A Veszprém Megyei Múzeumok Közleményei 1. (Veszprém, 1963)
Molnár László: A Herendi Porcelángyár a reformkorban
Die Porzellanfabrik von Herend im Reformzeitalter Die Versuche der ungarischen Porzellanfabrikation, setzten um ein halbes Jahrhundert später ein, als die der grossen Fabriken in Europa. Die Unregelmässigkeit der bisherigen Forschungen auf dem Gebiet der Geschichte des Kuntsgewerbes ermöglichten es nicht, die Geschichte der Entstehung der auch heute fungierenden Fabrik von Herend zu bearbeiten. Bis heute herrschten die verschiedensten Anschauungen diesbezüglich, alle waren aber darin einig, dass die Fabrik im Jahre 1839 durch Moritz Fischer begründet worden sei. Die neuesten Forschungen bestrebten sich die Umstände der Gründung zu klären. Im ersten Drittel des XIX. Jahrhundertes war in Ungarn für die schnell emporsteigende kapitalistische Entwicklung die Kapitalarmut charakteristisch. Von dieser Schwierigkeit war auch die Unternehmung in Herend nicht frei. Vinzenz Stingl, der in der Fabrik von Tata als technischer Leiter bis 1824 tätig war. arbeitete bereits im Jahre 1828 als selbständiger Keramiker in Herend. Seine Tätigkeit in dieser Zeit wird von Mangel an Kapital begleitet. Er ist deshalb gezwungen, nacheinander Darlehen in Anspruch zu nehmen. Seine Gläubiger waren die Kanoniker, das Bistum, Verwandten und endlich Moritz Fischer. Seine Versuche in Betreff der Herstellung des Porzellans waren erfolgreich. Die ersten Porzellangefässe hat er im Jahre 1831 verfertigt. Es wurden vermutlich schon damals auch Serien erzeugt. Im Jahre 1839 tritt Moritz Fischer anlässlich einer Kreditangelegenheit in Herend auf und nimmt die Fabrik in Besitz. Da in dieser Zeit die Fabrikation des Porzellans durch Stingl bereits seit Jahren eingeführt war, gebührt die Priorität, Fischer gegenüber, Vinzenz Stingl. Auch als Begründer der Fabrik von Herend ist, Stingl zu betrachten. In den ersten Zeiten arbeitete Fischer mit Stingl zusammen und förderte die Produktivität der Fabrik. Bald kaufte er die Fabrik an, erwarb Privilegien, nahm an der Ausstellung des Industrieveroi nes und an der Wiener Gewerbeausstellung teil. Zuerst imitierte er die Gefässe der berühmten Fabriken von Meissen, Sevres und Wien, später bildete er aus Elementen derselben den „Herender Stil" aus. Aus Sammlungen der Museen wurden viele frühe Stücke der Fabrik von Herend registriert. Diese legen von der erfolgreichen Tätigkeit von Vinzenz Stingl und von den stilbildenden Bestrebungen der Fabrik Zeugnis ab. László Molnár 245