A Veszprém Megyei Múzeumok Közleményei 6. (Veszprém, 1967)

Sági Károly: Adatok Festetics György és munkássága értékeléséhez

Angaben zur Wertung von György Festetics und seiner Tätigkeit Die häufige widersprüchliche Wertung in der Ver­gangenheit und der Gegenwart des Grafen György Feste­tics von Tolna (1755—1819) macht die knappe Zusam­menfassung der Frage notwendig. György Festetics besaß überdurchschnittliche geistige Fähigkeiten. Außer der ungarischen hat er in der lateini­schen, deutschen, italienischen, französischen und der englischen Sprache gesprochen und geschrieben. Er hat seine Studien im Wiener Theresianum beendigt, wo er über die Pflichtfächer hinaus auch einen gründlichen Rechtsunterricht erhielt. Hier wurde er mit dem Geiste der französischen Aufklärung bekannt, deren Grundsätzen er bis zum Ende seines Lebens getreu geblieben ist. Obwohl er sich für eine zivile Lebensbahn vorbereitete, ist er Soldat geworden um die Lage seiner verschuldeten Familie auch dadurch zu erleichtern. Er war ein beseelter Anhänger der aufgeklärten Monarchie von Joseph IL Als ein Freimaurer erwartete er die bürgerliche Umwand­lung von der Machtübernahme des „gesunden Menschen­verstandes". Die Politik vor 1797 von György Festetics ist durch das Bestreben, die koloniale Lage Ungarns zu liquidieren, charakterisiert. Um das zu verwirklichen will er den Bruch mit dem Hause Habsburg und die Inthronisation des preußischen Herrschers. Die Gewähr der Unabhängigkeit sieht er im Nationalheer. Die Idee des Nationalheeres schwebte vor seinen Augen als er am 5. Juli 1790 an die ungarische Diät eine Eingabe richtete. Die Eingabe wurde von János Laczkovics ausgebessert und von den Offizieren des Verbandes unterzeichnet. Die wichtigsten Punkte der Eingabe sind, daß ungarische Truppenteile ungarischen Offizieren unterstehen, zu Friedenszeiten auf ungarischem Gebiet stazioniert sein sollen und die Sprache der Befehls­führung die ungarische sein soll. Die Eingabe hat die Soldatenlaufbahn des Oberst­leutnants György Festetics entzweigebrochen. Nur auf wiederholte Bitte wurde vom Hof seine Entlassung mit dem 30. Mai 1791 bewilligt. György Festetics zog nach Keszthely, dem Mittelpunkt seiner ausgedehnten Besitze, um. Sein Name kommt mehrfach in den Prozeßakten der Martinovics-Verschwörung vor. Seine Teilnahme an der Verschwörung ist unwahrscheinlich, nur vermittels der Freimaurer-Idee kam er mit Martinovics in Beziehung. Eine Bestätigung davon ist daß keine Anklage gegen ihn erhoben wurde. Seine letzte offene Stellungnahme gegen den Wiener Hof geschah am 18. April 1797. Da wurde auf der Komitats­versammlung von Zala das die Adelsinsurrektion anord­nende königliche Manuskript verlesen. Festetics sprach sich wegen der Zwecklosigkeit der Adelsinsurrektion aus und in seinen Gesprächen gebrauchte er einen scharfen Ton, demzufolge der Kämmererstand ihm entzogen und er aus Wien verwiesen wurde. Von da an ändert sich seine Haltung, was von vielen mißverstanden wurde. Der Grund der Änderung war, daß Georg Festetics das Georgikon, Europas erste syste­matische Wirtschaftshochschule begründet hatte. Nach unserer Geschichtsschreibung wäre der Bedarf an gut aus­gebildeten Fachmännern auf den Festetics-Besitzen das leitende Motiv von der Gründung der Hochschule gewesen. Die Schulgründung dabei folgte viel höheren Zielen! Der Freimaurer-Schulgründer wollte nicht tatenlos auf die Thronbesteigung des „gesunden Menschenverstandes" warten, vielmehr wollte er vermittels des Georgikons die Anzahl der plebejischen Intelligenz erhöhen. Das Georgi­kon hatte zwischen 1797 und 1848 an die 2000 Hörer, deren Großteil leibeigener Herkunft war. Diese Privathochschule besaß also eine größere Studentenschaft als die Universität von Pest. Es gab eine Menge Fehlschlüsse auch aus der Analyse der Beziehung von György Festetics und János Nagy­váthy. Nagyváthy, der adelige landwirtschaftliche Fach­schreiber des Zeitalters, war ein bekannter Freimaurer, der die utopistischen Träume seiner Zeit in anonymen Schriften zusammenfaßte. Als Gutsverwalter des Festetics-Fidei­komisses sanierte er die finanzielle Lage der verschuldeten Familie. Danach, im Jahre 1797, kurz nach der Eröffnung des Georgikons wurde er in den Ruhestand gesetzt. Unserer Meinung nach mußte er im Interesse des Georgi­kons gehen. Da auch die Genehmigung von Privatschulen von der Willkür Wiens abhing, wollte Festetics mit der Entlassung von Nagyváthy dokumentieren, sein Geist sei von der Schule nicht gespiegelt worden. Übrigens war die Beziehung zwischen Nagyváthy und Festetics auch spä­terhin nicht abgebrochen. Nagyváthy besuchte die Zusam­menkünfte von Georgikon und Helikon in Keszthely, wo er auch mehrere Vorlesungen hielt. Ohne das Helikon zu erwähnen würde das Lebenswerk von Festetics nicht ganz sein. Von der fortschrittlichen Intelligenz und unter ihnen György Festetics wurde die Sache der ungarischen Sprache für die Grundlage des Werdens der Nation gehalten. Das Ziel der Helikon­Feierlichkeiten war das Pflegen und Entwickeln der jungen und kraftlosen Sprache. Ein weiteres Objektiv war die Aussöhnung der auf das Gebiet der Sprachkultur zurück­gedrängten Nationalkräfte. György Festetics war gegen die Widersprüche seines Zeitalters nicht immun. Er hielt die gesellschaftliche Umwandlung für notwendig, wollte sie auch fördern, er wollte sie jedoch ohne die Verletzung der Eigentums­verhältnisse erreichen. Sein Leben und seine Tätigkeit bedürfen einer weiteren, ausführlicheren Analyse. Aber es stellt sich schon aus dieser knappen Zusammenfassung heraus, daß György Festetics unter die Großen unserer Vergangenheit gehört, auf den wir mit Recht stolz sind. Károly Sági 342

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