A Veszprém Megyei Múzeumok Közleményei 4. (Veszprém, 1965)
Kéry Bertalan: A pápai keménycserépgyár története
Geschichte der Steingutfabrik von Pápa Im Komitat Veszprém entstand in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein keramisches Zentrum Transdanubiens: in Pápa, Herend, Városlőd und Bakonybél wurde Steingut oder Porzellan erzeugt. Die Benützung desselben Grundmaterials, sowie dieselben Arbeiter in der einen oder anderen Fabrik bilden unter ihnen die Verbindung. Zur Herstellung von Steingut, das die Fayence verdrängte, entschlossen sich im Komitat zuerst im Jahre 1802 zwei aus Holitsch eingewanderte Fachmänner, namentlich Franz Schneller und Johann Postpichal. Nach den ersten geringfügigen Versuchen wird die Arbeit unter der Leitung Karl August Windschügels in 1805 auf einer breiteren Basis mit dem von einer aus vier Mitgliedern bestehenden Gesellschaft gewährleisteten Kapital fortgesetzt. Von den Mitgliedern löst Matthias Winter das Anteil der übrigen ab, sodann verlangt und erhält er auch für seine im Jahre 1811 bereits mit 54 Personen arbeitende Fabrik das Privileg. Die Fabrik folgt qualitätsmäßig sofort nach Holitsch und ist hierzulande eine der besten. Ihre Ware ist im ganzen Land, ja in geringerer Menge auch in Österreich bekannt, sie hat in Pest und Győr Niederlagen. Im Jahre 1819 wächst die Zahl dieser auf neun, inzwischen werden ihre Verkaufspreise sogar zweimal herabgesetzt. Der blühende Betrieb ging nach dem im Jahre 1834 erfolgten Tode Winters zurück. Sein Schwiegersohn Johann Drachsitz vergeudet die eingetriebenen Außenstände und als er im Jahre 1837 stirbt, steht die Fabrik vor dem Bankrott. Moritz Fischer, der spätere Fabrikseigentümer von Herend nimmt die Fabrik in Pacht, doch wird der mit ihm geschlossene Vertrag wegen seinen Mißbräuchen gelöst. Den Betrieb und den Warenbestand kauft dann im Jahre 1839 für 30.000 Gulden Georg Mayer Kaufmann in Pápa. Dieser sucht bereits 1840 bei der Erneuerung des Privilegs auch um die Bewilligung für Porzellanfabrikation an. Die Fabrik blüht wieder auf: erzeugt Geschirr in einem Wert von 50 —60.000 Gulden im Jahr. Mayer befaßt sich auch mit Tuchfabrikation und wird 1851 unter die Großhändler von Pest aufgenommen. Inzwischen entstanden auch Konkurrenten der Steingutfabrik zu Pápa: in Városlőd wurde 1846 und in Bakonybél 1853 eine Steingutfabrik in Betrieb gesetzt. Mayer, der das Grundmaterial von Városlőd nach Pápa liefern mußte, erwirbt 1866 durch Kauf den Betrieb von Városlőd und legt die Fabrik von Pápa still bzw. setzt die Fabrikation mit seinen Arbeitern und seiner Ausstattung in Városlőd fort. Der sich auf ganz Europa erstreckenden Einwirkung von Wedgwood, dem Lehrmeister der Steingutfabrikation, konnte sich auch die Fabrik zu Pápa nicht entziehen. An einigen Erzeugnissen wandte man auch die Bezeichnung WEDGWOOD an. Vor der Mannigfaltigkeit der Erzeugnisse der Fabrik gibt eine aus dem Jahr 1811 stammende Warenliste ein getreues Bild. Im weiteren nahm die Menge der Warenauswahl nicht zu, es veränderten sich vielmehr die Formen, denn von den 1830er Jahren an kam der Einfluß des „zweiten Rokokos" zur Geltung. Zur Zeit Winters ging man an die Ausbildung einer besseren Produktionstechnologie heran, doch versucht man wegen den Mangelhaftigkeiten des Grundmaterials Durchbruchsbzw. Relieflösungen in maßhaltender Form. Gleicherweise deutet die marmorierende Bemalung der Tellerränder usw. auf einen nüchternen Geschmack hin. Von den in verhältnismäßig geringer Zahl erhalten gebliebenen, heute bekannten Erzeugnissen der Fabrik von Pápa sind die meisten Teller. Charakteristisch sind auch die an die Fayence erinnernden Apothekergefäße. Auch von der kaum 3 — 4 Jahre lang anhaltenden Porzellanerzeugung sind bloß einzelne Stücke bekannt, wahrscheinlich hat das Vordringen der Fabrik zu Herend auf diesem Gebiete G. Mayer dazu veranlaßt mit seinen Versuchen aufzuhören. Der Verfasser stellt schließlich in einer chronologischen Tabelle die bekannten keramischen Marken von Pápa zusammen, teilt die auf die Arbeiter bezüglichen Matrikelangaben mit, gibt zum Schluß in einem Anhang die Liste derjenigen Stücke an, die er in den Museen zu Veszprém und Keszthely bzw. in dem Budapester Kunstgewerbemuseum vorgefunden und bearbeitet hat. Bertalan Kéry 276