, in Wimpeln auslaufende Prozessionsfahnen (etwa 135—150 x 160—200 cm groß). Die Fahnenschäfte waren rund gedrechselte, farbig be­malte Holzstangen von 350—450 cm Länge, öfters mit Holz­ringen als Handstütze. Gewöhnlich zeigen die Fahnenschäfte die gleiche Farbe wie das Fahnentuch. Die Fahnenschaft läuft gewöhnlich in einem bronzenen Knopf mit einem ein­fachen oder Doppelkreuz aus. Es finden sich aber auch solche Fahnenschaftkreuze, die mit Zunftabzeichen kombiniert sind, wie z. B. die Schäfte der Zunftfahnen der Wagner von Ba­konyszombathely, der Stiefelmacher und Müller von Pere­marton. Zum Tragen der gewichtigen Zunftfahne diente zu­180

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