A Veszprém Megyei Múzeumok Közleményei 6. (Veszprém, 1967)

Sz. Czeglédy Ilona–Ágostházy László: Berhida középkori temploma

Die mittelalterliche Kirche von Berhida Südöstlich von Várpalota, kaum 20 km weit von Veszp­rém liegt die Gemeinde Berhida. Ihre mittelalterliche Kirche wurde von der Landesinspektion für Denkmal­schutz in den Jahren 1963 — 64 rekonstruiert. Das gutproportionierte Gebäude von richtiger Massen­verteilung steht in der Hauptstraße des Dorfes. Vor der Westfassade des Gebäudes befindet sich ein stämmiger Turm mit Zeltdach, dahinten ein Schiff mit viereckigem Grundriß, an den sich eine Apsis anschließt, deren Ab­schluß drei Achteckseiten bilden. An der Südseite schließt sich eine Sakristei von einem unregelmäßigen Viereck an die Apsis. Auf dem Turmhelm stehen zwei, auf der Dach­spitze über der Apsis ein gotisches Steinkreuz. Die Rekonstruktion in den Jahren 1963 — 64 war durch den vernachlässigten technischen Zustand und den hohen Kunstdenkmalwert des Gebäudes gerechtfertigt. Der Rekonstruktion ging eine gründliche wissenschaft­liche Forschungsarbeit voran. Im Gebäude und in dessen unmittelbarer Umgebung, parallel mit dem Einsammeln der historischen Quellen waren Wandforschung und ar­chäologische Freilegung im Gange. Über das Dorf Berhida und seine Kirche haben wir schriftliche Angaben erst von der Mitte des 14-ten Jahr­hunderts. Das Dorf war wahrscheinlich schon vom 13-ten Jahrhundert an ein Besitztum des Bistums von Veszprém. In der ersten von uns bekannten Urkunde aus 1363 ist es als ein bischöfliches Dorf erwähnt. Zu jener Zeit hatte schon das Dorf auch eine Pfarrei. Vom Ende des 14-ten Jahrhunderts sind mehrere Urkunden bekannt, in denen Berhida als bischöfliches Dorf, das eigene Land des Bischofs erwähnt wird. Am Ende des 14-ten Jahrhunderts (1387 — 91) wurde Demetrius, Mitglied des berühmten Geschlechts Hunt-Pázmán der Bischof von Veszprém. Er war ein Sprößling des Bényi Zweiges vom Geschlecht Hunt-Pázmány, ein Liebling von der Königin Maria und Sigismund. Im zweiten Fielde des Steingewölbes der Kirche von Bermuda ist das mit Mond und Sternen verzi­erte Wappen der Hunt-Pázmán's zu sehen. In der Geschich­te des Dorfes und des Komitats ist Bischof Demetrius der einzige, mit dem das Wappen in Verknüpfung stehen kann. Zwar liegen keine schriftlichen Daten vor, weisen auch die Rippenprofile auf das 14-te Jahrhundert hin. Es besteht die Wahrscheinlichkeit, das die Kirche die Gewölbe vom Bischof Demetrius erhalten habe. Während des 15-ten Jahrhunderts kommt der Name des Dorfes wieder in mehreren Urkunden vor. Zum Range einer Stadt erhöht, wird es ein „oppidum". Nach dem Jahre 1540, wegen der türkischen Gefahr wird Berhida im Gefolge anderer Dörfer (Ősi, Peremarton, Szentistván) von dem König der Familie Podmaniczky in Donation gegeben. Im Jahre 1588 begegnen wir erstmalig dem Namen des päpstlichen Kapitäns Péter Huszár, in der Qualität des Landherrn von Berhida. Von da an bis zum 17-ten Jahrhundert einschließlich gehört Berhida der Familie Huszár. Unter den späteren Besitzern begegnen wir den Namen der Familien Huszár, Keresztes, Baranyai-Be­niczky und Boroszkay. Nach einem Urbar aus dem Jahre 1702 lagen beide Kirchen des Dorfes in Trümmern. (Wahr­scheinlich handelt es sich um die Kirchen von Peremarton und Berhida.) Seit 1720 waren die Zeugenbefragungen in den Streiten um die Rückgewinnung der katholischen Kirchen im Komitate Veszprém im Gange. In mehreren Zeugenaussagen zwischen den Jahren 1721 und 1949 begegnet man detaillierten Beschreibungen von der Kirche und ihrer Einrichtung, die als Beweise für den katholischen Charakter der Kirche dienen sollten. Im Jahre 1759, nach der Rückeroberung der Kirche unter der Führung von Daniel Boronkai von den Protestanten, wurde die Pfarrei umorganisiert. 1895 wurde die Kirche renoviert. Zweck der Ausgrabung war die Feststellung der ursprüng­lichen inneren und äußeren Bauschichten. Auch die Gräber, die im Dielenniveau zum Vorschein kamen, wurden frei­gelegt. In der Kirche sind mehrere übereinander geschich­tete Dielenniveaus beobachtbar. Vor den Apsisstiegen in dem Schiffe wurden auch die Grundlagen der mittelalter­lichen Apsis freigelegt und das mittelalterliche Dielen­niveau festgestellt. In der östlichen Hälfte des Schiffes wurden vier spätmittelalterliche Gräber freigelegt. In einer Ecke des Kindesgrabes vor dem südlichen Nebenaltar wurden in einem Ledersäckchen 107 Stück Leopold II Silbergeldes gefunden, ein wertvoller Silberfund aus dem 17-ten Jahrhundert. Außer der Kirche wurden die Fundamentierungs- und Niveauverhältnisse untersucht. In den zu den Wänden des Schiffes und der Apsis senkrecht gezogenen Forschgrä­bern wurde überall eine 70 cm breite Nebenmauerung gefunden, von der das Gebäude umzingelt wird und die an der Südseite der Richtung der südlichen Wand von der Sakristei folgt. In der Ecke zwischen dem Schiff und der Sakristei wurde ein Brunnen gefunden. Aus dem Braunnen kamen skulptierte Steine und Brüche von Gebrauchs­geschirren aus den Jahrhunderten 16— 17 ans Licht. Das das Gebäude umzingelnde Mauerwerk legt den Gedanken nahe, daß die Kirche während der türkischen Besetzung als eine Festung diente, welche Annahme auch durch den innerhalb des Mauerwerks gegrabenen Brunnen bestätigt wird. Aufgrund einer Synthese von den Ausgraubungsergeb­nissen könnte die architektonische Geschichte der Kirche im Folgenden zusammengefaßt werden: Das Gebäude in seiner ersten Form war die heutige, einschiffige Kirche mit polygonalem Abschluß und mit Sakristei. Es konnte eine ebene Decke haben und sein Inneres war mit Weihungskreuzen geschmückt. Obwohl dafür keine urkundliche Annahme vorliegt, kann sich die Kirche aufgrund der Grundrißanordnung und der Teil­formen auf die Wende der Jahrhunderte 13-14 datieren. Kirchen von ähnlichem Grundriß, die vom Ende des 13-ten Jahrhunderts datieren können, sind in den Komitaten Veszprém, Vas und Szabolcs, ferner an mehreren Stellen der Süd-Slovakei zu finden. (Nagyvázsony, Somlószöllös, Velemer, Szamostatárfal va, Csenger, Kisbény, Gutor, So­morja.) In Burgenland sind Kirchen von ähnlichem Grund­riß erst später, in den Jahrhunderten 15—16 zu finden. Bei uns ist vielleicht die Verbreitung dieser Grundriß­form dem Einfluß der Bautätigkeit der Prämonstratenser an der Wende von romanischer und gotischer Architektur zuzuschreiben. Die Kirche von Berhida wurde während des 14-ten Jahrhunderts weitergebaut. Die innere und äußere architektonische Ausgestaltung der Kriche wurde bereichert. Die wichtigste Änderung war der Bau des gut-proportionier­ten Gewölbes und des steinernen Dachstuhls um 1387, unter der Amtszeit von Bischof Demetrius. Die dritte größere Umgestaltung war die Ummauerung der Kirche. Während der türkischen Besetzung diente die Kirche profanen Zwek­ken. Die Ummauerung, die Befestigung und das Graben des Brunnens konnten in der zweiten Hälfte des 16-ten Jahrhunderts vor sich gehen. Während der Religionskriege besaßen Reformierte und Katholiken abwechselnd die Kirche, im 18-ten Jahrhundert wurde die Kirche trüm­merhaft. 1759 wurde die Pfarrei umgestaltet. Die mittalalterliche Kirche von Berhida ist ein interes­santes Kleingebäude von bedeutendem kunstgeschicht­lichem und architektonischem Wert und die Aufmerksam­keit wird besonders durch ihr ungewöhnliches Dachwerk auf sie gelenkt. Der Standpunkt bei der Rekonstruktion war es die Elemente des am vollkommensten aufrechterhaltenen archi­tektonischen Zeitalters wiederherzustellen. Ein Bestreben bei der Rekonstuktion war die Aufbewahrung der für das 14-te Jahrhundert charakteristische Massen- und Raum­wirkung sowohl im Inneren als auch im Äußeren. Von den Seitenwänden und den Gewölben wurden die nach­träglichen Verputzschichten beseitigt, die schönen mittel­234

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