A Veszprém Megyei Múzeumok Közleményei 2. (Veszprém, 1964)

Egyed Edit: Vetési Albert püspök velencei casulája

Venezianische Casula des Bischofs Albert Vetési Die Kunstgewerbesamimlung des Bakonyi Mú­zeum in Veszprém bewahrt ein kulturgeschichtlich, wie auch textáliengesehichtlich bedeutendes Para­men tum: ein Messgewand aus rotem Samt, mit reichen Stickereien versehen. Verfasserin trachtet nur den Herstellungsort des Grundstoffes und der Stickerei dieser Casula, so­wie den Besteller dieses Meßgewandes zu bestim­men. Vor allem läßt sich behaupten, daß der Reich­tum der mittelalterlichen ungarischen Kirchenkunst im Verhältnis zum europäischen Material auffallend groß ist. In der ungarischen kirchlichen Kunst las­sen sich zwei Kunstrichtungen unterscheiden: die eine richtet sich nach Italien, die andere nach Deutschland. Verfasserin behandelt die formelle Entwicklung der Meßgewänder, die Ausbildung der liturgischen Farben und der Ornamente. Das in Rede stehende Meßgewand wurde in jener Zeit her­gestellt, als die Form der kirchlichen Gewänder einer solchen Verwandlung unterworfen war. Der rote Samt-Grundstoff der Casula ist ein Meisterstück der Samterzeugung des 15. Jhs. Auf den Granatapfel-, Ranken- und Knospenmotiven erscheinen Spuren des Einflusses der islamischen Kunst. Auf Grund der Analogien läßt sich Venedig als Herstellungsort des Grundstoffes feststellen. Am Rücken des Meßgewandes von Veszprém ist ein gesticktes Kreuz mit gerader Stange, mit drei Figuren auf der Stange und mit je einer Figur an den Armen des Kreuzes zu sehen. Auf der Stange ist Maria mit dem Kinde, im zweiten Feld Johan­nes der Täufer, im dritten der hl. Paulus darge­stellt. Auf den Armen des Kreuzes sind die reuige Maria Magdalena mit dem Kelch, und der Diakon Stephan d. H. mit der Palme und mit einem ge­schnallten Buch zu sehen. Unter diesen Figuren ist die des hl. Johannes die am feinsten bearbeitete. Die Figuren sind in der Technik der Nadelarbeit abschnittsweise, mit pastellfarbigen Schattierungen der verschiedenen Seidenfaden gestickt. Die For­men werden dabei durch die plastische Goldsticke­rei noch erheblich betont. Auch der Herstellungsort der Stickerei läßt sich auf Grund der Analogien in einer italienischen Werkstatt (in Venedig) vermuten. Die heutige Form der Casula ist das Resultat einer späteren Umge­staltung. Auf dem Baldachin der unteren Nische ist das Wappen des Bischofs Albert Vetési appli­ziert. Vetési dürfte Anfang des 15. Jhs geboren sein. Den größten Teil seines Lebens verbrachte er als Diplomat im Dienst des großen Königs Matthias. Er hat auch Beatrix von Aragonien zur Königin Ungarns gekrönt. Bezüglich der Herkunft der Casula ist die An­nahme die wahrscheinlichste, daß diese nach der Ernennung Albert Vetési-s zum Bischof in Italien gekauft wurde, als er im J. 1474 zum dritten Mal in die venezianische Republik und zum Papst reiste. In diesem Jahr wird die 500. Jahreswende der Krönung Matthias' gefeiert. Darin fanden wir die Veranlassung dazu, die Aufmerksamkeit auf die Kunstschöpfungen der Zeit dieses großen Herr­schers zu lenken. Edith Egyed 221

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