A Veszprém Megyei Múzeumok Közleményei 9. (Veszprém, 1970)

Nyéki Károly: A Bakonytól a Jenyiszejig. Adatok Ludvig Kálmán életrajzához

Vom Bakonygebirge bis zum Stromlauf des Jenissei BEITRAG ZUM LEBENSBILD KÁLMÁN LUDVIG'S' Kálmán Ludvig gehört zu jenen Vorkämpfern der ungari­schen revolutionären Arbeiterbewegung, dessen Andenken es verdient, wachgehalten zu werden. Er ging aus dem Pia­ristengymnasium in Veszprém hervor und ließ sein Leben als bolschewistischer Revolutionär im sibirischen Krasno­jarsk am Ufer des Jenissei. Nun einige Daten über seinen Lebenslauf: Er wurde am 21. September 1889 in Veszprém geboren, wo sein Vater Grundbuchführer war. Als Mittelschüler kam er zu den Pia­risten, doch brachte er es nicht bis zur Reifeprüfung, weil er die Lehranstalt wegen seiner betont linken Gesinnung vorzeitig verlassen mußte. Er kam nach Budapest, wo er sich journalistisch zu betätigen begann. Dann aber wurde er zum Militär eingezogen und nach Ableistung seiner Dienst­pflicht als Kadett-Aspirant entlassen. Im Jahre 1910 gründete er in Veszprém unter dem Titel „Modern Dunántúl" (Modernes Transdanubien) eine sozial­politisch und literarisch orientierte Zeitschrift. Überflüssig zu sagen, daß die von ihm vertretene politische Richtung in den reaktionären Kreisen der Bischofsstadt lebhaften Wider­spruch erregte. Nachdem es die Zeitschrift bis zur sechsten Nummer gebracht hatte, sehen wir Kálmán Ludvig in der Redaktion-des von Samu Fényes geleiteten Blattes „Úttörő" (Banhbrecher) wieder. Hier erscheinen seine Beiträge unter dem Decknamen „Leon Diego". In der Landeshauptstadt wurde er rasch mit gleichgesinnten Freidenkern, Mitgliedern des einstigen Galilei-Vereins bekannt. 1910 erschien auch unter dem Titel „Tépett lapok" (Zer­fetzte Blätter) ein Gedichtsband aus seiner Feder. Es handelt sich aber um überwiegend recht schwache Dichtungen, de­nen die Merkmale des Dichterlings noch allzu sehr anhaften. Das Jahr 1915, das zweite Kriegsjahr wurde sein Schick­salsjahr. Er wurde zum Kriegsdienst im Honvéd-Regiment Nr 31 in seiner Vaterstadt Veszprém einberufen. Gegen Ende des Jahres ging es nach dem russischen Kriegsschau­platz und am 29. Juli des folgenden Jahres geriet er im Ver­lauf der großen sogenannten Brussilow-Offensive bei Sto­chod in russische Kriegsgefangenschaft. Eine neue Wende kündigt sich an. Aus dem Sammellager Darnica gelangt er noch im September nach dem Gefange­nenlager Chabarowsk und am 24. November in ein Offiziers­lager bei Krasnajarietzka. In diesem Lager wurde lebhaft und viel diskutiert und hier begann er auch eine Romandichtung mit dem Titel „Bató­váradi lumpok" (Die Lumpen von Batóvárad). In diesem Lager wurde er mit Máté Zalka, Rodion Markovits, János Káldor, Gábor Farkas und vielen anderen Teilnehmern an den späteren revolutionären Bewegungen bekannt. Im Sinne des „Friedens" von Brest-Litowsk wurde das Offizierslager am 14. April 1918 aufgelöst. Nach langem, abenteuerlichem Leidensweg gelangten die Insassen wieder zurück nach Krasnojarsk. In einem Durchgangslager am Ufer des Jenissei-Stromes traf er wieder mit seinen Gesin­nungsgenossen zusammen. Man vereinbarte die Herausgabe eines „Jenissei" betitel­ten illegalen Blattes, an dessen Herstellung so bekannte frü­here Angehörige des Galilei-Vereins teilnahmen wie Artúr Dukesz, Richárd Dornbusch, Miksa Natter-Nád u.a.m. Es dauerte nicht lange und die Redaktion wurde zu einer „revolutionären Zelle", deren Mitglieder sich propagandi­stisch betätigten. Hierbei erwies sich Kálmán Ludvig als überzeugter Bolschewik. Ende Juli 1919 kam es hier zu dramatischen Geschehnis­sen. Am 29. des Monats revoltierte die russische Garnison, aber den Wei ßgardisten gelang es die nicht gehörig vorberei­tet gewesene Bewegung zu unterdrücken. Auch die ungarischen Kriegsgefangenen waren an dieser Revolte aktiv beteiligt. Die Folge war, daß die Weißgardis­ten die Führer der illegalen ungarischen bolschewistischen Bewegung sowie jene des nationalistisch gesinnten sogenann­ten Ungarnbundes festnahmen und sie kurzerhand exekutier­ten, unter ihnen auch Kálmán Ludvig. Ám 5. Jänner 1920 befreite die Rote Armee die Stadt Krasnojarsk. Der städtische Sowjet und die Internationali­sten setzten ein Ehrendenkmal am Ort, wo die russischen und ungarischen Revolutionäre ihr Leben lassen mußten. Auf diesem Ehrenmal künden der Nachwelt das Geschehene in goldenen Lettern: „Hier ruhen die ungarischen Kommuni­sten, die von den Weißgardisten Koltschaks am 30. Juli 1919 erschossen wurden wegen ihrer Teilnahme am Aufstand des 31. sibirischen Schützenregiments." So fand hier, an den Ufern des Jenissei auch das revolu­tionäre Heldenleben unseres Kálmán Ludvig sein tragisches Ende. Er starb als Märtyrer des revolutionären Gedankens. Sein Andenken möge in künftigen Generationen den Glau­ben in ihre Überzeugung stärken und festigen. Károly Nyéki 194

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